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Original Title:
Wong gok hak yau

Hong Kong 2004

Genre:
Crime, Thriller, Drama

Director:
Derek Yee

Cast:
Daniel Wu
Cecilia Cheung
Alex Fong
Lam Suet
Anson Leung
Chin Kar Lok
Sam Lee


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One Nite in Mongkok

Story: Der Tod eines Gangmitglieds durch die Hand eines jungen Mitglieds einer konkurrierenden Gang, lässt die Spannungen in den Straßen Mongkoks erheblich zunehmen. Officer Milo (Alex Fong) will die Situation entschärfen, bevor es zu einem Bandenkrieg kommt. Doch Tim, der Boss einer der Gangs, will Carl, den Boss seiner Widersacher mit Hilfe eines Killers aus dem Weg räumen. Liu (Lam Suet) ist der Mittelsmann, der den unerfahrenen Killer Lai Fu (Daniel Wu) für den Job anheuert. Doch Officer Milo erpresst Liu, so dass Liu alle Hände voll zu tun hat den Auftrag von Lai Fu ausgeführt zu wissen und diesen gleichzeitig der Polizei liefern zu können. Zum Glück ist Lai Fu einer der intelligenten seiner Branche, so dass er trotz seiner fehlenden Erfahrung, immer wieder der Polizei entwischen kann.
In den Straßen Mongkoks trifft Lai Fu irgendwann auf die Prostituierte Dan Dan (Cecilia Cheung), für die er einen aufdringlichen Kunden vertreibt. Die Beiden finden heraus, dass sie aus der selben Gegend kommen und Dan Dan bietet sich schließlich gegen Bezahlung als Reiseführer an. Mit ihrer Hilfe will Lai Fu nicht nur sein Ziel ausfindig machen, sondern vor allem seine Freundin Sue, die vor einiger Zeit nach Mongkok gekommen war, aufspüren.
Während Lai Fu durch Zufall und Glück immer wieder dem engen Netz Officer Milos und dessen Crew entkommt, die mittlerweile komplett Mongkok auf den Kopf stellen, findet Dan Dan heraus, dass Lai Fu ein Auftragskiller ist. Da er ihr wieder das Gefühl gibt ein Mensch zu sein, versucht sie ihn davon zu überzeugen, dass es noch nicht zu spät ist, sich von seinem eingeschlagenen Pfad abzuwenden.
Die Nacht in Mongkok wird zu einem gefährlichen Spießrutenlauf, an dessen Ende nur eine letzte Konfrontation über das Schicksal der Beteiligten entscheiden kann...

Kritik: Derek Yee legt nach seinem beeindruckendem "Lost in Time" noch einmal nach und serviert uns mit "One Nite in Mongkok" ein hartes und gelungenes Krimi-Drama. In Zeiten unbedeutender bonbonfarbener Popstar-Filmchen, die uns heutzutage aus Hong Kong um die Ohren gehauen werden, nehmen wir gerne jegliche Art von Film, die zumindest etwas in die Richtung eines "Infernal Affairs" geht. Und wenn es sich dabei auch um einen frechen Klon handeln sollte. Zum Glück ist Yees Werk dies nicht geworden, sondern kann mit seinem eigenen düster-dramatischen Stil aufwarten. Auch wenn Anleihen aus schon benannter Trilogie und einigen Johnny To Werken nicht zu leugnen sind.

Mongkok, die dicht besiedelste Gegend auf der Welt, ist Schauplatz einer Nacht, die uns in das Leben der verschiedensten Individuen wirft. In diesem Straßendschungel brodelt ein Vulkan, der kurz davor ist auszubrechen. Der Weg, den unsere Protagonisten beschreiten, scheint dabei schon vorherbestimmt und das Schicksal führt sie immer wieder zu einander und voneinander weg. Die düster-nihilistische Welt, die Yee geschaffen hat, scheint keinen Platz für ein klares Gut und Böse zu haben. Jeder handelt mit seinen eigenen Motiven und wie in der chinesischen Philosophie üblich bekommt auch fast jeder das, was er verdient. Wer sich nicht damit abfinden kann, dass das Schicksal in dieser Philosophie einen großen Platz hat, der wird sich an einigen Logiklöchern, bzw. sehr vielen Zufällen stören. Doch dazu später mehr.

"One Nite in Mongkok" erzählt keinesfalls die Story von Lai Fu und Dan Dan, sondern verknüpft eher das Schicksal mehrerer Personen miteinander, deren Leben sich in dieser einen Nacht verändern. Narrativ macht das manchmal einige Probleme. Anfangs wird uns die Story von Officer Milo und seiner Crew erzählt. Dabei steht der Gangsterplot eindeutig im Vordergrund. Doch nach gut einer halben Stunde erforschen wir mehr das Leben des Auftragkillers Lai Fu und der Prostituierten Dan Dan. Dabei überschneiden sich deren Schicksale immer wieder mit denen der Polizisten, aber dieser Wechsel der Erzählperspektive hält jeweils einfach zu lange an, so dass wir uns beim nächsten Wechsel einfach zu sehr distanziert von den jeweils anderen Protagonisten fühlen. Mit anderen Worten, man verweilt einfach zu lange entweder bei Lai Fu und Dan Dan oder bei Milo und seiner Crew. Das nimmt dem Film etwas von seiner Ganzheit. Sicherlich, im Vordergrund steht die "Nacht in Mongkok" und nicht die einzelnen Protagonisten, aber vielleicht hätte man besser daran getan, den Perspektivenwechsel einfach forcierter und regelmäßiger stattfinden zu lassen. Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen die beiden Geschichten nacheinander zu erzählen und sie am Schluss zusammenlaufen zu lassen. Derek Yees Wahl war da nicht wirklich die Optimalste. Immerhin bleibt das aber der einzig große Kritikpunkt.

Ähnlich verhält es sich jedoch auch mit dem Tempo. Während wir einige langsame Szenen haben, gibt es auch ein paar actionorientiertere Momente. Dann gibt es wieder nur Dialoge, in denen die Motive der einzelnen Personen mehr zum Vorschein kommen und schließlich gibt es dann auch noch die eigentlich ruhigen, aber dennoch unwahrscheinlich intensiv-spannenden Szenen. Ein gutes Beispiel ist die Szene, in der der Neuling Ben bei einer Razzia einen auf den ersten Blick Unschuldigen erschießt und Milo versucht diesen Vorfall in die richtigen "Bahnen zu leiten", die es dem Team ermöglichen auch weiterhin ihren Job zu behalten.
Der stetige Tempowechsel ist manchmal ziemlich irritierend, sorgt aber auch dafür, dass wir oft das Gefühl haben eine Dokumentation zu sehen, in der wirklich das Leben dieser Personen beleuchtet wird.

Der unerfahrene, schüchterne und schulisch ungebildete, aber dennoch intelligente Lai Fu, wird von Daniel Wu dargestellt, der einmal mehr beweist, dass er ein ernst zu nehmender Schauspieler ist. Die Unschuld und die dem entgegengesetzte Zielgerichtetheit seines Charakters wird von ihm bravourös gemeistert. Cecilia Cheung stellt die manchmal etwas oberflächliche, aber im Kern doch komplexe Dan Dan dar. Nur leider bekommt sie nicht allzu viele Gelegenheiten davon etwas zu zeigen. Cheung ist eindeutig unterfordert, hat aber auch ein paar Momente, in denen sie scheinen darf.
Ebenfalls erwähnenswert ist Alex Fongs Darstellung des Polizisten Milo. Auch wenn seine ruhige, besonnene Art und das "düstere" Erlebnis, das er noch verkraften muss, nichts Neues ist, so strahlt er doch eine unwahrscheinliche Intensität auf dem Bildschirm aus. Die Nebendarsteller geben ihr Übriges und eigentlich fällt niemand wirklich negativ auf. Außer vielleicht die etwas naiv-arrogante Art des Neulings Ben, dargestellt von Anson Leung oder Lam Suet, der hier wieder mal ein Klischee verkörpern darf, das er schon allzu oft mimen musste.

Noch eine kurze Bemerkung zu den Stimmen von Cecilia Cheung und Daniel Wu. Zumindest bei Ersteren hört man eindeutig, dass sie selbst in der Originalversion des Films nachsynchronisiert wurde (ihre charmant-kratzige Stimme ist halt unverwechselbar). Grund dafür ist wahrscheinlich, dass die beiden Festland-Chinesen spielen und demnach Mandarin sprechen. Cheungs Mandarin hat aber eindeutig einen kantonesischen Akzent, was dem Regisseur wohl nicht gefallen hat. Trotzdem ist es immer wieder verwirrend nach welchen Kriterien selbst heute noch in China nachvertont wird. Wozu schaut man sich schließlich die Filme mit Untertiteln an, wenn nicht, um die Originalstimmen der Darsteller zu hören?! Vielleicht geht es nur mir so, aber diese Nachvertonung fiel mir recht negativ auf.

Derek Yees hervorragende Regie lässt den Film technisch top wirken. Es gibt einige wunderschöne Aufnahmen Mongkoks, von denen vor allem jene bei Nacht zu gefallen wissen. Hier stimmt auch die Beleuchtung, welche manchmal an "PTU" erinnern lässt. Tatsächlich lässt sich "One Nite in Mongkok" cinematographisch am besten als eine Mischung aus "PTU" und "Infernal Affairs" bezeichnen. Yee hat also seine Hausaufgaben gemacht, und weiß zumindest wie und bei wem man sich bzgl. des Stils eines Films bedienen sollte.
Obwohl es einige sehr düstere Szenen gibt ist die Atmosphäre niemals wirklich unerträglich. Zumindest nicht bis zum Schluss... Das liegt vor allem an Lai Fu und Dan Dan, bei denen eindeutig die Chemie stimmt. Doch glücklicherweise verzichtet man darauf uns hier eine deplatziert wirkende Liebesgeschichte zu verkaufen. Die vielen Shopping-Gänge der beiden machen die Welt aber zumindest etwas heller und eine gewisse freundschaftliche Beziehung haben die Beiden schließlich auch zueinander.
Gegen Ende werden dann aber härtere Geschütze aufgefahren. Der Film wird nochmal um einiges brutaler und blutiger. Das wir hier kein Happy End erwarten dürfen ist uns von Anfang an klar, denn der gesamte Film arbeitet darauf hin, dass nicht jeder der Protagonisten die Nacht überleben wird. Doch gerade die menschenfeindliche Atmosphäre des nächtlichen Großstadtjungles macht den Film eben so sehenswert.

Was das Drehbuch angeht, so erwartet einen nicht viel Neues. Am Anfang werden uns zahllose Namen und Gesichter an den Kopf geworfen, doch mit der Zeit entpuppt sich das alles als relativ bekannter Plot. Es ist die Art der Präsentation und die Erforschung der einzelnen Charaktere, die den Film so sehenswert machen. Umso trauriger ist es, dass es "One Nite in Mongkok" wegen einiger Schönheitsfehler nicht unter die absoluten Top-Thriller schafft, denn dass Potenzial dazu hat er.
Des Weiteren sollte man immer im Kopf behalten, dass es in dem Film um das Schicksal geht. Wie viele Male sich die entgegengesetzten Parteien gerade in dem unheimlich dicht besiedelten Mongkok in die Quere kommen oder nur haarscharf aneinander vorbei laufen, ist schon beinahe lächerlich und mag für manche zu konstruiert wirken. Dennoch wird einem "One Nite in Mongkok" eine ganze Weile im Kopf bleiben, denn er bietet eine tolle Atmosphäre, viel Spannung und gut ausgearbeitete Charaktere. Einen besseren Thriller gibt es im Moment nicht aus Hong Kong, deswegen sollte man hier zugreifen!

(Autor: Manfred Selzer)
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