Story: Der Anführer einer Triadenorganisation, Tin (Wang Zhiwen), bekommt von einem Priester eine Prophezeiung
mit auf den Weg. Einer seiner Söhne wird den anderen umbringen. Also trennt Tin seine zwei Söhne. Den einen lässt er
weiter bei sich aufwachsen, und der andere geht mit seiner Mutter nach Amerika.
20 Jahre später hat Yiu (Michael Miu Kiu Wai) die Organisation seines Vaters übernommen und ist wie dieser bemüht
dem Drogengeschäft und anderen härteren illegalen Geschäften fern zu bleiben. Doch nicht jeder denkt so wie er.
Kui (Ken Tong Chun-yip) bleibt weiterhin im Drogengeschäft und möchte die Strukturen innerhalb der Organisation
verändern. Deshalb setzt er einen Killer auf Yius Vater an, der diesen schwer verletzt.
Zur gleichen Zeit kommt Yius Bruder Shun (Eason Chan) aus Amerika zurück und möchte seinem Bruder bei der Krise helfen.
Die ganze Sache wird allerdings blutig, und so muss Shun nach Thailand fliehen. Inspector Lau (Andy Lau) glaubt jetzt
endlich seine Chance zu sehen die Organisation zu sprengen, da sich die verschiedenen Parteien untereinander
bekriegen. Können Yiu und Shun wirklich diese Krise überwinden oder wird wie in der Prophezeiung beschrieben der eine
Bruder den anderen töten?
Kritik: Seit einiger Weile schon sieht es, was das Hong Kong Kino angeht, nicht besonders rosig aus. Immer wieder
gibt es jedoch einige gelungene Filmchen, die die frühere Qualität der Filmindustrie der ehemaligen britischen
Kronkonlonie erahnen lassen. "Protege" und Johnnie To's Werke sind ein gutes Beispiel dafür. Bei all jenen handelt es
sich um Werke die Hong Kongs Lieblingsgenre abdecken: Das Triadengenre.
"Brothers" ist ein Film gleicher Art und scheint anfangs auch recht vielversprechend. Leider erweist sich die Story
schlussendlich jedoch als zu unoriginell. Das meiste was wir hier zu sehen bekommen, haben wir auf die eine oder andere
Weise schon mal wo anders gesehen. Das einzige was unser Interesse aufrecht erhalten kann sind die Charaktere. Diese
scheinen auch als einziges im Vordergrund zu stehen, da "Brothers" als Ganzes nämlich nicht funktionieren mag. Zu
zerstückelt fühlt sich der Film an. Viele Szenen mögen für sich alleine genommen recht gut sein, aber sie können
niemals zu einem gemeinsamen Ganzen finden, was "Brothers" recht frustrierend macht.
Der Plot des Films ist nicht wirklich originell, aber das Einbringen einer Prophezeiung kann tatsächlich für einiges
an Spannung sorgen. Die Frage ob und wann sich die Brüder gegenseitig umbringen, schwebt die Ganze Zeit über im Raum
und wir erwarten mit Ungeduld den Moment, in dem das Verhältnis zwischen Yiu und Shun kippt. Bevor es jedoch dazu
kommt, gibt es erst einmal eine halbstündige Einleitung, in der noch keiner der Hauptcharaktere zu sehen ist. Das
ist ungewöhnlich und bereitet uns schon auf eine der Eigenheiten des Films vor. Regisseur Derek Chiu ("Final Justice",
"Comeuppance") lässt sich nämlich Zeit bei dem was er zu erzählen hat. Er wendet sich damit ab von bestehenden Filmregeln,
was an sich nicht schlecht ist, doch wirkt sein Werk durch seine Unfokussiertheit einfach nicht so bedeutend oder auch
nur unterhaltsam, wie er es vielleicht gerne gehabt hätte. Der Zuschauer vermisst einfach den roten Faden, der zwar
irgendwo vorhanden zu sein scheint, der aber immer wieder zu Gunsten der Charakterentwicklungen verloren geht. Wenn
man die Story dann auch noch etwas genauer unter die Lupe nimmt, wird schnell klar, dass das Drehbuch wirklich noch
einiges an Arbeit bedurft hätte.
Die ganz klare Stärke des Films ist die Besetzung, die in Form der "Four Tigers" zu sehen ist. Zu diesen zählen
Michael Miu, Andy Lau, Felix Wong und Kent Tong, die unter diesem Namen DIE TVB-Stars vor 20 Jahre waren. Eigentlich
waren es ja dann ein wenig später die "Five Tigers", denn Tony Leung Chiu-Wai gehörte auch dazu, aber dieser hatte
wegen seines engen Terminplans leider keine Zeit für den Film.
Michial Miu überzeugt in seiner Rolle als harter, aber gerechter Triadenboss mit einer gewissen Art von Ehre am
besten. Aber auch wenn wir ihn anfangs für einen der Guten unter den "Bösewichten" halten, so wird dieser Glaube später
stark auf die Probe gestellt. Seine Person bekommt etwas zwielichtiges und undurchschaubares. Er besitzt die nötige
Durchsetzungskraft und Intelligenz um eine Triadenorganisation zu leiten, und das bekommen wir mehrfach von ihm bewiesen.
Seine kalkulierende Art wird dabei aber irgendwann recht erschreckend, so dass wir ihm schlussendlich sogar alles
zutrauen. Selbst, dass er seinen eigenen Bruder reingelegt haben könnte und diesen nun aus dem Weg räumen will. Aber
genau dieser erweist sich dann eben als seine einzige Schwachstelle, denn ihm gegenüber beweist er immer wieder, dass
er auch ein Herz hat.
Einige der kleinen eingeflochtenen Verwicklungen unter den Personen bleiben jedoch fraglich und unausgearbeitet.
Crystal Huangs Rolle als Yius Geliebte hätte viel mehr Potenzial gehabt und ihre Liebesgeschichte mit Yiu wirkt
überdies sehr unterkühlt. Was genau ihre frühere Beziehung zu einem Polizisten soll, bleibt ebenfalls ungewiss. Sollte
sie sozusagen als Frau zwischen den Fronten dargestellt werden? Wenn ja, dann ist dies dem Regisseur nicht gelungen, zumal
sie sich für eine Seite entschieden hat.
Felix Wong spielt den gefolgsamen Ghostie auf sehr trockene und distanzierte Art, während Eason Chan ("Love Battlefield")
Shun als jungen, ambitionierten Hitzkopf spielt, der eigentlich zuerst nichts mit den Machenschaften der Organisation
zu tun haben will, aber sich dann schließlich dazu entschließt seinem Bruder zu helfen. Er dient noch am ehesten als
so etwas wie eine Bezugsperson, besonders gegen Ende. Aber gerade auf diesem Gebiet versagt der Film. Wir können uns
zwar ab und zu mit ein paar der Protagonisten identifizieren, aber eben nie durchgängig mit einem. Andy Lau spielt
seinen Charakter sehr durchschnittlich und übernimmt eigentlich nur eine Nebenrolle, aber er wirkt dabei sehr entspannt.
Nur das grausam offensichtliche Product Placement für die Armbanduhrenmarke CYMA, für die Lau in Hong Kong das Werbegesicht
geworden ist, nervt ganz schön.
Derek Chiu kann seinen Film immer wieder mit einiger recht schöner Regiearbeit aufwerten. Oftmals stellt er Dinge in
den Fokus seiner Kamera, oder verharrt auf Objekten, wie wir es eher von Art-House Filmen gewohnt sind.
Vielleicht will er hier seiner eigenen Art von künstlerischem Anspruch gerecht werden. Interessanterweise passen diese
Szenen auch recht gut in den Film. Besonders gelungen sind allerdings die Szenen in Thailand, wo es nicht nur eine
schöne Verfolgungsjagd durch die marktbesetzten Straßen/Gassen gibt, sondern auch noch eine nette Schießerei vor
ansprechender Kulisse.
Letztendlich kann uns "Brothers" aber nichts Neues liefern. Die Story ist im Kern recht platt und altbekannt, sowie
zu unfokussiert erzählt. Irgendwie wirkt alles einfach etwas zu abgegriffen und auch leicht unmotiviert auf die
Leinwand gebracht. Der Film hat seine positiven Seiten, keine Frage, aber eben auch mindestens genau so viele negative.
Das Interesse des Zuschauers wird zwar durchgehend aufrecht erhalten, aber am Ende nicht wirklich belohnt. Alles ist
irgendwie durchschnittlich, und da ich an dieser Stelle nicht einfach für den Fakt alleine, dass das heutzutage
schon mehr ist als man von Hong Kong Filmen erwarten kann, eine Empfehlung aussprechen will, sei "Brothers" mit
Vorsicht eben nur Fans des Genres ans Herz gelegt.