Story: Der Triadenboss Hung (Andy Lau) bekommt einen Sohn, doch bedeutet dies auch, dass er angreifbar wird.
Hungs rechte Hand und langjähriger Freund Lefty (Jacky Cheung) gibt ihm den Rat mit seiner Frau und seinem Sohn nach
Neuseeland auszuwandern. Tatsächlich erfährt Hung, dass ein Attentat auf ihn ausgeübt werden soll, aber
er beschließt dennoch zu bleiben und weiterhin seinen Geschäften nachzugehen. Die Warnung seiner Frau, dass ihm Lefty
bald in den Rücken fallen könnte, missachtet er und versucht seinem Freund, der dabei ist die Dinge selbst in die
Hand zu nehmen und in der Organisation aufzuräumen, die Bedeutung von Bruderschaft wieder zu verdeutlichen. Dabei
stellt sich heraus, dass nicht nur Lefty, sondern auch Hung ein Schachspiel ausgetüftelt hat, an dessen Ende nichts mehr
so sein wird wie vorher.
Zur gleichen Zeit bekommen die beiden Anfänger Turbo (Edison Chen) und Yik (Shawn Yue) von ihrem Boss die Gelegenheit
den Triadenboss umzubringen und sich einen Namen zu machen. Doch dazu müssen die beiden sich erstmal eine ordentliche
Waffe besorgen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Außerdem macht Yik die Bekanntschaft mit der
Prostituierten Yoyo (Lin Yuan), in die er sich verliebt.
Die Ereignisse in dieser Nacht nehmen eine unerwartete Wendung und nicht jeder wird den nächsten Morgen erleben...
Kritik: "Jiang Hu" hat einige gemischte Kritiken bekommen. Viele waren enttäuscht, da die Erwartungen einfach
hoch waren, aber wie es einmal so ist, wenn man davon schon gelesen hat und seine eigenen Erwartungen dementsprechend
zurückgeschraubt sind, konnte mich der Film tatsächlich positiv überraschen. Das heißt nicht, dass der Film nicht
seine Fehler hat, aber er bietet doch mehr als man ihm anfangs zugetraut hätte. Wer sich nämlich durch die etwas
wirre Einleitung gekämpft hat, bei der uns gleich fast alle wichtigen Charaktere vorgestellt werden, der wird
angemessen unterhalten werden. Natürlich dreht sich hier wieder alles um den bekannten Plot der Machtspielereien
innerhalb der Triaden und wie die alte Generation von einer neuen abgelöst werden soll. Doch die Verpackung stimmt und
auch an einigen schönen Twists wurde nicht gespart.
Die Stärken des Films liegen eindeutig bei der düster-glatten Cinematographie und der spannenden Atmosphäre.
Regisseur Wong Ching-Po orientiert sich zweifelsohne an Werken von Johnnie To und Co., gerade was die tolle Beleuchtung
der Szenen anbelangt. Doch führt das keinesfalls dazu, dass sich Wongs Werk wie ein billiger Klon anfühlt.
Des Weiteren gibt es einige sehr schöne und ausgefallene Kameraarbeiten zu bewundern wie z.b. die tanzende Kamera am
Esstisch, und auch die Schnitte sind sehr gelungen.
Leider hat man nur das Gefühl, dass die beiden Geschichten zwischen
Hung/Lefty und Yik/Turbo kaum miteinander in Verbindung stehen und einfach parallel, also fast seperat voneinander
erzählt werden. Wie sich später herausstellt hat das aber seinen ganz eigenen Grund und so kann man den Machern hier
nicht wirklich böse sein, auch wenn es doch oftmals ein wenig störend ist.
Außerdem negativ auffallend ist, dass hier und da einige Szenen und die Kontinuität der Story nicht wirklich
zueinander passen wollen. Die Liebesgeschichte zwischen Yik und Yoyo ist so ein Fall. Sie scheint kaum eine Bedeutung zu
haben und nur gegen Ende lassen sich Rückschlüsse darauf ziehen in welchem Kontext zum Gesamtwerk sie eigentlich
stehen soll. Darüberhinaus ist sie jedoch einfach zu kalt und kitschig dargestellt.
Kritik gibt es auch an einigen der Schauspieler auszusetzen. Als allererstes wäre da Shawn Yue ("Initial D"). Seine
Darstellung ist einfach zu distanziert um uns wirklich berühren zu können. Da hilft auch nicht seine tragische
Familiengeschichte, von der leider vieles nur angerissen wird, um ihn menschlicher wirken zu lassen. Yik stellt den
ruhigen Typen dar, der mit seiner Zielgerichtetheit auch durchaus über Leichen gehen will um sich endlich einen Namen
machen zu können. Leider besitzt Yue aber nicht die Fähigkeit eine so diffizile Rolle zu übernehmen und so bleibt seine
Person einfach nur flach und wir können uns nicht wirklich mit ihm identifizieren. Edison Chen ("Twins Effect") dagegen
ist einfach nur der flippige Freund, auch wenn er eine deutlich bessere Darstellung als Yue abgeben kann.
Ganz anders sieht das natürlich bei den Meistern ihres Fachs Andy Lau und Jacky Cheung aus. Lau verleiht dem Triadenboss
ein ungewöhnliches Charisma, dem man sich einfach nicht entziehen kann und Cheung stellt seinen langjährigen Freund
und jetzigen potentiellen Rivalen mit Bravour dar. Die Chemie zwischen den beiden ist einfach perfekt und ihre Dialoge
im Restaurant lassen die Luft nur so vor Anspannung knistern.
In den Nebenrollen gibt es auch noch etliche bekannte Gesichter zu sehen, wie z.b. Eric Tsang, der den Film auch
mitproduziert hat oder Chapman To. In einer Nebenrolle gibt sich auch Lam Suet die Ehre, in einer Szene, die ohne
Zweifel eine Anspielung auf "PTU" sein soll. Leider bleiben aber außer Hung und Lefty die Charaktere alle ziemlich
zweidimensional und man muss sich fragen, ob das Drehbuch hier nicht vielleicht vollständig versagt hat und es nur
den tollen Darstellern Lau und Cheung zu verdanken ist, dass es wenigstens ein paar interessante Persönlichkeiten
zu bewundern gibt.
Vieles davon verschmerzt man jedoch gerne, da "Jiang Hu" nur selten irgendwelche Hänger aufweist. Oftmals passiert
zwar kaum etwas und wir sind mit den Protagonisten nur am Warten, doch die Atmosphäre verdichtet sich dabei immer
mehr und die Anspannung steigt in diesen minimalistischen Szenen so stark an, wie es wohl nur in Hong Kong Filmen
möglich ist. Viele der Szenen sind dabei richtig gut und stylish geworden. Der Soundtrack ist auch recht gelungen und
wie schon gesagt gibt es technisch eigentlich ohnehin nichts auszusetzen.
Leider ist die Geschichte manchmal etwas zu chaotisch erzählt, viele der Charaktere und Subplots verlaufen sich etwas,
doch dafür kann die spannende Atmosphäre wieder einiges rausholen. Größtes Highlight ist jedoch die Auflösung, denn
diese lässt einen fast den gesamten Film in einem neuen Licht sehen. Schade nur, dass der Film nicht ein gleichbleibend
hohes Niveau halten kann, denn Wongs Werk hat auf jeden Fall Potential gehabt. Wer weiß, vielleicht kann er in Zukunft
ja zeigen, dass er es noch besser kann.
Am Ende dreht sich alles wieder einmal um die Bruderschaft und auch wenn "Jiang Hu" kein perfekt gelungener Film
geworden ist, so hat er mir persönlich doch immerhin besser gefallen als Tos "Election". Sicher, Wongs Film hätte weitaus
besser werden können, doch die gute Regie, zwei tolle Darsteller und eine packende Atmosphäre lassen mich trotz allem
bedenkenlos eine Empfehlung für alle HK-Thriller Enthusiasten aussprechen.