Story: Teruo (YoshiYoshi Arakawa) ist fast dreißig und lebt noch zuhause bei seinem Vater. Er träumt davon eines
Tages ein Geisterhaus zu betreiben und die Leute zu Tode zu erschrecken. Alles was mit Horror zu tun hat fasziniert ihn.
Doch noch ist er weit davon entfernt seinen Traum zu verwirklichen. Er arbeitet nebenher im Antiquariat seines Vaters und
für die Stadt, für die er Parkpflege betreibt. Sein bester Freund ist Hisanobu (Yoshinori Okada), der in der Verwaltung
eines Krankenhauses arbeitet. Hisanobu will von jedem gemocht werden, weshalb er immer freundlich ist und niemals nein
sagen kann. Aus diesem Grund stellt er auch das Mädchen Akari (Yoshino Kimura) ein, obwohl sie bei ihrem Vorstellungsgespräch
schon alles andere als einen guten Eindruck macht. In den folgenden Tage stellt sich Akari unglaublich tolpatschig
an und ihre Unsicherheit tut ihr Übriges, das sie schließlich kündigt. Hisanobu möchte ihr allerdings helfen und vermittelt
ihr eine Stelle im Laden von Teruos Vater. Das merkwürdige Mädchen hat aber nicht nur das Interesse von Hisanobo
geweckt, sondern auch Teruo verliebt sich Hals über Kopf in sie. Akari hat jedoch Augen für jemand ganz anderen.
Kritik: "Fine, Totally Fine" ist ein Independent-Film, der dementsprechend auch äußerst ungewöhnlich ist und
sich an kein bestimmtes Genre hält. Der abgedrehte Humor, der mit einer enormen Trockenheit oder besser gesagt
Realismus präsentiert wird, macht den eigentlichen Reiz des Films aus. Aber auch wenn kaum ein Kritiker bisher darauf
hingewiesen hat, so durchzieht dennoch eine unleugbare süße Melancholie den Film, die einen auf eine ganz spezielle
Art berühren kann. Überwiegend scheint "Fine, Totally Fine" allerdings ein warmes, angenehmes Gefühl beim Zuschauer
hervorrufen zu wollen. Der Film handelt von Außgestoßenen, bzw. Individuen, die ihren Platz in der Gesellschaft
suchen, oder die sich schon bewusst geworden sind, dass sie dort keinen finden werden. Zwischen den Zeilen gibt es
demnach einiges, das man hier herauslesen kann und das ist es auch, was den Film durchaus auch zu einem Drama hätte
machen können, wenn da nicht der ungewöhnliche Humor wäre.
Teruo steht zumindest am Anfang im Mittelpunkt des Films und liefert auch die meisten Lacher. Seine Liebe zu Horrorfilmen
hat ihm schon die Ideen zu dem ein oder anderen Streich gegeben, von denen ein paar fast schon genial sind. Auch seine
Freunde wird er nicht Leid immer wieder zu erschrecken und oft springt auch der Zuschauer von seinem Sitz auf, nur um
kurz darauf über die ganze Sache lachen zu müssen. Die diversen Spielzeuge und Monsterfiguren mit Teruos Kopf, von
denen jene aus "Das Ding aus einer anderen Welt" besonders hervorsticht, zeigen mit wie viel Liebe zum Detail man
hier stellenweise vorgegangen ist.
In einem Nebenplot wird Teruos Vater behandelt, der so etwas wie ein Burnout-Syndrom hat, und das obwohl er eigentlich
in seinem Buchladen nur Löcher in die Luft starrt. Aber vielleicht ja gerade aus diesem Grund beschließt er dann endlich
eine kleine Reise zu machen und zeigt seinen Kindern dabei schließlich, dass ihr Vater noch ganz andere Talente hat.
Später verlagert sich der Fokus der Geschichte ein bisschen mehr auf Hisanobu, ein Mann, der es jedem Recht machen
und von jedem geliebt werden will. Selbst seinem Vorgesetzten entgeht es nicht, dass er nur den "Mr. Nice Guy"
spielen will, aber das muss Hisanobu erst einmal selbst bewusst werden. Irgendwie scheint auch er verloren zu sein
und erst als er das Mädchen Akari kennenlernt, zeigt sich, was ihm vielleicht gefehlt haben mag.
Akari ist der merkwürdigste Charakter der drei Protagonisten. Sie spioniert einer Obdachlosen hinterher, weil sie
deren Skulpturen aus Müll bewundert. Außerdem ist sie selbst eine Künstlerin, auch wenn sie dies geheimhält. Ihre
diversen Zeichnungen hält sie selbstverständlich für schlecht bis sich durch einige Zufälle, und vor allem Hisanobus
Hilfe, jemanden findet, der tatsächlich gerne eines der Bilder kaufen will. Zu diesem Käufer entwickelt sich dann auch
eine Liebesgeschichte, die allerdings ganz ungezwungen verläuft.
Eigentlich haben sich aber Teruo und Hisanobu in Akari verliebt. Wer hier allerings eine abgedroschene Dreiecksbeziehung
erwartet, kann beruhigt sein, denn nichts in "Fine, Totally Fine" ist irgendwie gewöhnlich, geschweige denn abgedroschen.
Die Dinge entwickeln sich ganz natürlich und die Feindseligkeiten zwischen Teruo und Hisanobu werden in einem Film im
Film ausgehandelt, den ein Freund der beiden dreht.
Schlussendlich bekommen wir Ausschnitte aus dem Leben der verschiedenen Personen präsentiert und dennoch zeichnet sich
der Film durch eine gewisse Kontinuität aus. Manchmal mag der Film etwas surreal wirken, gerade in Bezug auf die
Trockenheit mit der die verschiedenen Gags präsentiert werden, aber wer sich auf das gemächliche Tempo des Films
einlassen kann wird gerade durch die drei Hauptdarsteller schnell in den Film finden können und "Fine, Totally Fine"
mit dem Herz verstehen können.
Die Aufnahmen stechen alle durch eine manchmal bunte, und bei den Außenaufnahmen immer sonnige Präsentation hervor.
Der ruhige Acoustic-Gitarren-Soundtrack leistet ebenfalls seinen Beitrag, dass man sich fühlt, als wenn man einen warmen
gemütlichen Sommertag erleben würde. "Fine, Totally Fine" erzeugt Emotionen auf natürliche Weise und sehr dezent, kann
dabei aber auch immer mit einigen ungewöhnlichen Lachern aufwarten. Es mag sein, dass nicht jeder mit dem langsamen
Tempo zurechtkommt oder nicht gleich erkennt, dass das eigentliche Faszinierende des Films zwischen den Zeilen zu
lesen ist, aber selbst dann wird man am Ende des Films mit einem warmen Gefühl im Bauch zurückgelassen. Ein
außergewöhnlicher Film, der nicht ohne Grund auf diversen Filmfestivals gefeiert wurde, auch wenn man hinzufügen muss,
dass einige Kritiker auch etwas zu überschwenglich mit ihrem Lob waren. "Fine, Totally Fine" ist einfach ein netter
Film.