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Eun-ah kommt auf ihrer Schule gut zurecht und macht schnell neue Freunde. Überdies verliebt sie sich in den Jungen Jo-han (Dong Ho), der sie abends auf das 
Dach der Schule bestellt. Natürlich kommt Eun-ah, doch dort warten bereits ein paar weitere Jugendliche auf sie. Nach einigen grausamen Stunden erwacht 
Eun-ah im Krankenhaus. Yoo-rim zeigt die Vergewaltigung sofort bei der Polizei an, doch obwohl Detective Oh (Yoo Oh-seong) gerne etwas unternehmen würde, 
sind ihm die Hände gebunden. Die Täter sind minderjährig und würden rechtlich kaum belangt werden können. Yoo-rim geht trotzdem vor Gericht und muss dort eine 
herbe Niederlage einstecken. Eun-ah kommt nicht mehr zurecht, zumal die Täter ein Video haben, das sie drohen online zu stellen, sollte das Mädchen nicht wieder 
zu ihnen kommen. Letztlich sieht Eun-ah keinen anderen Ausweg mehr, als sich das Leben zu nehmen. Yoo-rim ist am Boden zerstört und kann nicht fassen, dass die 
Polizei immer noch nichts unternehmen kann. Sie beschließt, selbst tätig zu werden...
 
 
 
 

Kritik: "Don't Cry Mommy" behandelt ein Thema, das zwar nicht nur in Korea anzutreffen ist, aber gerade dort, wegen der immer noch stark 
patriarchalisch ausgerichteten Gesellschaft, ein großes Problem darstellt: Frauen, deren Rechte oft mit Füßen getreten werden; gerade wenn es um Vergewaltigungen 
geht. Zudem wird hier angeprangert, dass gegen minderjährige Straftäter nicht vernünftig vorgegangen werden kann. Die Gesellschaftskritik, die der Film 
leistet, ist äußerst offensichtlich und zuweilen auch mit einer gehörigen Portion Drama präsentiert, die einen emotional mitreißen soll. Komischerweise gelingt 
das sogar die meiste Zeit. Vielleicht liegt das daran, dass der Film auf fast jeglich Form von Schnörkeln verzichtet und dennoch handwerklich solide Arbeit 
erkennbar ist. Gerade von Seiten der Darstellerinnen bekommt man Überzeugendes zu sehen.

Interessanterweise gab es im Erscheinungsjahr dieses Streifens bereits einen Film mit ähnlicher Thematik: "Azooma". Im Gegensatz 
zu diesem und seinem prätentiösen Kameragewackel, dass Authentizität erzeugen sollte, ist "Don't Cry Mommy" wesentlich überzeugender. Möglicherweise 
liegt das auch daran, dass der Wechsel vom Drama zum Rachethriller hier viel sauberer umgesetzt ist. Auch Yoo-rim mag hysterisch und verzweifelt sein 
und nicht alle ihrer Handlungen muss man verstehen, aber im Rahmen ihres emotionalen Zustands scheinen sie doch immer angemessen und verständlich. Außerdem 
ist sie um einiges aktiver und realisiert sehr schnell, dass ihr niemand dabei helfen wird, Gerechtigkeit einzufordern. Natürlich ist Selbstjustiz immer ein 
schwieriges Unterfangen, vor allem, wenn man sich so stark von seinen Gefühlen leiten lässt wie Yoo-rim, anstatt einen guten Plan zu schmieden.

Ein nicht zu missachtender Kritikpunkt dürfte sein, dass es viele Tränen in dem Film gibt, was bei dem Titel aber auch nicht verwundern sollte. Dennoch handelt 
es sich hier nicht um ein typisches Drama, dafür ist dieses, gerade hinsichtlich seiner Thematik, eindeutig zu düster. Dementsprechend kann nicht von Kitsch 
in welcher Form auch immer die Rede sein und die vielen Tränen erweisen sich keineswegs als störend. Vielmehr bilden sie sogar glaubwürdig die Gefühlswelt der 
Protagonistinnen ab. Gut ist außerdem die Wandlung der verzweifelten Mutter zum Racheengel gelungen, der überhaupt kein solcher sein will, aber schlichtweg 
nichts mehr zu verlieren hat und damit den einzig ihr verbliebenen Weg beschreitet. Die Tragik, die damit auch ein Teil von Yoo-rim ist, ist also 
ziemlich gut umgesetzt.

Positiv ist auch, dass der Film keine unnötigen Umwege geht. Mit knapp 92 Minuten ist die Geschichte sehr eng gestrickt. Nach dem Tod Eun-ahs verliert der 
Film zwar seinen Schockgehalt - Vergewaltigung und Selbstmord liegen schließlich schon zurück -, aber ernsthaft langweilig wird der Streifen dadurch nicht. 
Außerdem haftet allem ein gewisser Realismus an, der durch die Surrealität der grausamen Tat und des Selbstmords erzeugt wird und somit auch noch Nachwirkungen 
auf den Rest der Geschichte hat. Nicht alle Kritiker scheinen diesen Effekt genauso gespürt zu haben, aber meiner Meinung nach ist er der Hauptgrund, 
warum "Don't Cry Mommy" besser funktioniert, als man annehmen würde. Auch Yoo Seon ("Moss", "Black House") 
vermag es, den Film zu jeder Zeit zu schultern und liefert eine durchaus differenzierte Darstellung ab.
 
 
 
 

Nam Bo-ra ("Sunny") hat auch ihre überzeugenden Momente, doch an ein paar Stellen scheint es, als würde sie ihren Schmerz und ihre innere Leere lediglich durch einen hängenden Kopf zum Ausdruck bringen. Weiterhin kann nicht geleugnet werden, dass einige Taten wenig nachvollziehbar sind. Warum geht Eun-ah zurück zu ihren Peinigern und meldet das Video nicht der Polizei? Wieso können Polizisten nur auf lebenswichtige Organe schießen? Dennoch kann "Don't Cry Mommy" selbst am Schluss noch überzeugen, da die Rachegeschichte der Mutter immer noch den gleichen roten Faden der Hilflosigkeit ob der Ungerechtigkeit eines unausgegorenen Rechtssystems aufweist. Daneben werden sowohl Drama- als auch Thrillerelemente sehr gekonnt von einem walzerlastigen Soundtrack begleitet. Auf technischer Ebene gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden. Vielleicht hätte man die Geschichte subtiler umsetzen können, aber das Drama ist keinesfalls unsensibel und kann somit alle richtigen Saiten anschlagen.
