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Happyend - Filmposter
Original Title:
Happyend

Japan 2024

Genre:
Drama

Director:
Neo Sora

Cast:
Hayato Kurihara
Yukito Hidaka
Yuta Hayashi
Shina Peng
ARAZI
Kilala Inori
Ayumu Nakajima
Masaru Yahagi
PUSHIM
Makiko Watanabe
Shiro Sano


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Happyend

Happyend - Film Screenshot 1

Story: Yuta (Hayato Kurihara), Kou (Yukito Hidaka), Ata-chan (Yuta Hayashi), Ming (Shina Peng) und Tomu (Arazi) sind beste Freunde, die auf die gleiche Schule gehen. Yuta und Kou lieben Musik, speziell Techno, und wollen später mal selbst in der Branche arbeiten. An der Schule kommen Yuta und Kou darauf, ihrem Rektor einen Streich zu spielen. Sie stellen sein Auto, einen Sportwagen, hochkant auf dem Schulhof auf. Die Polizei befragt alle Schüler, kann aber keinen Schuldigen ausmachen, auch wenn der Rektor eine Vermutung hat. Also lässt der Rektor Überwachungskameras an der Schule installieren und jeder, der gegen die Schulregeln verstößt, bekommt von einem Konto Punkte abgezogen. Er verteidigt das mit dem Argument, dass dies der Sicherheit der Schule diene. Ohnehin wird das Wort "Sicherheit" momentan überall hochgehalten, da der Premierminister ein neues Gesetz erlassen hat, das ihm im Katastrophenfall enorme Macht gibt. Von der Regierung und den Medien wird immer wieder erklärt, dass ein Jahrhundert-Erdbeben in der nächsten Zeit zu erwarten ist, auf das sich das ganze Land vorbereiten muss. Das wird aber von Gegnern des Premierministers als Panikmache bezeichnet, sodass er einen faschistischen Staat errichten kann, und so gibt es immer wieder Demonstrationen. Auch an der Schule gibt es Gegenwehr bezüglich der Überwachungskameras und die fünf Freunde werden von der Überwachung besonders stark eingeschränkt.

Filmroll Happyend - Film Screenshot 2 Happyend - Film Screenshot 3 Filmroll
Happyend - Film Screenshot 4

Kritik: Auf welche Stimmung man sich bei "Happyend" einlassen muss, war mir zunächst nicht klar. Ich erwartete einen Film über das Erwachsenwerden, der auch mit etwas Humor daherkommt. Stattdessen bekam ich ein Drama, das zu guten Teilen etwas düster wirkt. Womöglich liegt das daran, dass der Film in der nahen Zukunft spielt und sich mit einer (angeblich) herannahenden Katastrophe beschäftigt, welche der Regierung die Möglichkeit gibt, ihre Macht zu vergrößern und das Volk unter Kontrolle zu halten. Damit nimmt die Geschichte dystopische Züge an, die zu einigen faszinierenden, wenn auch nicht wirklich neuen, Gedanken über die Rolle des Volkes in einem solchen Fall führt. In gewisser Hinsicht stehen in "Happyend" die Ungewissheit einer sich wandelnden Welt und die Unbeschwertheit der Jugend im Kontrast. Eben jene Unbeschwertheit wird bei unseren Protagonisten nicht nur durch die politischen Ereignisse im Land torpediert, sondern auch durch den Fakt, dass bald ein neuer Lebensabschnitt bevorsteht und die fünf Freunde eventuell für immer Abschied voneinander nehmen müssen. All das gibt dem Drama eine ziemlich depremierende Stimmung, für die man offen sein muss.

Happyend - Film Screenshot 5

Ein wenig hat mich "Happyend" hinsichtlich seiner Stimmung an "The Parades" erinnert. Vielleicht auch deswegen, weil man sich wie in einer Zwischenwelt fühlt, wenn die Ereignisse nicht gerade an der Schule stattfinden. Die fünf Freunde scheinen manchmal die einzigen Personen auf der Welt zu sein, obwohl das ganz offensichtlich Unsinn ist, da wir auch immer wieder etwas über die Ereignisse in der Welt erfahren. Vielleicht liegt das auch daran, dass es sich hier um einen Film ohne großes Budget handelt und eindeutig Art House-Stimmung versprüht wird. Mit letzterem muss man sich übrigens anfreunden können, sonst wird man kaum Spaß mit dem Film haben. Immer wieder gibt es Szenen, in denen man für gefühlt ewig lange Zeit jemanden dabei beobachtet, wie er einer bestimmten Handlung nachgeht. Vielleicht ist auch das der Grund, warum "Happyend" eine gewisse Einsamkeit aufkommen lässt. Probleme bereitet das aber beim Tempo, denn die Szenen zwischen den Freunden können tatsächlich durch Dynamik hervorstechen, während die sehr gemächlichen Szenen im Kontrast regelrecht Langeweile aufkommen lassen.

Happyend - Film Screenshot 6

Eine der größten Stärken des Dramas ist die Freundschaft zwischen den Schülern. Bei einigen von ihnen hätte man sich etwas mehr Tiefe erhofft - gerade Ming scheint als einziges Mädchen in der Gruppe interessant, bekommt aber nicht den Raum, den sie verdient -, aber zumindest im Zusammenspiel fühlt man eine Form von Natürlichkeit, die sofort für sich gewinnen kann. Es wird herumgeblödelt, hin und wieder werden aber auch ernste Themen angesprochen, in jedem Fall genießt man aber die Zeit miteinander. Ohne dieses Gefühl der Freundschaft wäre der Film zweifellos viel zu kühl und distanziert ausgefallen. Es wird nämlich so einiges an ernster Thematik aufgegriffen und behandelt. Da wäre zum einen die Überwachung an der Schule, die überdies noch mit einem Social Credit System verbunden ist. Wer nicht in der Klasse ist, wenn er es sollte, bekommt dann schnell mal einen Punkteabzug, und fällt der Wert unter eine Grenze, werden die Eltern benachrichtigt. Im Mikrokosmos der Schule wird somit widergespiegelt, was die Jugendlichen in der Welt der Erwachsenen erwartet. Und von hier ausgehend, wird der Film dann auch politisch und schaut sich die Gefahren an, die uns in der Zukunft erwarten.

Happyend - Film Screenshot 7

Über die Medien werden uns immer wieder Informationen über ein nahendes Superbeben mitgegeben. Auf welcher Grundlage das berichtet wird, erfahren wir nicht. Die vielen Übungen für den Notfall lassen für die meisten aber keinen Zweifel an der Richtigkeit dieser Behauptung zu. Derweil hat durch diese Form der Panikmache der Premierminister so viel Macht wie noch nie. Ein kleiner Teil des Volks geht auf die Straße, um zu protestieren, aber der Rest interessiert sich entweder nicht dafür, oder - vielleicht sogar die stille Mehrheit - glaubt, dass man durch Demonstrationen sowieso nichts ändern kann. Die Geschichte stellt vor allem das Dilemma zwischen Sicherheit vs. Freiheit in den Vordergrund. Vielleicht noch etwas interessanter ist diese Frage, wenn es um Japan geht, ein Land, in dem man eher nicht individuell handelt. Eine der Schülerinnen spricht an, dass man wohl keine Fantasie habe, was alles passieren könnte, wenn man im Land eine Notlage kreiert, nur um die Sicherheit zu gewährleisten. Sie erklärt, dass man auch mal selbst denken sollte, anstatt einfach dem zu folgen, was die Regierung sagt. Etwas, das nicht nur in Japan, sondern in letzter Zeit auf der ganzen Welt ein großes Problem geworden zu sein scheint. Der Unwille, selbst zu denken.

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Happyend - Film Screenshot 10

Ein überraschender Aspekt ist die multikulturelle Ausprägung der Klassenzusammensetzung an der Schule. Hier gibt es nicht nur Japaner. Drei unserer Freunde sind auch nur zur Hälfte Japaner und werden - weniger von den Mitschülern, als mehr von den Erwachsenen - deshalb ausgegrenzt. Einer der Freude ist Halbkoreaner und wird bei Polizeikontrollen immer wieder extra herausgepickt. Ein einfaches Foto mit dem Handy reicht in naher Zukunft, um der Polizei alle Informationen über jemanden zu geben. Schon erschreckend. Es sind auch diese Personen, die aus anderen Kulturen kommen, die eher bereit sind, für Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen, während die anderen Schüler eher passiv sind. Es gibt in "Happyend" also durchaus einige interessante Facetten, aber letztlich hat man den Eindruck, dass zu viel nur an der Oberfläche stattfindet. Wie erwähnt, kann die etwas depimierende Atmosphäre auch wegen der Thematik manchmal den Spaß am Film nehmen, ebenso wie das zuweilen sehr gemächliche Tempo. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass der Titel des Films nicht ironisch gemeint ist. Im Großen und Ganzen ist "Happyend" ein nettes Drama, das aber unter dem Gewicht seiner ernsten Thematik zusammenbricht.

(Autor: Manfred Selzer)
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