Story: Cop Suen (Aaron Kwok) begleitet einen Zeugen von Kanada nach Hong Kong. Dieser soll gegen den
Geschäftsmann Yui (Gallen Law) aussagen, der wegen Geldwäscherei angeklagt ist. Auf dem Weg wird der Zeuge jedoch
vom Auftragskiller Coke (Daniel Wu) erschossen. Während Suen versucht die Verantwortlichen ausfindig zu machen,
ist es für Yuis Anwalt To (Ekin Cheng) nur praktisch, dass der einzige Zeuge tot ist, denn jetzt steht Yuis
Freispruch nichts mehr im Wege.
Suen trifft bei seinen Recherchen auch mit To zusammen, doch noch viel
interessanter als dieser ruhige ausgeglichene Anwalt, der ein Geheimnis zu verbergen scheint, ist dessen Frau Amy
(Angelica Lee). Diese sieht Suens ehemaliger Freundin Fong, die vor 10 Jahren spurlos verschwand und deren
Verschwinden Suen zu einem nervlichen Wrack hat werden lassen, erstaunlich ähnlich.
Nicht nur To scheint mit Suens Freundin in Verbindung zu stehen, sondern auch Coke, der plötzlich ein tödliches
Spiel mit Suen zu spielen beginnt. Es stellt sich als gar nicht so einfach für Suen heraus, dieses durcheinander
gewürfelte Puzzlespiel zu lösen, und dabei noch am Leben zu bleiben...
Kritik: Benny Chan ist einer der erfolgreichsten kommerziellen Regisseure Hong Kongs und das zu Recht. Mit
seinem "New Police Story" hat er eine gelungene Fortsetzung der Cop-Serie gemeistert. Sein neuester Film heißt
"Divergence" und kann... leider nicht allzu sehr überzeugen.
Dabei sind die Voraussetzungen für einen guten Film
fast alle erfüllt. Die Cinematography ist sehr schön, die Atmosphäre dicht und die Story verzwickt und voller
Wendungen. Chan scheitert aber an den Protagonisten, die allesamt künstlich wirken, bzw. so als wenn sie nur ein
Rad der Story wären. Viel zu oft verliert der Film den Fokus. Es werden gleiche mehrere Handlungsstränge
parallel erzählt und wir müssen bis zum Ende warten bis diese zu einem großen Ganzen zusammengeführt werden. Selbst
das geschieht aber auf unbefriedigende Weise.
Der Zuschauer hat das Gefühl als wenn die Charaktere manchmal auf etwas warten würden. Es geschieht häufig eine
ganze Weile lang nichts und wir sind sogar kurz davor uns zu langweilen, bis dann schließlich die Story weiter
voranschreitet und die Charaktere wieder mit sich reißt. Deshalb wirken die Personen auch stellenweise sehr leblos
und ohne Eigeninitiative. Das ist schade, denn hätten die Protagonisten die Story vorangetrieben, wäre das Tempo
des Films erstens viel höher gewesen und zweitens hätten wir uns mehr für sie interessiert.
Was uns natürlich auch gleich zu den Darstellern bringt. Aaron Kwok darf als Cop Suen viel um seine verschwundene
Frau weinen, öfters lethargisch in der Gegend rumsitzen oder Polizeigesetze brechen. Kwoks Darstellung ist dabei
keineswegs zu kritisieren, er stellt im Gegenteil sogar einen gelungenen Anti-Helden dar. Allerdings ist er im
Großen und Ganzen wie schon erwähnt nur ein Puzzleteil der Story, und seine sich wiederholenden Trauerszenen wirken
irgendwann ermüdend und übertrieben dargestellt.
Daniel Wu, der den Killer Coke spielen darf, ist leider auch nur ein kleines Rad in der Story.
Alles andere als der gewöhnliche Held, darf er den "Bösen" spielen, dessen Gewissen dennoch
irgendetwas zu bedrücken scheint, und der dadurch manchmal die Sympathien der Zuschauer für sich gewinnen kann.
Diese beiden Anti-Helden stellen eine der Stärken des Films dar, die leider nicht zufriedenstellend eingesetzt wird.
Dann wäre da noch Ekin Cheng als kühler und introvertierter Rechtsanwalt To. Dieser kann leider überhaupt nicht
überzeugen, da er einfach zu flach dargestellt ist. Ekin Cheng ist für die Rolle einfach nicht der Richtige und das
sieht man. Die Zeit, die der Film mit ihm verbringt, steht Cheng teilnahmslos in der Gegend rum oder darf ab und zu mit
monotoner Stimme ein paar Sätze loswerden.
Angelica Lee ist auch so ein Fall. Wie noch einige andere Nebendarsteller, bleibt sie farblos, ohne wirklichen
Hintergrund und scheint nur für die Story wichtig zu sein.
Bei aller Kritik muss aber auch betont werden, dass "Divergence" technisch gesehen äußerst gelungen ist. Benny Chan
versteht sein Handwerk. Einige Actionsequenzen, wie eine Verfolgungsjagd mit anschließendem Kampf, oder das Finale
im strömenden Regen, beweisen, dass Chan ein Gespür für das richtige Tempo und intensive Atmosphäre hat.
Die intelligente Story ist ebenfalls gelungen, mit vielen Intrigen, netten Twists und Charakteren, deren Hintergründe
untereinander verwoben sind, und sich gegen Ende langsam auflösen. Fragt sich nur, warum man den Charakteren nicht
mehr Leben eingehaucht hat, wodurch auch einige langatmigere Szenen hätten vermieden werden können.
Das Ende ist auch nicht als eine wirklich gelungene Auflösung zu bezeichnen. Gerade die überzogene schauspielerische
Darstellung von Kwok an dieser Stelle wirkt störend. Aber auch andere emotionale Szenen wirken
überzeichnet und künstlich.
Am Ende bleibt Ernüchterung. "Divergence" sieht nach mehr aus als er ist, hätte aber auch ohne Probleme mehr werden
können! Immerhin sieht der Film dank Benny Chan top aus und die Story weiß grundlegend auch zu fesseln. Gespickt mit
einigen netten Actionszenen und überraschenden Twists kann man sich gut 100 Minuten die Zeit vertreiben ohne es später zu
bereuen. Gute Unterhaltung, mehr aber auch nicht.