Story: Johnny (Lau Ching-Wan), Gene (Louis Koo) und Max (Daniel Wu) arbeiten für die CCB-Einheit (Commercial Crime Bureau)
der Polizei. Sie haben beim Unternehmen E&T den Verdacht des Aktienschwindels und Betrugs. Deshalb sitzt die Einheit nun Tag
und Nacht an ihren Monitoren und Kopfhörern, um anhand der versteckten Abhörgeräte und Kameras endlich Beweise gegen die Firma
in die Hand zu bekommen. Eines Tages lässt einer der Angestellten tatsächlich einen wichtigen Hinweis fallen, mit dem man die Firma
vor Gericht bringen könnte, doch mit der Information könnte Gene auch schnell an etwas Geld kommen, um seiner Familie und vor allem
seinem kranken Sohn etwas Geld zu hinterlassen, bevor er selbst innerhalb eines Jahres an Nierenkrebs sterben wird. Er bittet Max um
Hilfe, die beiden löschen die Aufzeichnungen und kaufen Aktien der E&T Firma. Allerdings bekommt das Johnny heraus und
stellt sie zur Rede. Doch da die Aktien schon gekauft sind und wegen Genes dramatischer Situation, lässt er sich überreden mitzumachen.
Allerdings zieht die Angelegenheit immer größere Kreise und bei seinem Freund Kelvin (Alex Fong Chung-Sun) kann Johnny auch keine
Hilfe holen, da er mit dessen Frau Mandy (Zhang Jingchu) eine Affäre hat. Die drei geraten in immer größere Schwierigkeiten als
nicht nur ihre Vorgesetzten ihnen dicht auf den Fersen sind, sondern auch noch der Boss von E&T Mr. Ma (Michael Wong) seine Leute
auf die Polizisten hetzt, weil sie ihm ein lukratives Geschäft zerstört haben.
Kritik: Es ist manchmal interessant, was so manche Kritiker schreiben. Oft kann man da einen komplett falschen Eindruck
von einem Film bekommen. "Overheard" stand deshalb nicht auf meiner Liste der Must-sees dieses Jahr und das obwohl er von den
"Infernal Affairs"-Machern Alan Mak und Felix Chong ist. Die beiden haben nach Filmen wie "Initial D" und vor allem dem
enttäuschenden "Confession of Pain" einfach jeglichen guten Willen, den man ihnen entgegenbrachte, zerstört. "Overheard" scheint
da nur eine weitere Enttäuschung zu sein und das trotz der beeindruckenden Besetzung. Aber... falsch gedacht! Endlich zeigen
Mak und Chong, dass sie ihr Handwerk nicht verlernt haben und immer noch qualitativ hochwertiges sowie vor allem spannendes Kino erzählen
können. Vergleichen mit der "Infernal Affairs"-Trilogie hält der Film zwar nicht stand, aber das hat eben auch niemand mehr
erwartet. "Overheard" hat durchaus seine Fehler, bietet aber eine nette Story und vor allem Kino, das nicht nur nach Qualität
aussieht, sondern zum Großteil auch solche ist.
Wirklich gut sah es aber für den Film nicht aus, denn die beiden Regisseure mussten ein Werk abliefern, das bei den
chinesischen Zensoren auch durchkommt. Da die Parole von jenen "Verbrechen zahlt sich nicht aus" lautet, waren Mak und Chong
in ihrer künstlerischen Freiheit doch recht beschnitten. Dennoch schaffen sie es genügend Wendungen und spannende Momente in
ihrem Film zu verbauen, die uns nicht einfach nur auf den ohnehin offensichtlichen Ausgang der Geschichte warten lassen. Ja,
vielleicht haben die beiden den Zensoren sogar ein kleines Schnippchen geschlagen, in jedem Fall haben sie sich ihrer neuen
Situation recht gut angepasst.
Außerdem gelingt es "Overheard" endlich einmal wieder eine durchgängige Geschichte zu erzählen, die in sich geschlossen ist
und bietet Charaktere, mit denen man auch mitfiebern kann. Hut ab vor der Besetzungsliste, die Mak und Chong da zusammengesetzt
haben.
Louis Koo ("Rob-B-Hood", "Flash Point", "Accident") ist mittlerweile in jedem zweiten Hong Kong Film zu sehen und man bemerkt
bei ihm eindeutig einen schauspielerischen Fortschritt. Das heißt nicht, dass er hier eine Glanzleistung abliefert, aber seine
nervöse, hektische Art passt zu seinem Charakter. Daniel Wus ("New Police Story", "Protégé") Schauspiel als der ruhige, junge
Polizist, der sich in eine reiche Familie einheiratet, ist etwas reservierter und verblasst dagegen oft. Lau Ching-Wan ist
natürlich ein Mann, den man nicht mehr vorstellen braucht. Er verkörpert die Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit, die der
Zuschauer braucht, um mit dem Trio mitfiebern zu können. Wie immer schafft Lau es seiner Rolle die meiste Tiefe zu geben,
man muss dafür aber auch den beiden Regisseuren bzw. Drehbuchschreibern danken, denn einen guten Teil des Films werden auch
die zwischenmenschlichen Beziehungen abgehandelt. Jeder von den drei hat eine Familie und seine eigenen Probleme, die den
Dramagehalt des Films nochmal ordentlich nach oben schrauben und es uns einfach machen Sympathien für die drei zu entwickeln.
Auch die Nebenfiguren sind gut besetzt, was den Hintergrundgeschichten noch einmal etwas mehr Plastizität verleiht. Eine Ausnahme
gibt es allerdings. Michael Wong als Oberbösewicht. Zugegeben, Wong hatte auch keine guten Voraussetzungen, denn der eigentliche
Bösewicht wird etwas zu spät in die Geschichte eingeführt und scheint auch immer irgendwie außerhalb dieser zu stehen. Dennoch
ist Wongs Schauspiel nicht mal ansatzweise auf dem Level von Koo und Wu. Von Lau Ching-Wan möchte ich hier gar nicht erst reden.
Die vielen englischen Sätze, die Wong hier über den Film verteilt intensivieren nur das Bild des Bösewichts aus einem
B-Movie. Das mag nicht passen und stellt damit wohl die größte Schwäche des Films dar.
Mak und Chong schaffen es aber endlich wieder in ihre Szenen Spannung einzubauen. Das Thema des Films, Abhören und Observieren,
steht durchgängig im Mittelpunkt und Aktienschwindel ist in Zeiten der Wirtschaftskrise und korrupter Bankiers ein Thema, das
am Puls der Zeit ist.
Leider mangelt es dem Film jedoch am letzten Schliff, um wirklich nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Oft wird man mit zu
vielen Namen und Informationen auf einmal bombardiert und vielleicht hätte es dem Film nicht geschadet, wenn man sich am Ende
noch ein bisschen mehr Zeit genommen hätte. Die Spannung kann jedoch vor allem in der zweiten Hälfte enorm anziehen, nur der
Schluss wirkt eher wie ein Epilog, bei dem das Tempo rapide abfällt.
Schöne Kamerafahrten, gerade in den natürlich für Mak/Chong obligatorischen Hochhausdachszenen, ein actionreicher guter Soundtrack
von Kwong Wing Chan und die Kinematographie von Anthony Pun ("Connected", "New Police Story") geben dem Publikum, vor allem eben
dank der polierten Bilder, ein großartiges Kinogefühl. Leider gibt es aber wieder ein paar Einstellungen und Kameraschwenks,
bei denen es zu offensichtlich ist, dass die Regisseure hier einfach nur stylisch sein wollten. Das kann stören, richtet aber
keineswegs das positive Gesamtbild zugrunde.
An einer besseren Wertung schlittert der Film wegen der genannten Mängel jedoch haarscharf vorbei. "Overheard" ist trotz allem
ein ungemein spannender Thriller, der uns zeigt, dass wir hoffentlich doch noch die eine oder andere Perle von Mak und Chong
erwarten dürfen.