Story: Mi-ja (Ye Ji-won) ist 32 Jahre alt, single, hat keinen Job und wohnt bei ihrer Großmutter. Warum
sie so ein hoffnungsloser Fall ist, weiß sie selbst nicht. Plötzlich bekommt sie jedoch eine Stelle als Synchronsprecherin
für einen Horrorfilm. Ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist ihr früherer Schwarm, der sie früher hat abblitzen lassen und
sie zum Gespött der Leute gemacht hat. Mi-jas jetziges Interesse gilt aber dem jungen und äußerst kühlen Produzenten
Ji Hyun-woo (Ji Hyun-woo), der allerdings kaum weniger an Mi-ja interessiert sein könnte.
Doch nicht nur Mi-ja hat mit der Liebe und den Peinlichkeiten, die man für diese bereit ist zu begehen, zu kämpfen,
sondern auch ihre Großmutter und deren zwei Schwestern, die versuchen vor ihrem Ableben noch einmal den Geschmack der
Liebe zu kosten. Die Dinge verkomplizieren sich allerdings noch weiter, als einer der männlichen Verwandten, die im
Haushalt der Großmutter wohnen, mit dem Gedanken spielt eine Bank auszurauben.
Kritik: Wenn man in Korea weiblich, unverheiratet und über 30 ist, dann hat man echt schlechte Karten. In
der Serie "My Name is Kim Sam-soon" wurde dieses Thema schon auf humoristische Weise angeschnitten, doch neben dieser
gab es noch eine weitere, nicht ganz so bekannte, obwohl ebenfalls erfolgreiche Serie mit dem Titel "Old Miss Diary".
Hier haben wir nun eine 2-stündige Filmversion der Serie mit den gleichen Darstellern und Produzenten am Werk.
Glücklicherweise ist kein Vorwissen von Nöten und man kann dank Darstellerin Ye Ji-won und dem abgedrehten Humor
schnell in den Film finden. Dabei spielt der Film mit dem Fakt, dass Mi-ja keine typische koreanische
Schönheit frisch aus der Schönheitschirurgie ist, die mit angelernten kokettierendem Verhalten die Männer mit
dicker Brieftasche an Land ziehen will, sondern eine Frau mit ihren ganz eigenen Charakterzügen und Macken. Damit steht
eine Person im Vordergrund, die sich real anfühlt und in ihrer natürlichen Art charismatisch ist, was es leicht macht
mit ihr zu leiden und zu lachen.
Hauptsächlich gibt es aber etwas zu lachen. Der Humor ist ganz klar die große Stärke von "Old Miss Diary",
denn es gibt über den Film verteilt immer wieder großartige Situationskomik, und selbst einige Slapstick-Momente, in
denen wir für Mi-ja vor Scham im Boden versinken wollen, fallen niemals negativ peinlich aus. Tatsächlich haben mich einige
Szenen sogar zum laut Auflachen gebracht, was eine Seltenheit ist und beweist wie unvorhersehbar der Film ist. Denn
Regisseur Kim Seok-yun spielt viel mit Mi-jas Traumsequenzen, in denen sie sich manchmal auch auf brutale Weise
vorstellt, wie sie sich eigentlich verhalten würde, wenn sie nicht so ein "freundlicher" Mensch wäre. Dabei nimmt man
sich auch die Zeit andere Genres auf die Schippe zu nehmen. So gibt es z.B. eine sich durch den Film ziehende
Hommage an Sadako, dem langhaarigen Mädchen aus "The Ring", denn einen solchen Film synchronisiert Mi-ja eben gerade.
Das Timing der Gags stimmt dabei ebenso wie Ye Ji-wons eigentümliches Charisma.
Die Konformität der jungen Frauen innerhalb der koreanischen Gesellschaft wird ebenso auf humoristische Art kritisiert,
wie die ältere Generation, die in Gestalt der drei Großmütter zeigt, dass diese mit allen Wassern gewaschen sind und in
einem Wortduell mit einem Mafia-Schläger durchaus gute Chancen haben zu gewinnen. Allerdings gibt es in Bezug auf die
drei alten Damen
ein großes Problem, denn dieser Nebenstorystrang lenkt unnötig von der eigentlichen Geschichte ab und ist auch kaum
mit ihr verbunden. Gleiches gilt für die zugegeben sehr lustige, aber dennoch auch unnütz wirkende Einbringung der
Bankraubgeschichte. Man hat das Gefühl, als wenn man viele Sachen in "Old Miss Diary" einbringen wollte, sich dann aber
nicht bewusst war, dass alle diese Nebenstories zwar gut in eine Serie passen mögen, da eine solche einfach einen Rahmen
bietet, der groß genug dafür ist, aber eben nicht in einen zusammengerafften Film. Daraus ergibt sich das Dilemma, dass
der Film gerade gegen Ende etwas unübersichtlich wird.
Regietechnisch gibt es einige nette Spielereien, die ins Auge springen. Da wäre zum einen jene Szene, in der wir in
einer einzigen Einstellung die verschiedenen Etappen von Mi-jas traurigen Liebesgeschichten vor ihrer Haustür,
bewundern dürfen. Originalität ist aber manchmal auch bei den Schnitten zu finden.
Am Schluss muss sich alles natürlich in eine dramatischere Richtung entwickeln, aber der Film übertreibt es dabei nicht
und überdies, was ihm hoch anzurechnen ist, schafft er es dabei immer noch den einen oder anderen Lacher unterzubringen,
auch wenn am Ende alles auf ein etwas zu unbedeutendes und versöhnliches Happy End hinausläuft. Aber das ist wohl besser
als eine 180° Kehrtwende, wie sie so beliebt ist in koreanischen Filmen. Was hat man auch erwartet, schließlich handelt
es sich hier um eine Komödie und eine solche sollte auch angemessen beendet werden. Auch wenn dabei Ideenreichtum
schlussendlich auf der Strecke bleibt.
Originalität findet man aber eben auf technischer Ebene mit Mi-jas Traumsequenzen oder in Bezug auf Mi-jas Charakter
selbst. Ye Ji-won ("So Cute") schafft es dabei ein ganz eigenes liebenswürdiges Charisma aufzubauen, das sie zu einer
natürlichen Schönheit macht. Ihr Partner Ji Hyun-woo bleibt allerdings immer etwas zu kühl und unnahbar, so dass man
sich bestenfalls mehr hinter seinem Charakter vorstellen könnte, als dort tatsächlich ist.
Die Geschichte um die drei alten Damen wirkt oft einfach fehl am Platz, auch wenn sie an sich ebenfalls lustig und
beinahe fast schon tiefgründig sein kann. Sie reißt einen aber zu sehr aus der eigentlichen Geschichte heraus und
gibt dem Film etwas episodenartiges. Das und die daraus resultierende Unfokussiertheit am Ende gibt "Old Miss Diary"
einen bitteren Beigeschmack, was besonders schade ist, da Regisseur Kim Seok-yun endlich etwas frischen Wind in das
mittlerweile sehr abgegriffene Rom-Com Genre bringen kann. Wegen des guten Humors ist eine Empfehlung aber eigentlich schon
obligatorisch. Ich habe jedenfalls Interesse an der Serie gefunden!