Story: Die junge Ran (Fiona Sit) kümmert sich um ihren Bruder Feng (Cheung Kwok Keung), der fast vollständig
gelähmt ist. Doch damit nicht genug muss sie auch noch für dessen 6-jährige Tochter Shiayou (Cheung Ching-yu)
sorgen und zu Hause Kleider nähen um die Familie ernähren zu können. Sie hat kein leichtes Schichsal und so ist sie
immer sehr depressiv und mit düsterer Miene anzutreffen.
Als eines Tages der Dieb Juchin (Dylan Guo) die kleine Shiayou trifft, die sich in der Stadt verlaufen hat, bringt er
sie nach Hause und lernt die Familie kennen. Er kommt nun öfters vorbei, kümmert sich um Feng und vor allem Shiayou und
mietet schließlich den Raum über Rans Wohnung um dort einige Waren zu lagern. Ran ist nicht herzlos und so empfindet sie
bald Dankbarkeit endlich von ihrer Arbeit entlastet zu werden. Zwischen ihr und Juchin entwickelt sich eine
Liebesbeziehung.
Juchin stiehlt derweil weiter um Shiayou ihre Zukunft an einer Musikhochschule finanzieren zu können. Dabei
legt er sich allerdings auch mit dem Triadenboss Fu (Samuel Pang) an, was einige Probleme nach sich zieht...
Kritik: Regisseur Joe Ma ist eher durch seine mittelmäßige "Love Undercover"-Reihe bekannt geworden, hat sich
aber im Romantikdrama Genre mit "Funeral March" auch schon einen Namen gemacht. Mit "Embrace your Shadow" kehrt er
zu dem Genre zurück und liefert leider eher solide als beeindruckende Kost ab. Oftmals sieht man dem Film an, dass
er in die richtige Richtung geht, doch dann haben viele Szenen einfach nicht die Wirkung, die sie haben sollten. An
den Darstellern liegt das sicherlich nicht, vielmehr daran, dass wir eigentlich alles schon mal auf die eine oder
andere Weise gesehen haben. Dabei kann Mas Werk trotz seines eher gemächlichen Tempos durchaus die Sympathien und das
Interesse des Zuschauer aufrecht erhalten, doch am Ende hilft das dem Film einfach nicht über seine (gute)
Mittelmäßigkeit hinweg.
Wenn es in Hong Kong momentan einen aufstrebenden Star gibt, der es verdient hat eine eine rosige Zukunft zu haben,
dann ist es
Canto-Popstar Fiona Sit. Trotz ihres musikalischen Hintergrunds pusht sie ihren Star-Status nicht noch weiter durch
fragwürdige Rollen in mittelmäßigen Blockbustern wie ein gewisses weibliches Popstarduo, sondern bevorzugt anscheinend
mehr die anspruchsvollen, tiefgreifenderen Rollen. Und um es mal auf den Punkt zu bringen, dabei besitzt sie dann auch
tatsächlich mehr schauspielerische Integrität wie beide "Twins" (Charlene Choi und Gillian Chung) zusammen. Auch
hier darf Sit, wie schon in "2 Young" ihre Fähigkeiten in einem Drama beweisen.
Als einfaches Mädchen, dem plötzlich viel Verantwortung zukommt, geht sie gewissenhaft ihren Aufgaben für die Familie
nach, nicht aber ohne an einigen Stellen etwas von dem Wehmut zu zeigen mit dem sie auf ihr eigenes Leben zurückblickt.
Anfangs mag sie zwar etwas herzlos wirken, doch wenn man sieht wie aufopferungsvoll sie sich um ihren Bruder und dessen
Tochter kümmert schließt man sie irgendwann ins Herz.
Oftmals wirkt "Embrace your Shadow" leider etwas zu sehr nach dem typischen Muster gestrickt. Hier hat fast jeder der
Charaktere einen melodramatischen Schicksalsschlag erlitten und/oder erleidet im Laufe der Handlung einen. Die Nebengeschichte
um den gelähmten Feng, dessen Frau einfach mitsamt seinem Geld abgehauen ist, mag zwar ganz nett sein, wirkt aber
genauso klischeebehaftet wie der Fakt, dass Feng anscheinend früher ein bekannter Geigenspieler war und dass er mit
seiner Tochter nun seine Wünsche ausleben will. Aber natürlich überwiegen seine Depressionen, auch wenn man
gerade jene ruhig etwas deutlicher hätte hervorheben können, und so sollte man hier ein paar Tränen bereithalten.
Taiwans TV-Star Dylan Guo zeigt, dass er wahrscheinlich Talent haben mag, aber dass seine Rolle einfach nicht genügend
von ihm abverlangt. Manchmal wirkt er zu passiv und sein Charakter zu blass. Doch dieses Schicksal
teilt er mit fast allen Personen im Film. Nur Fiona Sit und die kleine Cheung Ching-yu sind oftmals davon
ausgenommen.
Die Geschichte um den Triadenboss Fu wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen, denn wir erfahren nie genau warum er
solch einen Narren an Juchin gefressen hat. Hier kommt jedenfalls nochmal der lebensbedrohliche Aspekt in den Film
hinein und am Ende kommt es dann sogar zu einem tödlichen Kampf. Nichts neues und wer schon ein paar HK-Filme oder
Dramen gesehen hat wird hier nur aufstöhnen können. Doch trotz des Umstands, dass "Embrace your Shadow" sehr formelhaft
gemacht wurde, wirkt er an ein paar Stellen sogar fast schon anspruchsvoll. Die Art wie sich Ran und Juchin annähern
oder die besonderen Momente wie die, in der Juchin seiner Freundin zeigt womit er sein Geld verdient, können durchaus
begeistern.
Trotz des ruhigen Tempos, kann der Film gerade dank seiner minimalistischen Machart unser Interesse für
die Personen schüren. Schade ist nur, dass die anfängliche Liebesgeschichte um die beiden Hauptdarsteller irgendwann
zu sehr in den Hintergrund rückt. Als sie dann ein Paar sind, verlagert sich der Fokus mehr auf die Story um den
Triadenboss Fu, was letztendlich dazu führt, dass die Chemie zwischen den beiden Darstellern irgendwann nicht mehr
wirklich vorhanden ist. Da ist es dann auch kein Wunder, dass die folgenden dramatischen Szenen uns nicht wirklich
stark berühren können. Hier hat man eindeutig gute Gelegenheiten verschenkt.
Begleitet von einem getragenen Piano führt man uns von einer tragischen Szene zur nächsten, doch nichts ist hier
innovativ. Am Ende muss man wohl sogar froh sein, dass Ran nicht auch noch gelähmt ans Bett gefesselt ist, denn
gewundert hätte einen solch ein "Twist" nicht.
"Embrace your Shadow" ist nicht wirklich schlecht, doch wenn man schon einige gute HK-Dramen gesehen hat, gibt
es hier nichts Neues zu entdecken. Der Film hat seine Momente und ist sogar recht gut gemacht, aber was nützt das,
wenn man keine Innovation oder Alternationen mit einfließen lässt? Ohne Fiona Sit hätte der Film wahrscheinlich sogar
eine leicht schlechtere Wertung bekommen. Wenn Sit so weiter macht, wird sie bald einen neuen Fan für sich gewonnen
haben.
Ansonsten gilt: Wer auf Dramen steht wird hier ordentliche, wenn auch erstaunlich mittelmäßge Kost bekommen.