Story: Ein Mann (Shinya Tsukamoto) wacht in einem dunklen, kleinen Raum auf. Er kann sich kaum bewegen und
an nichts mehr erinnern. Wie kam er hierher? Wer ist er eigentlich und wie hat er seine Erinnerung verloren?
Der Mann hat jedoch keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn langsam bahnt er sich einen Weg durch ein
düsteres und angsteinflößendes Labyrinth. Er hat eine Verletzung am Bauch, wird immer wieder ohnmächtig und wacht
in dem todbringenden Irrgarten immer wieder in anderen Positionen auf. So hat er z.B. ein Stahlrohr an seinem Mund,
an dem entlang er versuchen muss zum Ende von eben jenem zu gelangen um endlich wieder frei zu kommen. Das ist aber
nicht der einzigste Horror, der auf ihn wartet. Er sieht Menschen in Stücke gehackt werden und muss merkwürdigen
Fallen entgehen, bis er plötzlich auf eine weitere Gefangene (Kahori Fujii) trifft.
Werden die zwei von einem perversen Irren festgehalten? Und was ist mit den merkwürdigen kurzen Bildern eines
Feuerwerks, das sich immer wieder in den Kopf des Gefangenen einschleicht? Warum glaubt er, er könnte ein Gefangener
in einem Krieg sein? Sicher ist, dass seine neue Begleiterin in diesem Horrorlabyrinth nicht bereit dazu ist auch nur
eine Sekunde länger zu bleiben und so machen sich die zwei daran einen Ausgang zu suchen...
Kritik: "Haze" ist mit seiner Laufzeit von gerade einmal 49 Minuten eigentlich ein Kurzfilm. Regisseur
Shinya Tsukamoto ("Vital") schafft hier ein erschreckend klaustrophobisches Werk, das einen Blick in die Hölle zu
gewähren scheint. Die dunklen, engen Räume, die albtraumhaften Situationen, in die der Gefangene geworfen wird, das
alles mutet so an, als wenn man uns hier die verschiedenen Ebenen der Hölle zeigen will, durch die jeder Sünder
gehen muss. Doch interessanterweise kommt das unserem Hauptprotagonisten nicht in den Sinn. Er glaubt der Gefangene eines
reichen Irren zu sein oder ein Kriegsgefangener, wie er uns in den wenigen Monologen aus dem Off erzählt. Warum dies
so ist hat sogar seinen Grund, doch erfahren wir das erst ganz gegen Ende auf etwas konfuse Art. "Haze" hat in
vielerlei Hinsicht einiges mit einem Albtraum gemein und so sollte man sich nicht wundern, dass man auch hier nur Logik
finden kann, wenn man die merkwürdigen Vorkommnisse und wenigen Dialoge/Monologe interpretiert.
Ein wenig frustrierend ist es schon, dass wir von vielen Szenen nur sehr wenig zu sehen bekommen. Der Film spielt sich
vollkommen in der Dunkelheit ab und da man uns versucht das Geschehen aus der Sicht des Hauptprotagonisten zu zeigen,
sehen auch wir nicht viel. Das Unbekannte ist zwar das was uns am meisten Angst bereitet, aber völlige
Dunkelheit kann eben manchmal auch etwas langweilig werden...
Sicher ist jedoch, dass der Film extrem von seiner Atmosphäre lebt und diese ist dann eben ziemlich dicht und
packend. Regisseur Shinya Tsukamoto schlüpft auch gleich in die Rolle des Hauptprotagonisten und kann dabei eine
sehr schöne Darstellung abgeben. Ängstlich und voller Panik kriecht er durch die tödlichen Gänge, manchmal erhaschen
wir einen Blick auf eine der viele Folterfallen und ab und zu werden dann auch in erschreckender Deutlichkeit
abgeschlagene Körperteile gezeigt.
Es ist zwar durchaus spannend nicht zu wissen, was für ein Grund hinter der Gefangennahme steckt, aber durch den
repitativen Charakter der Kriechsequenzen kann durchaus die Geduld auf die Probe gestellt werden. Wenn die Atmosphäre
nicht so mitnehmend und gruselig wäre, hätte der Film fast schon ermüdend sein können.
Der Irrgarten, die Fallen, der Gefangene, all das erinnert stark an "Cube" und auch wenn hier der Horror mehr albtraumhaft
als splatterhaltig ist trägt auch hier die Ungewissheit über den Sinn des Ganzen einiges zur Spannung bei. Die
Auflösung lässt
aber auf sich warten und wir werden langsam durch merkwürdige Bilder aus der Erinnerung des Gefangenen und seinen
Dialogen mit seiner Mitgefangenen an diese herangeführt. Tatsächlich ist die Storywende sogar recht gut gelungen, doch
von der Stimmung her passt sie einfach nicht zum Rest des Films. Ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen -
hier ist einfach ein zu starker Bruch zu bemerken.
Wer außerdem keinen Spaß daran hat zu interpretieren, wird hier nicht auf seine Kosten kommen können. Es gibt mehr als
eine Art den Film am Ende auszulegen. Zuerst wirkt zwar alles einfach nur verwirrend, doch mit der Zeit und nach
einigen Minuten des angestrengten Nachdenkens ist es durchaus möglich Logik in das Ganze zu bringen.
Dennoch, Shinya Tsukamoto hätte weitaus mehr aus dem Film herausholen können. Niemand sagt, dass er ein zweites "Cube"
auf die Beine hätte stellen sollen, aber ein paar mehr Fallen oder Foltermethoden wären (man verzeihe den folgenden
Ausdruck) "schön" gewesen. Die Szenen in der "Hölle" sind sehr verstörend und lassen einen den Vorsatz fassen, nie
wieder irgendetwas Unrechtes, oder Sündhaftes zu tun. Wer weiß, am Ende gibt es die Hölle doch noch!?
Aber genau hier liegt das Problem. Zu spät erfahren wir, dass der Fokus des Films eigentlich gar nicht hier liegt.
Wer auf etwas anderen, düsteren Horror mit einer starken Atmosphäre und Kurzfilmcharme steht, der sollte sich den
Film zu Gemüte führen. Leider bleibt "Haze" aber hinter den Erwartungen, die er weckt zurück und beweist, dass der
Titel eine größere Bedeutung hat, als wir ihm anfangs zugemessen haben. Auch der Zuschauer sieht hier vieles wie
durch einen Schleier, und muss vieles nicht nur visuell, sondern eben auch inhaltlich erraten.