Story: Jong-cheol (Tak Jae-hoon) ist Geräuschemacher und selten zu Hause bei seiner Familie. Eines Tages bekommt er einen Anruf. Seine
Frau und sein Sohn sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Jong-cheol, der schon vorher viel getrunken hat, ertränkt sein Leid nun vollkommen
im Alkohol. Zufällig rammt er einige Zeit später ein Auto, in dem der kleine Yung-woong (Kang Soo-han) sitzt. Obwohl dem Jungen augenscheinlich nichts
fehlt, bricht er zusammen. Im Krankenhaus erfährt Jong-cheol dann von der Ziehmutter des Jungen, Seon-ok (Jo An), dass Yung-woong todkrank ist.
Der Junge lebt in einer Art Waisenhaus und die nächsten Tage besucht ihn Jong-cheol aus ihm selbst unverständlichen Gründen. Schon bald zeichnet sich
zwischen dem gebrochenen Mann und dem kranken Jungen eine Vater-Sohn-Beziehung ab. Jong-cheol hofft seinen Verlust mit Hilfe des Jungen endlich
zu überwinden und will außerdem die Zeit, die er mit seinem eigenen Sohn verpasst hat, auf keinen Fall noch einmal versäumen. Allerdings verschlechtert
sich Yung-woongs Zustand von Tag zu Tag und Jong-cheol muss überdies herausfinden, dass es eine Verbindung zwischen diesem und seinem toten Sohn gibt.
Kritik: Wenn ein Film den Titel des Werkes von Antoine de Saint-Exupéry verwendet, dann stellt man an ihn auch hohe Ansprüche. Dessen hätten
sich die Filmemacher bewusst sein müssen. Im Endeffekt bekommen wir aber nichts weiter als ein tränenreiches Drama, das zwar das morderne Märchen
immer wieder aufgreift, allerdings nicht dessen moralische oder anderweitig interessante Elemente, von einer Ausnahme vielleicht abgesehen. Damit schaufelt sich
der Film sein eigenes Grab, denn die manipulative Achterbahnfahrt der Gefühle wirkt dadurch, dass wir im Hinterkopf das Meisterwerk von Antoine de
Saint-Exupéry haben, noch fader, als das ohnehin der Fall gewesen wäre. Glücklich dürfen sich deshalb die schätzen, die das Werk nicht kennen und den
Film damit mehr oder weniger unvoreingenommen sehen können. Und wer weiß, vielleicht schafft es der Film ja sogar Interesse für das Buch zu erwecken.
Auch wenn der Eindruck entstanden sein mag, ist "Little Prince" kein schlechtes Drama, nur ein recht vorhersehbares.
Nach einer interessanten actiongeladenen Einleitung, bei der sich herausstellt, dass unser Protagonist doch kein jugendlicher Kampfpilot ist, der sich
gegen maskierte Ninjas wehren muss (hört sich das mal nicht nach einer großartigen B-Movie Produktion an?), sondern lediglich die Geräusche für
solche Filme macht, haben wir unseren ersten Schock überwunden, nur um dann den nächsten zu bekommen. Die Familie von Jong-cheol stirbt bei einem
Autounfall und das bevor sie im Film überhaupt richtig vorgestellt wurden. Dafür bekommen sie dann im Laufe von "Little Prince" immer wieder ein paar
Minuten in Form von Rückblenden geschenkt, die das Leiden des Geräuschemachers noch weiter unterstreichen sollen. Doch wie es das Schicksal so will,
baut er selbst einen kleinen Unfall, als er in einem der seltenen Momente seine Wohnung verlässt, um sich noch mehr Schnaps zu kaufen. Hier haben wir auch
das eigentliche Problem des Films. Man muss schon eine extreme Toleranzschwelle haben was Zufälle betrifft oder an Schicksal, Karma oder sonstiges
glauben, um sich in diesem Drama nicht ständig an den Kopf zu greifen.
Von allen Personen trifft Jong-cheol also ausgerechnet einen kleinen Jungen, der im Sterben liegt. Gut, das kann man noch irgendwie als Gottes Wille abtun,
dass sich dieser einsame Mann von seinen Schmerzen befreien und Abschied von seiner Familie nehmen kann. Vielleicht kann er nun die Dinge richtig machen, die
er in Bezug auf seine eigene Familie falsch gemacht hat. Tatsächlich verbringt er auch viel Zeit mit Yung-woong, bis er schließlich auch gar nicht
mehr von seiner Seite weicht. Als sich dann aber später herausstellt, dass es eine Verbindung zwischen dem herzkranken Jungen und seinem eigenen Sohn
gibt, kann man nur die Augen verdrehen. Es kommt aber noch schlimmer, und dabei handelt es sich keineswegs um einen Spoiler. Irgendwann findet
Jong-cheol sein Handy und hört seine Mailbox ab, auf die seine Frau natürlich gerade im Moment ihres Todes gesprochen hat! Meine Güte... Man sieht also,
dass die Filmemacher keine Gelegenheit verpasst haben, den Zuschauer zu Tränen zu rühren, aber dabei gehen sie so manipulativ vor, dass man nur darüber
lachen oder den Kopf schütteln kann.
Natürlich gibt es dann noch das Kind, denn schließlich ist eine Geschichte um ein todkrankes Kind viel tragischer als die Krankheit-der-Woche von
einem Erwachsenen. Die meisten Zuschauer werden sich von dem kleinen Jungen ohnehin mit den Worten "Ach, ist der süß!" einwickeln lassen und
Kang Soo-han ist auch genau der richtige dafür, allerdings zeigt sich bei ihm auch, dass er auf schauspielerischer Ebene noch etwas unerfahren ist.
Tak Jae-hoon wirkt in seiner Rolle manchmal etwas farblos, aber wir nehmen ihm schließlich den liebenden Familienvater ab. Jo An kommt als Seon-ok
oft einfach zu kurz, aber man ist dankbar, dass zwischen den beiden keine unnötige Liebesgeschichte ihren Platz gefunden hat.
Das Thema des Films sind zerrüttete Familien und so hat nicht nur Jong-cheol einige Dämonen, die er zu bekämpfen hat. Auch Seon-ok muss mit ähnlichen
Problemen wie der Geräuschemacher zurechtkommen. Zusammen mit dem auf den Jungen wartenden Tod ergibt das eine Mischung aus düster-tragischen
Themen, die "Little Prince" auf keinen Fall zu einem Familienfilm machen, auch wenn man manchmal das Gefühl hat, dass er genau das ist.
Jong-cheol scheint einfach alles falsch zu machen, was man falsch machen kann. Aber seine Liebe zu Yung-woong ist ehrlich und das macht ihn zu einem
guten Menschen. Leider hat man aber am Ende das Gefühl, als wenn der Film nur eine Notlösung angestrebt hätte und dem Mann keinesfalls eine wirkliche
Form des emotionalen Abschließens bieten wollte. Einige lose Enden werden einfach fallen gelassen und das ist schade, da Nebenmotive wie Jong-cheols
Vater Raum für mehr geboten hätten. Allerdings muss positiv angemerkt werden, dass "Little Prince" für ein koreanisches Drama unüblich nur etwa
90 Minuten lang geht und damit keine wirkliche Längen hat. Das etwas unzufriedenstellende Ende und der Umstand, dass der Film sich auf keinen Fall
den Titel des berühmten, fast magischen Buches hätte geben dürfen, machen das Drama jedoch zu einem eher durchschnittlichen Taschentuch-Streifen.
Vor allem liegt das aber an dem ungemein frechen Vorgehen der Filmemacher, die versuchen Tränen zu provozieren, wo es nur geht. Immerhin dürften
sie bei dem ein oder anderen damit aber auch Erfolg haben.