Story: Jim Yam (Tony Leung Ka-Fai) ist Boss der Triaden, allerdings muss er neben sich noch andere Bosse dulden. Bisher war das Kräfteverhältnis
immer im Gleichgewicht, doch eines Tages warnt ihn der Polizist Wilson Yip (Eason Chan) davor, dass er Ziel eines Attentats werden soll. Genau im gleichen
Moment eröffnet ein Scharfschütze das Feuer auf Yam. Nach dem fehlgeschlagenen Attentat setzt Boss Yam alles daran, die Hintermänner zu finden. An
seiner Seite weiß der Triadenboss zwar den fähigen Bodyguard Yue (Roy Cheung), aber auch dieser kann ihn nicht vor jeder Kugel retten. Es wird noch
schlimmer für Jim Yam, als er befürchten muss, dass seine langjährige Affäre auffliegen und seine Frau Sophie (Sandra Ng), die ebenfalls
Teil der Triaden ist, Dummheiten anstellen könnte. Zu allem Überfluss stirbt dann auch noch Boss Kei und Jim Yam muss mit den anderen Bossen in
Verhandlungen treten, wie sein Gebiet nun unter den restlichen Bossen aufzuteilen ist. Verrat scheint an jeder Ecke zu lauern und von manchen
Triadenmitgliedern, wie dem jungen Tiger (Samuel Pang), ist noch nicht abzuschätzen, welche Rolle sie in dem bevorstehenden Kampf spielen werden.
Kritik: "Jiang Hu" beschreibt eine Welt der Gesetzlosen. In Wuxia-Geschichten haben dort Schwertkämpfer verschiedener Schulen gegeneinander
gekämpft und das Volk entweder beschützt oder es zu ihren Gunsten missbraucht. Wörtlich mit "Flüsse und Seen" übersetzt handelt es sich eigentlich um
unbesiedelte Regionen, in die Ausgestoßene geflohen sind. Allerdings kann diese Welt ohne gewisse Regeln ebenfalls nicht funktionieren. Ehre und
Loyalität sind unabdingbar. Auch bei den Triaden. Denn die Triaden leben in der Welt des Jiang Hu. Zumindest wenn es nach Boss Yam geht, der noch
zur alten Schule gehört und durchaus weiß, wie man sich gegen die jungen Bosse wehren muss, die glauben, einen wilden Haufen moderner Ideen in
solch altbewährte Strukturen wie die innerhalb der Triaden einbringen zu können. Regisseur Dante Lam bringt hier aber keinesfalls einen simplen
Triadenfilm auf die Leinwand. Davon gibt es schließlich schon genügend. Stattdessen verschmilzt er Thriller und Comedy mit einer Prise Drama,
augenscheinlich eine Mischung, die unmöglich aufgehen kann. Doch Lam hat erstaunlich großen Erfolg damit, was "Jiang Hu" zu einem sehr sehenswerten
Film macht.
Auffällig ist von Anfang an die Erzählstruktur des Films. Boss Yam erzählt ein wenig aus seinem Leben, seine Monologe begleiten uns dabei auch immer
mal wieder in seine Vergangenheit, als er seine Ehefrau in England kennengelernt hat, oder wir springen auch an anderen Stellen durch verschiedene
Zeitebenen. Den Überblick zu bewahren, fällt jedoch recht leicht und der eigentliche rote Faden des Films, geht dabei auch nicht verloren. Dabei handelt
es sich sogar gar nicht wirklich um die Aufdeckung der Identität des Attentäters, sondern um Yam und sein Leben, in dem seine Frau eine recht große Rolle
spielt. Tony Leung Ka-Fai ("Eye in the Sky", "Double Vision") gehört dabei eindeutig der Film, denn seine charismatische Darstellung eines eben nicht
perfekten Mannes, der gnadenloser Boss sowie untreuer Ehemann ist und doch irgendwie das Herz am rechten Fleck trägt, ist überaus gelungen. Gerade die
Komplexität seines Charakters macht den Film so unterhaltsam. Besonders der Umstand, dass Leungs Rolle zahlreiche komödiantische Momente bereithält,
weiß zu begeistern.
Damit kommen wir auch schon zum interessantesten Merkmal von "Jiang Hu - The Triad Zone", dem Humor. Es gibt viele Szenen, die auf ungemein trockene
Weise wirklich witzige Dialoge bereithalten. Lam blendet immer zum richtigen Moment ab oder schafft es auf andere Weise, seine
Charaktere nicht lachen zu lassen, und das macht jene Szenen nur umso witziger. So ereilt einen Rivalen ein äußerst unangenehmes Ende, nur weil Yam als Boss
nicht zugeben kann, dass er eventuell den falschen Liquidierungsbefehl gegeben haben mag. Dann gibt es da noch eine ungewöhnliche Liebesbezeugung,
die eben nicht nur emotional funktioniert, sondern auch zum Lachen bringt. Kleines Highlight, wenn auch die abgedrehteste Szene im Film, ist Anthony
Wong als vermeintlicher Schreingott oder eben nur durchgeknallter Verrückter. Wong darf sogar eine kleine Kampfkunst-Choreographie zeigen und das ist
wahrlich eine Seltenheit! Der Humor wächst also auf sehr gelungene Art in der Situation sowie durch die Charaktere und lässt einen mehr als einmal
laut auflachen.
Dante Lam verbaut auf technischer Ebene ein paar Spezialeffekte wie Zeitlupen oder Freeze-Frames, die aber ehrlich gesagt etwas unnötig scheinen.
Die Art wie er den Humor und die Charaktere einfängt, stellt das wahre Herz des Films dar. Gegen Ende muss der Film natürlich etwas dramatischer
werden, aber selbst hier gibt es noch genügend zu lachen, sodass "Jiang Hu" seinen Ton immer beibehält. Der manchmal recht subtile Humor ordnet
sich wenn nötig ohne Weiteres den ernsteren Szenen unter und die Charaktere sind vielschichtig genug, um uns zu jeder Zeit für sich zu interessieren.
Die Beziehung zwischen Yam und seiner Frau beinhaltet natürlich ebenfalls einiges an Drama, aber die beiden hätten in dem harten Geschäft nicht
so lange überlebt, wenn es für sie keine Chance geben würde, doch noch eine einvernehmliche Lösung zu finden. Das Ende ist damit emotional
mitnehmender, als man das vielleicht vermutet hätte und dazu gibt es dann auch noch die kleine Hong Kong-Film Note.
Die Mischung, die "Jiang Hu - The Triad Zone" darstellt, ist ungewöhnlich und originell. Noch dazu funktioniert sie die meiste Zeit! Ein paar
Szenen sind wirklich richtig gut geschrieben, sodass das Drehbuch gerade bei den Dialogen ein besonderes Lob verdient. Der subtile und dennoch
immer präsente Humor fügt sich nahtlos in einen ansonsten ernst zu nehmenden Triadenfilm über das, was es heißt, in einer solchen Organisation
zu arbeiten und trotzdem ein Mensch zu bleiben, der auch die Liebe zu seiner Frau wahren will. Großartige darstellerische Leistungen tragen zum
schönen Endprodukt bei. Es muss trotz allem erwähnt sein, dass "Jiang Hu" auch etwas eigenartig sein kann, eben auch bezüglich seines Humors,
sodass der Film vielleicht nicht für jeden etwas sein mag. Dann wiederum hält sich die Abgedrehtheit des Humors in Grenzen und es ist gerade diese
Originalität, die erfrischend wirkt und den Film von ähnlichen Werken positiv abhebt.