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Call Me Chihiro - Filmposter
Original Title:
Chihirosan

Japan 2023

Genre:
Drama

Director:
Rikiya Imaizumi

Cast:
Kasumi Arimura
Hana Toyoshima
Tetta Shimada
Van
Ryuya Wakaba
Yui Sakuma
Itsuki Nagasawa
Lily Franky
Jun Fubuki
Mitsuru Hirata


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Call Me Chihiro

Call Me Chihiro - Film Screenshot 1

Story: Chihiro (Kasumi Arimura) ist eine ehemalige Sexarbeiterin und verdient sich ihr Brot nun in einem Bento-Laden. Die Schülerin Okaji (Hana Toyoshima) hat derweil ein besonderes Interesse an der Frau entwickelt, weil diese unbeschwert mit Kindern herumalbert, sich um einen Obdachlosen kümmert und auch ansonsten ein Leben führt, das man als eigenartig bezeichnen könnte. Schließlich spricht Okaji sie an und die beiden kommen sich ein wenig näher. Chihiro macht ebenfalls Bekanntschaft mit dem frechen Kind Makoto (Tetta Shimada), dessen alleinerziehende Mutter kaum Zeit für ihn hat, da sie bis in den späten Abend arbeiten muss. Sie kümmert sich immer wieder um ihn, handelt sich dafür aber Ärger mit seiner Mutter ein. Chihiros Freundin Basil (Van), die sie aus ihrem vorigen Job kennt, kommt außerdem ab und an zu Besuch, um über ihre Probleme zu sprechen. Auch wenn Chihiros Leben voll von interessanten Persönlichkeiten ist, füllt sie eine innere Leere aus. Niemand scheint sie wirklich zu verstehen. Nur bei Tae (Jun Fubuki), die Mitbesitzerin des Bento-Ladens, die momentan im Krankenhaus ist und ihr Augenlicht verloren hat, fühlt sie sich ein wenig geborgen. Doch egal, was Chihiro macht, sie gehört nirgendwo wirklich dazu. Als sie dann vom Tod ihrer Mutter erfährt, fühlt sie gar nichts. Sie hat schon seit Jahren keinen Kontakt mehr mit ihr gehabt und vielleicht hat sie sich mittlerweile doch so etwas wie eine neue Familie aufgebaut.

Filmroll Call Me Chihiro - Film Screenshot 2 Call Me Chihiro - Film Screenshot 3 Filmroll
Call Me Chihiro - Film Screenshot 4

Kritik: Wie man nach der kleinen Zusammenfassung bereits erahnen kann, ist "Call Me Chihiro" ein langsamer Film, der mit einer minimalen Geschichte auskommt und sich anhand seiner Charaktere mit der Einsamkeit auseinandersetzt. Die titelgebende Protagonistin trägt diese schon seit langem in sich und ist eine Expertin darin, sie in anderen auszumachen. Und so hilft sie immer wieder den Menschen um sich herum, was glücklicherweise keine episodenartige Struktur bekommt. Tatsächlich finden viele ihrer Bekanntschaften auch untereinander zusammen und sind sich eine Stütze. Nur Chihiro selbst bleibt stets mit ihrer Einsamkeit zurück, auch wenn sie durchaus das Leben zu genießen weiß. Das Schöne an "Call Me Chihiro" ist, dass das Drama aber keineswegs erdrückend tragisch oder deprimierend ist. Stattdessen bekommen wir eine gute Portion Hoffnung, denn genau die ist es, die Chihiro den Menschen um sich herum gibt.

Call Me Chihiro - Film Screenshot 5

Da Chihiro selbst einiges an Schaden im Leben genommen hat, kann sie schnell das Leid in anderen entdecken. Ihre offene, ungezwungene Art, die dennoch niemals aufdringlich ist, lässt sie schnell das Eis zu anderen brechen. Auch aus ihrer vorigen Beschäftigung macht sie keinen Hehl. Immer wieder holt sie ihre Vergangenheit auch ein, doch nicht in der Form wütender Freier etc., sondern beispielsweise ihrem alten Boss, der mittlerweile Aquarien verkauft und den sie wie ihren Vater sieht, oder ihre alte Kollegin, die ihre beste Freundin ist. Dazu kommt noch Okaji, die sich zuhause einsam fühlt, da niemand wirkliches Interesse an ihr zeigt. Der freche Junge Makoto bringt überdies auch noch ein wenig Leben in den Alltag von Chihiro (und Okaji). Die Geschichten laufen dabei parallel, kreuzen sich immer wieder und haben stets Chihiro als Anker. Das funktioniert erstaunlich gut.

Call Me Chihiro - Film Screenshot 6

Allerdings gibt es ein paar nicht ganz ausreichend ausformulierte Beziehungen wie die zwischen Okaji und einer Manga-Leserin, die ihre beste Freundin wird. Hier fehlt der Entwicklungsprozess einer echten Freundschaft, als dass diese glaubhaft bezeichnet werden könnte. Eine Schlüsselbeziehung ist außerdem die zwischen der Protagonistin und Tae, die so etwas wie eine Mutter für Chihiro darstellt. Nur leider wird der Fokus etwas zu spät auf diese Geschichte gelegt, und auch wenn die Beziehung überzeugend ausfällt, hat man den Eindruck, dass hier noch mehr möglich und nötig gewesen wäre. Vielleicht soll aber einiges auch angedeutet bleiben, schließlich erfahren wir auch nur sehr wenig über Chihiros Familie und den Ursprung ihrer Probleme/Einsamkeit. Das ist besonders deshalb schade, weil es dem Film an sich gut gelingt, immer mehr den Charakter der Protagonistin zu beleuchten und Schicht um Schicht abzutragen, bis wir uns ihrem wahren Wesen nähern.

Call Me Chihiro - Film Screenshot 7

Die verschiedenen Individuen lassen in Gesprächen auch immer wieder herauskommen, wie sie über die junge Frau denken. So scheint sie innen irgendwie leer zu sein und das stimmt zweifellos, schließlich ist sie einsam. Sie ist auf der Suche nach Menschen, die ihr ähnlich sind und auch wenn sie mehr als genug Einsamkeit um sich herum findet, sind die Menschen doch wieder von einem ganz anderen Planeten als sie. Tae scheint die einzige Ausnahme zu sein, doch es bleibt die Frage im Raum stehen, ob Chihiro dank ihr aus ihrer Einsamkeit finden kann. Sie hat aber auch Freude am Leben. Nicht nur, wenn sie anderen hilft, sondern auch beim Essen. Während Okaji eine wunderbar kochende Mutter hat, schmeckt ihr das Essen nicht sonderlich, wenn sie mit ihrer emotional distanzierten Familie am Esstisch sitzt. Von Chihiro lernt sie, dass man auch alleine Freude an den Dingen haben kann - oder mit den Menschen, die man sich selbst auf seinem Lebens- und Leidensweg aussucht.

Filmroll Call Me Chihiro - Film Screenshot 8 Call Me Chihiro - Film Screenshot 9 Filmroll

Call Me Chihiro - Film Screenshot 10

Kasumi Arimura ("Flying Colors") beweist in diesem auf einem Manga von Hiroyuki Yasuda basierenden Drama ein großartiges Gespür für Feinheiten. Chihiro hätte leicht wie eine Mischung aus innerer Leere und oberflächlichem Samariter wirken können, doch sie verleiht ihrem Charakter zahlreiche Schattierungen. Die weiteren Darsteller leisten ebenfalls ihr Übriges, um dieses sich stark auf die Charaktere stützende Werk zu tragen, selbst bei den Nebendarstellern brilliert z.B. Lily Franky ("Shoplifters"). Allerdings gibt es eine große Schwäche an dem Drama: Man muss mit dem Tempo zurechtkommen. Der Film mag zwar keineswegs Art-House-Flair versprühen, aber mit seinen 134 Minuten und dem gemächlichen Tempo wird nicht jeder seine Freude haben. Positiv ist aber eben anzumerken, dass man hier ein Charakterdrama bekommt, das sich um Einsamkeit, Liebe und Freundschaft dreht, ohne dass man am Schluss in Tränen ausbrechen müsste. "Call Me Chihiro" lässt einen stattdessen mit einem Gefühl der Hoffnung zurück.

(Autor: Manfred Selzer)
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