Story: Athena (Kelly Chen) trauert ihrem verstorbenen Freund Andrew hinterher und niemand scheint sie aus ihrem
depressiven Zustand befreien zu können. Eines Tages jedoch fällt ein Engel (Takeshi Kaneshiro) durch ihr Dach. Zuerst
kann Athena ihren Augen nicht trauen, doch dann kümmert sie sich gezwungenermaßen um den gebrochenen Flügel "Angels".
Doch selbst wenn dieser geheilt ist muss Angel warten bis das Himmelstor geöffnet wird. Solange bleibt er bei
Athena und hilft ihr zum Ausgleich in ihrem Parfümerie-Geschäft.
Da Angel aber nur leben kann, wenn er Liebe von den Menschen erfährt, geht es ihm bald bei der kühlen und zurückweisenden
Athena ziemlich schlecht. Als besserer Freund entpuppt sich ihr schwuler Nachbar Chow Chow (Eason Chan), der ebenfalls
Andrew kannte. Angel wird klar, dass er Athenas gebrochenes Herz wieder heilen muss, bevor sich das Himmelstor für
ihn öffnet. Doch das stellt sich trotz "himmlischer" Unterstützung als gar nicht so einfach heraus, denn Athena wirft
Angel vor, dass dieser doch gar nicht wisse, was "wahre" Liebe sei...
Kritik: Die Story mag sich zwar etwas kitschig anhören und das wäre sie in den Händen eines Hollywood Regisseurs
mit Sicherheit geworden, aber Riley Yip geht mit genügend Herz und abgdrehtem Humor an die Thematik, dass der Film
selbst in den emotionaleren Momenten im Rahmen des Ertragbaren bleibt. Der Umstand, dass es in "Lavender" um einen
Engel geht mag einige Zuschauer abschrecken, doch tatsächlich ist das gar nicht so schlimm. Vielleicht weil
ein asiatischer Engel einfach nicht diesen Kitschfaktor hat, oder weil Takeshi Kaneshiros knabenhaft-charismatische
Darstellung erfrischend anders ist.
Der Humor ist eine der Stärken des Films. Zweifellos wird man seine Freude haben, wenn Angel sich nebenher als
Stripper einen Namen macht, wobei es ihm gar nicht
um das Geld geht, sondern um die "Liebe", die er von den Frauen erfährt. Sein bester Freund wird Chow Chow, der sich
natürlich gleich an Angel ranmacht und immerhin von ihm in Erfahrung bringen kann, dass Schwule auch in den Himmel
kommen. Angel scheint allerdings weder an Frauen, noch an Männern interessiert. Kaneshiro schafft es
fast ein geschlechtsloses Wesen darzustellen, das die Liebe wie Nahrung benötigt. Natürlich erfährt er erst
im Laufe des Films, was Liebe tatsächlich bedeutet, doch bis dahin vergehen einige amüsante Minuten, in denen sich
der Engel zu einem wahren Schuh-Fetischisten entwickelt oder auch gerne mal mit Chow Chow die Clubs und Bars unsicher
macht.
"Lavender" lebt von seinen Darstellern. Kaneshiros eigentlich schon kindliche und naive Darstellung eines Engels ist
äußerst gut gelungen. Er darf sein für ihn typisches Charisma ausspielen und hat mit Kelly Chen auch eine würdige
Partnerin. Diese überzeugt als zurückgezogene und leidende junge Frau, deren Schmerz sie mit der Zeit von innen
heraus zu zerstören droht.
Natürlich sieht Chen wieder einmal atemberaubend gut aus, aber sie darf gerade in
ihren emotionalen Szenen beweisen, dass sich auch schauspielerisches Talent in ihr verbirgt.
Eason Chan ist sozusagen die komische Nebenrolle. Seine überdrehte Art kann manchmal nervtötend sein und seine
Darstellung eines Schwulen mag allzu klischeebehaftet sein. Dennoch fügt sich sein Charakter gut in die Story ein.
Die Chemie zwischen Kaneshiro und Chen stimmt, auch wenn Athena manchmal etwas zu kühl dargestellt wird.
Immerhin entwickelt sich die "Beziehung" zwischen den Beiden und so gibt es einige abstruse Momente, die für den
einen oder anderen Lacher gut sind. Da wäre z.B. die Szene, in der Angel und Athena auf einem Kran in mehreren
Metern Höhe festsitzen, weil die Steuerung hinuntergefallen ist, wobei Athena eigentlich ja dringend auf die Toilette
müsste. Aber auch feinfühligere Szenen
lassen sich finden, wenn z.B. Angel von Athena den Duft des Himmels gemischt haben möchte.
Technisch gibt es an dem Film nicht viel zu bemängeln. Einige CGI-Effekte, bzgl. der Engelsflügel oder einiger
tanzender Schuhe sind sehr ansehnlich und tragen zur manchmal abgehobenen Atmosphäre des Films bei.
Etwas ungewöhnlich ist der Stimmungsumschwung in der letzten halben Stunde des Films, als Athena und Angel nach Rom
reisen. Gleichzeitig gibt es hier aber auch ein paar der erinnerungswürdigsten Szenen des Films zu sehen. Das
Lavendelfeld oder die Vision von Andrew, die Angel Athena zukommen lässt, sind sehr schön gewordene Momente.
Das Ende ist erstaunlicherweise auch nicht wirklich vorhersehbar und nimmt sogar noch eine gelungene Wendung.
"Lavender" hat seine schönen Momente, kann emotional berühren und einen zum Lachen bringen. Allerdings nur in Maßen.
Dank der Darsteller und der gelungenen Regie Riley Yips kann sich der Film über den Durchschnitt erheben, mehr darf
man aber auch nicht von ihm erwarten. Unbedeutende, kurzweilige, aber dennoch gelungene Unterhaltung mit
charismatischen Schauspielern dürfte für einen netten Filmabend garantieren.