Story: Daigo Kobayashi (Masahiro Motoki) ist Cellist und hat endlich einen Platz in einem Orchester bekommen, da wird dieses plötzlich aufgelöst.
Enttäuscht beschließt er seine Karriere aufzugeben und zurück in seine Heimatstadt zu gehen, da er dort ein Haus von seiner Mutter vererbt bekommen
hat. Seine Frau Mika (Ryoko Hirosue) unterstützt ihn bei seiner Entscheidung und so sucht Daigo dort sofort nach einem neuen Job. In einer Zeitung findet
er eine Anzeige, die ihn glauben macht, dass es eine freie Stelle bei einer Reiseagentur gibt. Bei seinem Bewerbungsgespräch muss Daigo jedoch
herausfinden, dass sein zukünftiger Boss Sasaki (Tsutomu Yamazaki) die letzte Reise der Toten vorbereitet. So wird Daigo Leichenbestatter, der nach
zeremoniellem Brauch die Toten verabschiedet. Anfangs kann er sich nicht vorstellen, diesen Beruf auszuüben, aber mit der Zeit entdeckt er bei dieser
Arbeit Ruhe sowie Frieden und lernt das Leben neu zu schätzen. Sein Beruf ist allerdings nicht wirklich angesehen und auch seiner Frau hat er deswegen
noch nichts davon erzählt. Als diese dann davon erfährt, sieht es so aus, als wenn er sich für sie oder seinen neuen Beruf entscheiden müsste.
Kritik: Der internationale Erfolg von "Departures" ist darauf zurückzuführen, dass das Drama um einen Bestatter bei den Oscars den Preis
für den besten ausländischen Film bekam. Natürlich muss man davon nicht viel halten und tatsächlich hat mich diese Information einen etwas strengeren
Blick auf den Film werfen lassen, denn nur selten sind solche Preisvergaben gerechtfertigt. Doch es bleibt ohne Zweifel, dass Yojiro Takitas Film
abgesehen von einigen Momenten gegen Ende, die leicht etwas zu sentimental wirken können, vor allem dank seiner besonderen Atmosphäre und Charaktere
überzeugen kann. Die auf den ersten Blick groteske Geschichte entfaltet sofort ihren besonderen Reiz und verzaubert mit seinen ruhigen, friedlichen Momenten,
ohne dass dabei der Humor zu kurz kommen würde. Diese Momente geben dem Film eine besondere Tiefe und dem Drama eine spezielle Kraft, der man sich
nicht entziehen kann. Auch wenn "Departures" den Tod behandelt, so konzentriert er sich dennoch über diesen auf das Leben und schafft damit eine
Wärme, die bewegen kann und ein Lächeln auf das Gesicht zaubert.
Regisseur Yojiro Takita konnte schon mit "When the Last Sword is Drawn" ein bewegendes Drama schaffen und zeigt hier, dass er einige seiner früheren
Fehler ausmerzen konnte, an anderen aber komischerweise immer noch festhält. Denn eigentlich gibt es nur eine Schwäche in "Departures" und das ist
das etwas zu emotional manipulative Ende, das überdies durch zu viele Schnitte auf das Gesicht von Daigo und seiner Frau Mika sowie dem in den
Vordergrund rückenden Soundtrack ganz klar zu Tränen rühren will. Dabei hat es Takita überhaupt nicht nötig, diesen viel befahrenen und beinahe kitschigen
Weg zu gehen. Denn die wahrlich bewegenden Momente finden sich in kleinen Szenen. Als Daigo das erste Mal widerwillig seinen Boss beobachtet, wie er
vor einer Familie die rituelle Waschung und Ankleide vollführt und dabei mit solcher Genauigkeit, Fürsorge und Ruhe vorgeht, dass er augenblicklich die
innere Ruhe und den seelischen Frieden, den diese Beschäftigung mit sich bringt, fühlen kann, muss einem als Zuschauer ein Schauer über den Rücken
laufen.
Es geht um den Tod und damit um Abschiede, und tatsächlich bekommt man den Eindruck, als wenn die Toten auf eine Reise vorbereitet würden. Die
Zeremonien zur Verabschiedung der Toten besitzen eine gewisse Schönheit, die es einem fast schon peinlich werden lässt, wie wir Westler mit unseren
Toten umgehen. Hauptdarsteller Masahiro Motoki hat extra für den Film jeden Handgriff gelernt, den er hier anwendet und man sieht es. Die Sicherheit und
Perfektion, mit der er die Toten vor den Augen der Familienangehörigen wäscht, ohne dass diese auch nur einen Quadratzentimeter Haut zu sehen bekommen
würden, und die komplizierte sowie ausgeklügelte Methode die Toten anzuziehen, ohne dass dabei die Pietät verloren gehen würde, ist beeindruckend. Es
ist wirklich so, als wenn man einer Teezeremonie beiwohnen würde. Dass man unter solchen Umständen etwas so Schönes zu sehen bekommt, ist etwas
Außergewöhnliches und die Magie, die diesem Beruf innewohnt, bringt schnell eine bestimmte Seite in Daigo zum Klingen, sodass er erkennen muss, dass
es sein Schicksal und seine Berufung ist, das Handwerk von seinem Boss bis zur Perfektion zu erlernen.
Die vielen Zeremonien werden niemals langweilig und sind auch nicht nur dafür da, die Trauer der Angehörigen offen zu legen. Oft fließen Tränen, aber
meistens ist auch Wärme in den Abschieden zu entdecken, denn sich zu verabschieden, bedeutet schließlich, jemanden nochmal zu sehen und dann loslassen
zu können. Daigo hat währenddessen seinen Platz in der Gesellschaft finden können. Es ist fast so, als wenn ihm ab irgendwann schließlich etwas Erhabenes
anhaftet, wie bei einem Wächter, der die Toten ins nächste Reich begleitet. Sein Beruf wird anfangs von seinen Freunden oder seiner Frau nicht gutgeheißen,
ja es sieht sogar so aus, als wenn er deswegen seine Frau verlieren würde, aber wer ihn bei seiner Arbeit sieht, bekommt ein ganz anderes Bild von
seinem Beruf und auch der Zuschauer muss schließlich erkennen, dass es sich bei dem traditionellen Bestatten um eine Kunstform handelt. Eine Kunstform,
die auf einer alten buddhistischen Tradition beruht und den Respekt vor den Toten im Zentrum hat. Eine Kunstform, die immer seltener und fast nur
noch in ländlichen Gegenden durchgeführt wird.
Der Film basiert lose auf der Geschichte von Aoki Shinmon "Coffinman: The Journal of a Buddhist Mortician" und Regisseur Takita gibt sich auch Mühe,
die Charaktere angemessen zu zeichnen. Neben Masahiro Motoki, der für den Film ebenfalls das Cello-Spielen lernte, kann auch Ryoko Hirosue als seine
Ehefrau überzeugen, die ihn immer unterstützt, bis er Bestatter wird, sowie Tsutomu Yamazaki als der ruhige, merkwürdige, aber liebenswerte Boss, der
Daigo auf den richtigen Weg bringt. Daneben gibt es auch noch ein paar Nebecharaktere, die den Film alle bereichern und lebendiger machen. Erstaunlich
ist vor allem, dass der Film trotz seiner 130 Minuten gar nicht so lange wirkt. Das warme Drama wird von ein paar lustigen Momenten aufgelockert, die
interessanterweise keinesfalls fehl am Platz wirken. Der schöne Soundtrack von Joe Hisaishi trägt sehr zur speziellen Atmosphäre des Films bei und
dient den warmen Bildern als passende Musikuntermalung. "Departures" ist nicht so langatmig wie ähnliche Dramen und wartet vor allem mit interessanten
Charakteren und einer guten Geschichte auf, die schließlich über den Tod das Leben im Fokus hat. Ein wunderbarer Film, der vor allem durch seine
Stimmung überzeugt.