Story: Yuta Yamagishi (Sadao Abe) wird von seinem Vater, einem Lebemann, in einem Imbisslokal abgegeben, nachdem er dieses bestohlen
hat. Der Geschäftsführer weiht den fleißigen Jungen in seine Welt ein und übergibt ihm schließlich seinen Laden, als er erwachsen ist. Yutas Mutter
war schwanger, als sein Vater ihn von ihr getrennt hat, und so sucht er vergebens nach seinem Bruder. Es stellt sich schließlich heraus, dass
Yusuke (Eita), eine Hälfte der Kinji-Brothers, einem überaus erfolgreichem Comedy-Duo, sein leiblicher Bruder ist. Doch dieser will von Yuta nichts
wissen, weil er sein ganzes Leben ohne irgendwelche Verwandte verbringen musste und er nur seinen Comedy-Bruder Daisuke (Takashi Tsukamoto) als seinen
Freund sieht. Dann tritt auch noch Tetsuko (Yuko Takeuchi) in Yutas Leben, die Tochter des ehemaligen Geschäftsführers, die vor Jahren
verschwunden ist und nun mit zwei Kindern heimkehrt, um Yuta zu heiraten. Yuta ist immer darum bemüht, es jedem Recht zu machen und deshalb trägt
er immer ein Lächeln auf seinen Lippen. Doch langsam muss er sich fragen, was er im Leben möchte.
Kritik: Japanische Komödien sind oft etwas ungewöhnlich für das westliche Publikum, besonders wenn sie auch noch eine gute
Portion Drama unterbringen. "No More Cry" fällt genau in jene Schublade, weiß aber vor allem zu Anfang mit einem gut durchdachten Drehbuch
zu punkten. Leider löst sich die Handlung ab der zweiten Hälfte immer mehr in Chaos auf und eine gewisse Frustration stellt sich ein. Es ist nicht
unbedingt nötig, in eine Komödie eine Botschaft zu verbauen, aber wenn man dies versucht, dann darf man doch ein wenig mehr Struktur erwarten als
hier. Merkwürdigerweise funktioniert "No More Cry" auch als Komödie nicht herausragend gut und dennoch kann man nicht sagen, dass
es sich hier um einen schlechten Film handelt.
Den Beginn macht eine Erzählerstimme, die uns über die Herkunft der beiden Hauptcharaktere aufklärt. Yuta ist ein Mann, der von seinem Vater verlassen,
aber liebevoll von einer anderen Familie aufgenommen wurde. Dementsprechend fühlt er sich diesen gegenüber schuldig, genauso wie seinen
Freunden und Nachbarn gegenüber. Als Dank erledigt er alle möglichen Botengänge und Reparaturen für die Leute. Er kann nie nein sagen und hat
immer ein Lächeln auf dem Gesicht. Selbst als er Tetsuko zur Frau nimmt, muss man sich fragen, ob er dies nicht nur macht, weil er glaubt, dies ihr
und seinem Ziehvater schuldig zu sein. Sogar seine Frau befürchtet dies. Yuta bleibt also ein Mann, der undurchschaubar ist und der offensichtlich
eine Maske trägt, die er niemals ablegen kann.
Sein Bruder Yusuke dagegen hat nicht viel zu lachen, ist dafür aber Teil eines erfolgreichen Comedy-Duos. Da Ernsthaftigkeit laut seines Freundes
Daisuke mit zu den wichtigsten Möglichkeiten gehört, Lacher zu erzeugen, ist er für diesen Beruf wie geschaffen. Das Leben war nie nett zu
Yusuke, sein Vater hat ihn verlassen und seine Mutter ist sehr früh gestorben, sodass er als Waise aufwuchs. Wenn einen das Leben so unfair behandelt,
hat man auch keine andere Wahl, als unglücklich zu sein. Als dann plötzlich sein Bruder bei ihm auftaucht, will er natürlich erst einmal nichts
von seiner früheren Familie wissen, doch er erkennt bald, dass Yuta auf seine ganz eigene Weise Narben im Herzen trägt und dies die beiden auf
eine besondere Art verbindet.
Im Zentrum der Geschichte steht also die Beziehung zweier Brüder, die erst einmal einander kennenlernen müssen. Yuta, der immer lächelt, um nicht
weinen zu müssen, und wenn er doch Tränen vergießt, dann lediglich auf übertriebene Art wegen eines manipulativen Buchs oder Films, und Yusuke, der
andere zum Lachen bringt,
aber selbst nicht in der Lage dazu ist. Wie tragisch die Familiengeschichte ist, zeigt sich auch, als der Vater plötzlich wieder auftaucht. Hier
wird stellenweise sogar fast ein Drama aus dem Film, aber trotz der Thematik bleibt doch immer eine gewisse Unbeschwertheit bestehen, die nicht zuletzt
auch dank der bunten Bilder und der sehr familiären Atmosphäre des Viertels, in dem die Imbissbude Yutas steht und in der jeder jeden kennt, geschaffen
wird.
Neben den ansprechenden Bildern überzeugen auch Kleinigkeiten wie der Soundtrack von Taro Iwashiro, weitaus wichtigere Punkte kommen allerdings zu
kurz. So gibt es kaum Momente in dieser Komödie, die einen wirklich zum Lachen bringen können. Yutas übertriebenes Schauspiel funktioniert in dieser
Hinsicht ebensowenig wie andere Slapstickmomente oder humoristische Einlagen. Dafür gibt es ein paar Momente, in denen "No More Cry" fast schon
Lebensweisheit in seine Dialoge verpacken kann. Die Charaktere sind auch gut genug ausgearbeitet, dass wir uns von ihrem Schicksal berührt fühlen,
doch der letzte Funke mag einfach nicht überspringen, wahrscheinlich weil hier Drama und Komödie vermischt wird, ohne dass es sich tatsächlich um
eine Tragikomödie handelt. Eine gute Portion des Humors besteht außerdem aus Wortspielen und Anspielungen auf japanische Popkultur, wird also den
meisten Zuschauern völlig entgehen. Mit einem Drehbuch, das sich am Ende nicht völlig im Chaos verloren hätte, hätte aber ein außergewöhnlicher Film aus
"No More Cry" werden können.