Story: Cha Cheol-min (Jung Woo-sung) ist ein etwas zurückgebliebener Junge. Seine Mutter starb bei seiner Geburt und seine
Großmutter ebenfalls in seinen frühen Kinderjahren. Nun lebt er alleine bei seinem Vater (Kim Kap-su), einem in seinem Wohnort
Milyang angesehenen Polizisten. Cheol-min, der von allen "Straßenköter" genannt wird, weil er oft streunend durch die Gegend zieht,
fängt nicht viel mit seinem Leben an und das obwohl ihm sein Intellekt durchaus mehr erlauben würde, als bei seinem Vater zuhause die
Haushaltsarbeiten zu verrichten. Als eines Tages dann sein geliebter Hund von einigen seiner Schulkameraden gegessen wird, vergisst er sich
völlig und verprügelt die Übeltäter. Von diesem Tag an besucht Cheol-min auch nicht mehr die Schule und verbringt seine Tage nur noch
zuhause bis er schließlich die Bekanntschaft mit einigen anderen Jungs macht, die die Schule hingeworfen haben und ihm einen Job auf dem
Schrottplatz beschaffen können. Eine wirkliche Perspektive hat das Leben von "Straßenköter" zwar immer noch nicht, aber er bekommt schon bald die
Gelegenheit, seinen Wert unter Beweis zu stellen. Außerdem ist da noch das Mädchen Jeong-ae (Uhm Ji-won), eine Waise, die Cheol-mins Vater
bei sich zuhause aufnimmt und für die "Straßenköter" langsam Gefühle entwickelt.
Kritik: Regisseur Kwak Kyung-taek, der Mann, der das von einigen koreanischen Jugendlichen fast schon vergötterte Drama "Friend"
gedreht hat, liefert mit "Mutt Boy" eine unwahrscheinlich herbe Enttäuschung ab. Auffällig ist zunächst einmal, dass man bei Kwaks
Film nicht weiß, worum es eigentlich genau geht. Es wird nämlich wieder einmal Familiendrama und Gangsteraction vermischt, wobei letztere
aber einen recht geringen Anteil des Films ausmacht. Im Grunde scheint die Stimmung des Films auch recht heiter, sodass man, nachdem man von
etlichen eingeführten und unwichtigen Nebencharakteren sowie Nebengeschichten abgesehen hat, zu der Erkenntnis kommt, dass es hier
eigentlich nur um Cheol-min und sein Leben geht. Wirklich mitnehmend oder spannend ist sein Leben allerdings nicht, so müsste man eigentlich
erwarten, dass irgendwann wenigsten das Drama seinen Weg in den Film findet und uns berühren kann, doch auch hier Fehlanzeige. "Mutt Boy"
ist ein Film, der einen schlichtweg kalt lässt, narrativ eine Zumutung ist und im Endeffekt einfach nur Langeweile aufkommen lässt.
Es ist schon eine schöne Entscheidung des Regisseurs gewesen, Jung Woo-sung ("A Moment to Remember", "Daisy") einmal eine komplett andere
Rolle anzubieten. In heruntergekommenem Look, mit starkem Dialekt und dümmlicher Gesichtsmimik beweist Jung hier Mut zur Hässlichkeit, ohne
dabei natürlich wirklich hässlich auszusehen. Dafür hätten sich die Maskenbildner schon etwas mehr anstrengen müssen. Sein Verhalten lässt
Cheol-min aber tatsächlich oft an einen herumstreunenden Köter erinnern. Jung liefert ganz gute Arbeit bei seiner Darstellung ab, manchmal
läuft er aber auch Gefahr, seinen Charakter etwas zu karikativ darzustellen und dann wird offensichtlich, dass Jung etwas zu erzwungen
versucht Cheol-min ein paar besondere Eigenheiten zu geben. Jung wird aber ohnehin oft von Kim Kap-su ("A Tale of Two Sisters"), dem Vater von
"Straßenköter", an die Wand gespielt. Das Drehbuch scheint auch ihn nicht wirklich mit vielen Charaktereigenschaften auszustatten, aber
Kim holt dennoch erstaunlich viel aus seiner Person raus. Er ist ein alleinerziehender Familienvater, der es nicht leicht hat und der
bei Gelegenheit auch mal ein paar Schmiergelder annimmt, um seinen Sohn über die Runden zu bringen, aber wir zweifeln nie daran, dass
er einer der guten Cops ist.
Zwischen Cheol-min und seinem Vater gibt es natürlich auch oftmals Streit. Das reicht von eher lustigen Auseinandersetzungen wie jener
um das Vorrecht auf das Spiegelei am Frühstückstisch bis zu familiären Streitigkeiten, die den Familienzusammenhalt auf die Probe stellen.
Doch der Dramagehalt ist dabei sehr gering, denn so aufopferungsvoll wie sich der Vater um seinen Sohn auf seine ganz eigene Weise kümmert,
können wir niemals wirklich davon ausgehen, dass er ihn jemals im Stich lassen würde. Um die Geschichte noch etwas mehr in Richtung
Romantik zu verlagern, wird noch das Mädchen Jeong-ae eingeführt. Aber die angedeutete Romanze zwischen ihr und Cheol-min gelangt auch
niemals auf fruchtbaren Boden. Oft gewinnt man den Eindruck, dass "Mutt Boy" mit seinem nicht selten skurrilen Humor, der leider ebenfalls
nie richtig funktionieren mag, so etwas wie eine Tragikomödie darstellen soll. Doch solche Filme müssen auf einem schmalen Grat
wandeln, den Kwak in seinem Film nicht einmal richtig verorten kann. "Mutt Boy" ist in jeglicher Hinsicht, sei es Stimmung, Story oder
Charaktere, einfach zu sprunghaft.
Schlussendlich muss man sich fragen, was "Mutt Boy" eigentlich für eine Geschichte erzählen will. Eine Geschichte über einen Jungen, dem
langsam klar wird, dass er eine Perspektive im Leben braucht? Nein, denn darauf scheint uns der Schluss nicht wirklich einen Hinweis zu
geben. Es scheint eher so, dass Kwak hier einfach das Leben eines Jungen beleuchten will, der geistig etwas benachteiligt ist, aber sich
dadurch auch keine Sorgen um seine Zukunft machen muss. Aber das alles sind nur Vermutungen, die man anstellt, weil einem der Film kein
Material gibt, zu einem guten Ergebnis zu kommen. Denn tatsächlich scheint es so, dass "Mutt Boy" eigentlich gar nichts aussagen will!
Für den Zuschauer ist das natürlich sehr frustrierend, da der Film nicht unterhaltsam genug ist, um über diese inhaltliche Armut
hinwegzutrösten. Da gibt es keinen spannenden Storyfaden und das obwohl eine merkwürdig deplatziert wirkende Geschichte um eine mafiaartige
Bauunternehmer-Organisation irgendwie genau diese mangelnde Action in den Film bringen wollte.
Wie wenig die einzelnen Teile hier wirklich zusammenpassen, zeigt sich vor allem am Ende als wir dann eine unwahrscheinlich in die Länge
gezogene langweilige Schlägerei im Gefängnis haben, die wohl für den mangelnden Showdown entschädigen sollte. Aber Kwak scheint nicht
verstanden zu haben, dass man in einem Drama gar kein solches Finale benötigt! Vielleicht hat er diesen Fehler gemacht, weil er ohnehin
nicht zu wissen schien, was er hier für einen Film abliefern wollte? Am Schluss weiß man jedenfalls nicht, was man von diesem Film für
sich behalten sollte. Man fühlt sich um seine Zeit betrogen und ärgert sich darüber, dass noch nicht einmal die Charaktere durchgehend interessant
genug waren, um einen diese Zeitverschwendung etwas erträglicher zu machen. "Mutt Boy" ist somit nur für die Frauen interessant, die
Jung Woo-sung am Ende nur mit einer Unterhose bekleidet gegen einen anderen halbnackten Mann ringen sehen wollen. Alle anderen machen einfach
einen großen Bogen um den Film...