Story: Cheung (Shawn Yue) ist Polizist und für Verkehrssünder zuständig. Sein Partner Lo (Anthony Wong) ist kurz vor der Rente und kann
nicht viel mit dem Geschwindigkeitswahn seines jungen Partners anfangen. Nach seinem Dienst macht Cheung immer noch Jagd auf Raser, indem er diese zu
gefährlichen Rennen herausfordert. Eines Tages wird jedoch ein Juwelendieb von dem legendären Fahrer Jiang (Guo Xiaodong) aus dem Gefängnis befreit.
Die Polizei hat keine Chance gegen Jiangs Fahrkünste, selbst Cheung stößt an seine Grenzen und verliert ihn bei einer Verfolgungsjagd. Die Polizei muss davon
ausgehen, dass Jiang mit dem befreiten Gangster bald einen großen Coup plant und ist in Alarmbereitschaft. Unterdessen erfährt Cheung, dass sein Partner Lo
früher an Jiangs Fall gearbeitet hat und ihm tatsächlich noch den einen oder anderen Trick beibringen könnte, um seine Fahrkünste zu verbessern. Doch Lo ist
nicht mehr bereit, für die Suche nach dem Geschwindigkeitsrausch sein Leben aufs Spiel zu setzen und will auch Cheung davor bewahren. Allerdings scheinen die
beiden die einzigen zu sein, die gegen Jiang eine Chance haben.
Kritik: Schnelle Autos, Hong Kongs Straßen bei Nacht, eine düstere Thriller-Atmosphäre - es hätte so schön werden können, doch "Motorway" ist,
und da helfen keine beschönigenden Worte, ein richtiger Reinfall. Neben der tollen Optik des Films und ein paar netten Verfolgungsjagden, hat der Film
extrem wenig zu bieten. Das muss nicht bedeuten, dass ein solcher Film nicht trotzdem Spaß machen kann, aber selbst das verbaut sich "Motorway", da er
mit hauchdünn gezeichneten Charakteren und einem minimalistischen Drehbuch daherkommt. Wie soll in einem adrenalingeladenen Actionthriller tatsächlich
Spannung aufkommen, wenn uns keiner der Charaktere auch nur ansatzweise interessiert? Da mögen die Fahrer noch so viele Tricks auspacken, Regisseur
Cheang Pou-Soi, der hier am Steuer saß, hat den Film gegen die Wand gefahren.
Schaut man sich andere Meinungen zu dem Film an, könnte man meinen, dass ich etwas zu hart mit "Motorway" umspringe. Das mag vielleicht sogar bis zu einem
gewissen Grad so sein, aber ein Regisseur wie Cheang muss schließlich auch an seinem Talent gemessen werden. Und dieses zeigt er hier, von der bereits
angesprochenen gelungenen Optik abgesehen, keinesfalls. Der Mann, der uns den harten "Dog Bite Dog" oder den unterhaltsamen Thriller "Accident" geliefert hat,
rutscht hier wieder auf das enttäuschende Niveau seines "Shamo" ab. Es scheint, dass gerade Cheang ohne einen guten Drehbuchschreiber nicht sein ganzes
Potential ausschöpfen kann. Wie er aber selbst Mr. "Ich-rette-den-schauspielerischen-Anspruch-des-Films-im-Alleingang" Anthony Wong dermaßen vernachlässigen
kann, ist schon fast ein Verbrechen.
Das bringt uns auch gleich zu den Charakteren, wenn man diese denn überhaupt so nennen darf. Sie dienen alle nur einem bestimmten Zweck, der den Film
auf einer sehr vorhersehbaren Fahrbahn hält. Gerade als einen der Charaktere ein tragisches Schicksal ereilt, merkt man, dass wir uns von der Geschichte
überhaupt nicht emotional involviert fühlen. Es ist uns schlichtweg egal, wer hier lebt oder stirbt. Shawn Yue ist von den grundlegend schweigsamen Gesellen
im Film der wahrscheinlich ruhigste, gleichzeitig ist sein unglaublicher Ehrgeiz irgendwann nur noch ärgerlich und er erscheint wie ein trotziges Kind.
Die Chemie zwischen ihm und Anthony Wong ist auch nicht da. Wong hat damit die besten Szenen mit seiner Frau auf einer Parkbank, obwohl sie eigentlich kaum
etwas miteinander reden. Das ist einfach traurig.
Was den mangelnden Einfallsreichtum des Films vollends unterstreicht, ist, dass der Bösewicht ein Festland-Chinese ist, der einen riesigen Juwel rauben will.
Weil wir das in den letzten Hong Kong Thrillern nicht schon zig-Mal gesehen haben... Müßig zu erwähnen, dass dem Bösewicht ebenfalls jegliche Charakterisierung
fehlt. Der Plot des Films ist so dünn, dass selbst die 90 Minuten Laufzeit ziemlich großzügig bemessen waren. Immerhin sind diese dann vollgestopft
mit Action, auch wenn diese manchmal viel ernüchtender daherkommt, als erwartet. Wenn einem die Charaktere egal sind, und der Film vom Anfang bis zum
Showdown völlig vorhersehbar ist, gibt es einfach nichts, was einen tatsächlich vor Spannung in den Sitz drücken kann. Die schnellen Autos lassen uns
unbeeindruckt, während sie an uns vorbeirasen.
Cheangs innovative Ader ist nirgends zu sehen und auch die Regie zeigt weniger seine Handschrift als die eines Milkyway-Streifens. Was nicht negativ verstanden
werden darf, denn die Hong Kong Filmschmiede weiß nach wie vor, wie man die Stadt perfekt in Szene setzt. Man kann sich in die Bilder verlieben, aber das
lässt nur umso mehr in Augenschein treten, wie flach der Film unter seiner glänzenden Karosserie ist. Wer jedoch einfach nach einem Actionfilm mit schnellen
Autos sucht, mag durchaus seinen Spaß haben, da "Motorway" diesbezüglich detailverliebt ist und äußerst solide Verfolgungsjagden abliefert. Als Thriller hätte
der Film aber ein paar Gänge zurückschalten müssen, um sich mehr um seine Charaktere und die Story kümmern zu können.