Story: Detective Oh (Lee Jung-jae) nimmt es mit den Regeln nicht so genau, doch sein draufgängerischer Charakter könnte bei seinem
neuen Fall ein Problem darstellen. Zuerst scheint es sich nur um den Mord an einem Drogensüchtigen mit dem Namen Yang Dal-su (Lee Ki-yeong) zu
handeln. Ein weiterer Mord lässt den Detective aber schließlich neue Verbindungen herstellen. Yang hat während des Koreakrieges nordkoreanische Kommunisten
gejagt. Oh fällt ein altes Tagebuch von der ehemaligen Kommunistin Son Ji-hye (Lee Mi-yeon) in die Hände, in dem genau beschrieben ist, was sich
Anfang der fünfziger Jahre zugetragen hat. Ji-hye war damals in den Kommunisten Hwang-seok (Ahn Sung-kee) verliebt, der schließlich für 50 Jahre ins Gefängnis
kam, weil er seiner Ideologie nicht abschwören wollte. Vor kurzem ist Hwang-seok endlich frei gekommen und so scheint er der augenscheinliche
Tatverdächtige zu sein. Detective Oh sucht Ji-hye auf, um mehr Informationen über die Geschehnisse von damals zu bekommen, denn er glaubt nicht
an Hwang-seoks Schuld.
Kritik: Wie so viele andere koreanische Thriller dreht sich auch "Last Witness" um den Koreakrieg und das Leid, das die Teilung des Landes
in Norden und Süden so viele Jahre später immer noch nach sich zieht. Die Geschichte, die auf einem Roman von Kim Seong-jong basiert, wurde schon 1980
verfilmt, aber Regisseur Bae Chang-ho versucht den Thriller ganz im Stil eines "Shiri" aufzupolieren. So wirklich gelingt ihm das nicht. Dass der
Film Probleme mit den vielen Rückblenden und seinem wechselnden Tempo hat, wird ziemlich schnell offensichtlich. Augenscheinlich aus genau
diesem Grund hat Bae versucht, einige Actionszenen in den Film zu verbauen, um das Publikum bei Laune zu halten. Im Endeffekt bewirkt das nur,
dass wir hier einen merkwürdigen Action-Drama-Thriller präsentiert bekommen, der weder Fisch noch Fleisch ist.
"Last Witness" erweckt am Anfang vollkommen falsche Erwartungen beim Publikum. Die Actionszenen während des Auftakts, die Detective Oh als coolen Cop zeigen,
der jedes Gangviertel im Alleingang wieder auf Vordermann bringen könnte, haben überhaupt nichts mit dem Rest des Filmes zu tun. Es ist ein billiger
Trick, aber der Zuschauer fühlt sich sofort mitten im Geschehen und ist gespannt, wie sich der Fall entwickeln wird. Eine wirkliche Untersuchung
gibt es aber gar nicht, zumindest keine, die besonders spannend ist. Viel zu oft tritt die Morduntersuchung auf der Stelle und niemand scheint so
richtig zu wissen, was er eigentlich machen soll. Stattdessen werden wir plötzlich in die Vergangenheit befördert und sodann spielt gut die Hälfte
des Films in dieser, wie sich herausstellt.
Das ist äußerst merkwürdig und zerteilt den Film in mehrere kleine Kapitel, die nur lose miteinander verflochten scheinen. Der rote Faden wird
immer wieder verloren und der schlechte Schnitt des Films trägt auch nicht gerade dazu bei, dass man am Ball bleiben kann. Das führt letztendlich
dazu, dass wir Distanz zu den Charakteren gewinnen und nie einen richtigen Zugang zu dem Drama im Film bekommen. Schuld daran ist ebenfalls
ein äußerst pathetischer Ton, der mehr oder weniger den gesamten Film durchzieht. Ins Extreme wird das auch noch durch einen zu stark eingesetzten
Soundtrack getrieben, der oft wie auf Knopfdruck plötzlich einsetzt, wenn es zu einer emotionalen Szene kommt. Kinder werden von ihren Familien
getrennt, Geliebte auseinandergerissen und das alles im Namen der Ideologie. In "Last Witness" können wir darüber nur die Augen verdrehen. Und das ist
eine Schande.
Wir haben all das Leid schon einmal gesehen und das auch weitaus ehrlicher transportiert. Vielleicht mögen die Szenen im Roman funktioniert haben,
im Film fühlt man sich aber nur peinlich berührt, wenn Ji-hye als Erzählerin mit harter Stimme von ihrer Vergangenheit berichtet. Das Drama kann überdies
auch nicht funktionieren, weil keiner der Charaktere Tiefe besitzt. Was dem Film darüberhinaus auch noch die Glaubwürdigkeit nimmt, ist der Umstand,
dass Lee Mi-yeon und Ahn Sung-kee für ihre Rollen lediglich ein bisschen graue Haare bekommen haben, nachdem sie fünfzig Jahre gealtert sind -
ansonsten ein Gesicht so glatt wie ein Babypopo. Vor allem Lee sieht in ihrer Rolle viel zu jung aus! Was man sich dabei gedacht hat, bleibt
fraglich, denn einige der Actionszenen, besonders das brennende Schulgebäude, können mit spektakulären Spezialeffekten aufwarten. Für einen guten
Make-Up Artisten war dann wohl kein Geld mehr übrig...
Gegen Ende tauchen wir dann wieder in die Gegenwart ein, doch die Ermittlungen interessieren uns ins keinster Weise mehr. Das Ende selbst ist ebenfalls
nicht zufriedenstellend. Die gestellten Emotionen nehmen Oberhand und "Last Witness" wird damit zu einem Klischee des Leids durch die Teilung einer
Nation, die bestenfalls Großmütter oder Großväter (die wenigen von ihnen, die den Krieg überlebt haben) zum Weinen bringen, wenn das Thema nur angeschnitten
wird. Das hat diese ernste Thematik wirklich nicht verdient. Regisseur Bae will seinen Film mit ein wenig Action aufpeppen, aber das Drama verkommt häufig
zum pathetisch Lächerlichen. Einzig Darsteller Lee Jung-jae kann mit seiner Rolle als cooler Cop einen Halt im Film bieten. Davon abgesehen
stolpert "Last Witness" durch verschiedene Genres und bedient beim Drama einfach zu viele Klischees.