Story: Kim Sun-ho (Cha Seung-won) lebt mit seiner Familie in Nordkorea und arbeitet im Nationalorchester. Zwischen ihm und der wesentlich
direkteren Yeon-hwa (Jo Yi-jin) entwickelt sich eine Romanze. Doch eines Tages erfährt Sun-ho, dass er und seine Familie das Land verlassen müssen. Der
Geheimdienst ist dahintergekommen, dass Sun-hos Vater dem Großvater in Südkorea Briefe geschrieben hat. Dank des Großvaters ist es der Familie möglich, in den
Süden zu fliehen, aber Yeon-hwa will erst später nachkommen. Der wohlhabende Großvater stirbt jedoch, bevor die Familie im Süden angekommen ist und nun muss die
Familie rund um Sun-ho ganz von vorne anfangen. Es ist jetzt ebenfalls nicht mehr so einfach, Yeon-hwa über die Grenze zu bringen. Sun-ho leiht sich schließlich
Geld und stellt einen Kontakt her, aber er gerät an einen Schwindler und sein Geld ist weg. Er findet dann aber Arbeit in einem Restaurant. Die Betreiberin,
Kyung-ju (Shim Hye-jin), und er werden Freunde und nach ein paar Jahren erfährt Sun-ho, dass Yeon-hwa im Norden geheiratet haben soll. Kyung-ju
und er heiraten daher ebenfalls, doch eines Tages meldet sich Yeon-hwa bei ihm. Sie hat es über die Grenze geschafft...
Kritik: "Over the Border" ist ein Romantikdrama, in dem auf den ersten Blick die Teilung Koreas im Vordergrund steht. Das erweckt Interesse,
ist man doch normalerweise nur politisch motivierte Thriller oder patriotische Dramen, die die Trennung von Familien behandeln und dabei ins Übersentimentale
abgleiten, gewohnt. Tatsächlich wird die Thematik hier nur auf sehr subtile Weise in die Liebesgeschichte eingesponnen und das ist auch die Stärke des Films.
Gleichzeitig stellt es aber merkwürdigerweise auch ein Problem dar, denn im Endeffekt dreht sich die Prämisse doch nur um ein Liebespaar, das vom jeweils
anderen Part glaubt, dass dieser die Beziehung aufgegeben hat, und daher versucht, sein eigenes Leben fortzusetzen. "Over the Border" bleibt damit schlussendlich
also doch nur Genre-Futter.
Bedenklich ist auch, dass das Drehbuch recht minimalistisch ausgefallen ist. Die Storyzusammenfassung beinhaltet eigentlich schon alles, was in dem
Film passiert und dennoch kann man mir nicht vorwerfen, bereits zu viel verraten zu haben, denn vorhersehbar ist die Geschichte in seinem Rahmen ohnehin.
Trotz diverser Klischees bleibt die Geschichte aber frei von unnötigem Kitsch, da sie sich stark an den Charakteren orientiert, die wiederum auf subtiler
Ebene ihre Gefühle zum Ausdruck bringen. Und sollte es doch einmal zu einem Ausbruch von Tränen kommen, dann wirkt das keineswegs gestellt und lässt zum
Glück das unangenehme Gefühl, bei dem man die Augen über solche Szenen verdrehen möchte, vermissen. Selbst für solche, die mit kitschbeladenen Romantikstreifen
nichts anfangen können, kann also "Over the Border" von Interesse sein.
Dummerweise bietet der Film aber so wenig Neues, dass er wohl hauptsächlich Fans des Genres anlocken wird. Dabei hätte die Prämisse der Landesteilung
und zweier auseinandergerissener Liebender doch so viel mehr bieten können. Immerhin gibt es ein paar kleine, versteckte Kommentare über Nord- und Südkorea.
So gibt es einige interessante Bemerkungen der beiden Hauptcharaktere über die beiden Länder, die durch Differenziertheit hervorstechen, da sie kein
politisches Statement abgeben wollen, sondern einfach nur ihre Beobachtungen in Worte fassen. Ein wenig kommt der Süden dann natürlich doch besser weg, aber
es bleibt die Frage, ob das nicht ganz natürlich so der Fall sein muss. Ganz so grau und trist sieht das Leben der beiden Protagonisten aber auch im Norden
nicht aus, da sie zu den wenigen Glücklichen gehören, die nur in Armut und nicht in völliger Armut leben.
Die anfänglichen Szenen im Norden wirken zuerst etwas irritierend. Es sieht dort gar nicht so anders aus als im Süden, zumindest in Pjöngjang, man hat
den Eindruck sich in den Siebzigern oder Achtzigern zu befinden. Doch der Film spielt tatsächlich in der Gegenwart. Regisseur Ahn Pan-suk hat
überdies auch an ein paar wenigen Stellen intelligente Einfälle eingebracht. So wird eine Parallele zwischen religiösen Ansprachen und kommunistischer
Propaganda-Rhetorik gezogen, über die man schmunzeln muss. Auch an anderer Stelle besteht der Film nicht nur aus Tränen und Leid, sondern lockert etwas
mit Humor auf. Trotz all dem bleibt es fraglich, ob die wenige Nord-Süd-Thematik ausreicht, der bekannten Geschichte das gewisse Etwas zu geben.
Die Antwort darauf findet sich gegen Ende des Films. "Over the Border" ist schlichtweg ein typischer Genre-Eintrag, der mit Rückblenden und Collagen versucht mehr Sentimentalität hervorzurufen und zu großen Teilen bitter und traurig ist, schlichtweg um dem Zuschauer ein paar Tränen zu entlocken. Zugute halten muss man dem Film aber, dass er das keineswegs auf unangemessen direkte Weise macht, auch dank Cha Seung-wons ("Eye for an Eye", "Murder, Take One") Schauspiel. Besonders gegen Ende, als sich zeigt, dass es keine einfache Lösung gibt, gewinnt das Drama fast schon an Tiefe und punktet damit, dass die Gefühle vor allem auf subtiler Ebene verortet sind. Ist das genug, um mehr als nur den Genre-Enthusiasten für sich zu gewinnen? Nicht wirklich, aber ein schlechter Film ist "Over the Border" dennoch nicht.