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Original Title:
Bimong

South Korea 2008

Genre:
Drama

Director:
Kim Ki-duk

Cast:
Jo Odagiri
Lee Na-yeong
Zia
Kim Tae-hyeon
Jang Mi-hie


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Dream

Story: Jin (Jo Odagiri) wacht eines Tages aus einem Traum auf, in welchem er einen Autounfall verursacht hat. Doch Jin ist beunruhigt, da sich der Traum ungewöhnlich real angefühlt hat. Er geht zum Ort des Unfalls und muss feststellen, dass er nicht nur geträumt hat. Allerdings ist nicht er der Verursacher des Unfalls gewesen, sondern die Frau Ran (Lee Na-yeong), welche sich jedoch an nichts erinnern kann. Es stellt sich heraus, dass Ran schlafwandelt und genau das macht, was Jin träumt. Das ist umso schlimmer, als dass Jin nicht seine Ex-Freundin (Zia) vergessen kann und immer wieder diese in seinen Träumen aufsucht. Wenn Jin von dieser träumt, besucht Ran in der Realität aber ihren Ex-Freund (Kim Tae-hyeon), den sie eigentlich verabscheut. Niemand will Jin und Ran von ihrer merkwürdigen Verbindung glauben, außer einer Psychiaterin, die ihnen rät, sich ineinander zu verlieben, um dieses Problem zu lösen. Aber für so etwas sind die beiden nicht bereit. Also beschließen sie aufeinander aufzupassen, dass der eine immer nur dann schläft, wenn der andere wach bleibt. Allerdings erweist sich das als gar nicht so einfach...

Kritik: "Dream" ist ein Film, der zwischen oder besser gesagt jenseits der Grenzen von Traum und Realität arbeitet. Wer das nicht akzeptieren kann oder sich unmöglich auf einen filmischen Rahmen einlassen kann, den man böse umschrieben auch "künstlich" nennen könnte, der wird mit diesem Drama nur wenig Freude haben können und am Ende wahrscheinlich sogar mit einem Gefühl der Frustration dastehen. Aber genau so ist es doch immer mit Kim Ki-duks Filmen, oder?
Um es gleich vorweg zu nehmen, Kim ist nach seinem letzten enttäuschenden Werk "Breath" wieder auf dem Weg, zu alter Form zu finden, allerdings gibt es immer noch viele Probleme in "Dream" zu entdecken, die einem schon in seinen anderen Werken immer wieder ins Auge gesprungen sind. Da wäre zum einen das Implementieren von Symbolik und schwer greifbaren Andeutungen, die welche sein könnten oder auch nicht. Der Zweifel des Zuschauers an der eigenen Intelligenz lässt ihn natürlich nach einem Sinn hinter allem suchen, was auf dem Bildschirm zuerst keinen Sinn zu machen scheint, aber handeln wir damit nicht blindlings nach dem Motto "im Zweifel für den Angeklagten"? Weiß Regisseur Kim denn wirklich so genau, was er sagen will?

Manchmal ist es auch gar nicht nötig, Kims Filme zu verstehen. "3-Iron" und "Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling" sind Filme, deren Vielschichtigkeit man erst nach mehrmaligen Anschauen zu schätzen lernt. Hier gibt es tatsächlich vieles aus dem Film herauszulesen, aber auch wenn einem dies alles entgeht, so versteht man diese Filme doch fast schon intuitiv mit dem Herzen. Dieses Kunststück schafft Kim in "Dream" nicht. Vieles fühlt sich deshalb einfach surreal, falsch, unlogisch und nicht greifbar an. Das fängt schon damit an, dass die beiden Hauptcharaktere nie auf die Idee kommen, jeweils entweder am Tag oder in der Nacht zu schlafen. Und wie hält man sich wach, wenn man einfach nicht mehr kann und schlafen will, allerdings um jeden Preis wach bleiben muss? Richtig, wir zertrümmern uns mit einem Hammer die Füße oder stechen uns Nadeln in den Kopf! Kim Ki-duk zeigt wieder einmal autoaggressives Verhalten wie man es vielleicht von jemandem mit Borderline-Persönlichkeitsstörung erwarten würde, so dass hier leider wieder unnötige Distanz zum Zuschauer aufgebaut wird. Das ist umso bedauerlicher, als dass der Regisseur diesmal endlich die Charaktere etwas lebendiger und für den Zuschauer leichter zugänglich gestaltet hat.

Kim Ki-duk schafft es aber, sich auf faszinierend gerissen-intelligente Weise gegen jegliche Form von Kritik auf dieser Ebene zu immunisieren, denn sein Film heißt schließlich "Dream"! Wie könnte man ihm da vorwerfen, dass die Verhaltensweisen der Charaktere unrealistisch oder befremdlich sind? So sind Träume nun einmal, und das ist auch der Schlüssel, um Kims Film zu verstehen, andernfalls wird man nämlich nichts weiter als Frustration für sich mitnehmen können. Der ganze Film ist ein einziger Traum, in dem weitere Träume verschachtelt aufeinandertreffen und einen Wirbel der Illusion und Desillusion erzeugen. Einen guten Beweis für den Traumcharakter des ganzen Films stellt der Fakt dar, dass Jin, gespielt von Jo Odagiri, im ganzen Film Japanisch spricht, während jeder um ihn herum Koreanisch spricht, und dennoch stellt die Kommunikation kein Problem dar! So etwas gibt es nur in Träumen. Außerdem werden wir immer wieder an die Grenzen des Abstrakten und Irrealen herangeführt und sogar darüber hinaus. In einer Szene, in der Jin, Ran und deren Ex-Freund/Ex-Freundin aufeinandertreffen, geraten diese in einen Streit und in einem irrealen Wechsel tauschen Jin und Ran mit ihren Ex-Freunden die Rollen.

In der gleichen Szene ist auch etwas anderes Interessantes zu sehen. Bis zu diesem Punkt trug Ran nämlich überwiegend weiße Kleidung, während Jin schwarz trug. Hier ist es nun umgekehrt. Weiß und schwarz sind die gleiche Farbe, wie uns im Film mitgeteilt wird, und so gibt es auch hier genügend Stoff, der interpretiert werden darf. Doch Vorsicht wie weit man dabei geht. So ist es auch möglich den ganzen Film sehr religiös zu verstehen und Jin als Jesus zu betrachten, der für andere leidet, und wenn wir dann noch die Ursünde mit einbringen, dann... könnten wir auch einfach überinterpretieren. Dennoch wird man durch den Surrealismus des Films immer wieder gezwungen, sich mit dem auseinander zu setzen, was auf dem Bildschirm passiert. Kim Ki-duk findet dabei auch oft schöne Bilder und gerade die vielen Häuser, die alle in traditionellem Stil mit den typisch koreanischen Giebeldächern gehalten sind, aber dennoch durch hochmoderne Eingabeschlösser gesichert sind, stellen einen merkwürdigen Kontrast dar, wie es für einen Traum angemessen erscheint.
Glücklicherweise sind die Charaktere aber nicht wie bei Kim Ki-duk üblich stumm. Die Sprache und gerade die sehr guten Leistungen von Lee Na-yeong ("Maundy Thursday", "Someone Special") und Jo Odagiri, der vom androgynen, abgedrehten Anime-Bösewicht in "Azumi" über den tragischen Romeo in "Shinobi" bis zum leidenden Stempelhersteller hier anscheinend alles spielen kann, können den Film emotional zugänglicher machen, als es bei den letzten Werken Kims der Fall war.

Kurz muss auch noch auf das Motiv des Schmetterlings eingegangen werden, das in "Dream" durchaus eine zentrale Rolle hat. In der Traumdeutung nimmt der Schmetterling natürlich die Rolle der Verwandlung und Wiedergeburt an bzw. spirituell gesehen bedeutet er die befreite Seele und Unsterblichkeit. Allerdings heißt der Film nicht umsonst "Dream" und so kam mir eine Erzählung des chinesischen Philosophen Zhuangzi in Erinnerung, die mit Sicherheit auch Kim Ki-duk kennen dürfte, weiß ich doch, dass sich auch die Koreaner mit den chinesischen Klassikern auseinandersetzen. Zhuangzi schrieb: „Ich träumte, ich wäre ein Schmetterling. Jetzt bin ich aufgewacht und weiß nicht, ob ich ein Mensch bin, der gerade geträumt hat, er sei ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der gerade träumt, dass er ein Mensch ist.“ Und plötzlich macht der ganze Film in seinem eigenen surrealen Rahmen einen Sinn.
"Dream" ist keine leichte Kost und Kim Ki-duk ist nach wie vor zu selbstverliebt, wie wir an den vielen Symbolen, die auch einfach keine sein könnten, erkennen. Dennoch schafft er es, hier die Zuschauer zum Nachdenken anzuregen und dabei auch noch auf emotionaler Ebene zu arbeiten. Hoffen wir, dass sich Kim nun aus seiner Lethargie befreit hat und weiter in diese Richtung arbeitet.

(Autor: Manfred Selzer)
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