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Original Title:
Soom

South Korea 2007

Genre:
Drama

Director:
Kim Ki-duk

Cast:
Chang Chen
Park Ji-ah
Ha Jung-woo
Kim Ki-duk


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Breath

Story: Jang Jin (Chang Chen) sitzt im Todestrakt und hat schon zum zweiten Mal versucht, sich das Leben zu nehmen. Erfolglos. Die Nachrichten berichten täglich über Jang, und so erfährt auch die unglückliche Hausfrau Yeon (Park Ji-ah) von ihm. Yeon schlägt sich durch einen tristen Alltag und ist mit einem langweiligen Mann (Ha Jung-woo) verheiratet, der sie augenscheinlich auch noch betrügt. Nur ihre Tochter bedeutet Yeon noch etwas.
Schließlich begibt Yeon sich zum Gefängnis und möchte Jang Jin besuchen. Sie sagt, dass sie die Ex-Freundin des Inhaftierten sei und wird von einem voyeuristischen Gefängnisaufseher tatsächlich sogar zu Jang gelassen, weil er Yeon weiterhin über die diversen Kameras beobachten will. Yeon erzählt Jang bei ihrem ersten Besuch von einem Nahtoderlebnis, das sie als Kind hatte und bittet ihn, nicht noch einmal zu versuchen sich umzubringen.
In den folgenden Wochen besucht Yeon den Inhaftierten immer wieder und kommt ihm dabei näher. Ein ungewöhnliches Band beginnt die beiden zu vereinen. Doch wo soll diese Beziehung hinführen?

Kritik: Kim Ki-duk präsentiert uns seinen neuesten Film als erstaunlich leicht verdauliches Drama. Zumindest scheint es am Anfang so. Später gegen Ende des Films ist er dann aber anscheinend bemüht, so viele Motive wie möglich in den Film hineinzuarbeiten. Und dabei scheint er ein wenig die Quintessenz seiner Botschaft aus den Augen zu verlieren. Zugegeben, bei Kim Ki-duk ist vieles der Interpretationsfähigkeit des Zuschauers überlassen, wenn es darum geht, bestimmte in ansprechende Bilder verpackte Rätsel zu lösen, aber in "Breath" kann man sich wirklich nicht sicher sein, was uns Kim eigentlich mit auf den Weg geben wollte. Die groben Motive seines Films sind uns klar, denn diese handeln einmal mehr von Vereinsamung, oder eben auch von der erdrückenden Leere des Alltags und enttäuschter Liebe. Der Film ist voll von verletzten Individuen und stößt dabei auch zu ein paar interessanten Gedankengängen an. Schlussendlich muss man sich nämlich wohl fragen, warum der Film "Breath", also eben "Atem" heißt. Die Antwort ist im Schmerz, der Enttäuschung und der Leere, die die verschiedenen Personen erfüllt, zu suchen. Diese schnürt ihnen nämlich regelrecht die Kehle zu.

Regisseur Kim kann auch wieder mal nicht davon ablassen, das Motiv der vier Jahreszeiten in seinen Film mit einzubringen. Yeon tapeziert das Besucherzimmer mit Bildern der verschiedenen Jahreszeiten und empfängt Jang jedes Mal mit einem neuen Lied, das zur Stimmung der jeweiligen Jahreszeit passt. Wieder einmal muss der Zuschauer genau aufpassen, was es mit all dem auf sich hat. Denn dass Yeon den Inhaftierten eigentlich gar nicht kennt und diesen nur benutzen will, um sich an ihrem Ehemann für dessen Affäre zu rächen, ist für den Zuschauer schon bald transparent.
Yeon kommt Jang mit jeder Jahreszeit etwas näher. Um genau zu sein, handelt es sich hier um eine Art Zeitraffer, die ihre Beziehung etwas komprimierter sich entwickeln lässt. Tatsächlich scheint Yeon aber auch ihre eigene Beziehung mit ihrem Ehemann neu aufleben lassen zu wollen, denn wie wir erfahren zeigt eine der Tapeten den Ort, an dem sie ihren Mann zum ersten Mal getroffen hat. Es bleibt nur die Frage, was sich Yeon tatsächlich von dieser Affäre erhofft? Rache, oder eine Form der Katharsis?

Eine der größten Schwächen von Kims neuestem Werk zeigt sich besonders an Chang Chens Charakter. Chang ("Tiger and Dragon", "Silk") ist ohne Zweifel ein toller Schauspieler, aber er kann in seiner Rolle nicht wirklich überzeugen. Chang, der gebürtiger Taiwanese ist, spricht natürlich kein Wort Koreanisch, aber für Kim und seine Vorliebe für minimalistische Dialoge ist das natürlich kein Problem. Jang kann wegen seines Selbstmordversuchs eben einfach nicht sprechen. Eigentlich ist Changs schauspielerische Leistung recht ordentlich, besonders wenn man bedenkt, dass er sich nur durch Gesten ausdrücken kann, aber seine Person bleibt einfach ungemein undurchschaubar und ein-dimensional. Wir erfahren nie wirklich etwas über ihn, und als wir später dann erfahren, was für ein Verbrechen er begangen hat, mag das gar nicht in das Bild passen, das wir uns von ihm gemacht haben.
Dafür spielt Park Ji-ah, die hier unter dem Namen Zia auftritt, sehr überzeugend und stellt die verschiedenen Facetten ihres Inneren gekonnt dar. Sie ist kurz davor, wahnsinnig zu werden, bzw. zu ersticken, und spielt oft mit dem Gedanken, sich vom Balkon zu werfen. Ihre Familie ist zerrissen und ihr Herz ebenfalls.

Kim hält seinen Film sehr kühl und weiß, gerade um die erstickende Kälte und Leere der Charaktere zu visualisieren. Von der tapezierten Besucherzelle abgesehen, gibt es fast nur unpersönliche, triste Räume und Umgebungen zu sehen. Trotz allem lässt es sich Kim nicht nehmen, immer wieder mal ein wenig schwarzen Humor einzuwerfen. So muss es einfach lustig intendiert gewesen sein, dass es Jang schon nach mehreren Selbstmordversuchen mit einem spitzen Gegenstand immer noch nicht geschafft hat, seine Halsschlagader zu treffen.
Außerdem gibt es noch eine etwas merkwürdige homoerotische Beziehung zwischen Jang und einem Zellenkumpanen, auch wenn diese eigentlich nur von letzterem ausgeht. Wirklich bizarr ist allerdings Kim Ki-duks Nebenrolle als Zellenaufseher vor einem Bildschirm, ein Mann, der die volle Gewalt darüber hat, wie weit Jang und Yeon bei ihren Treffen gehen dürfen. Manchmal ist es ein Kuss und später sogar etwas mehr. Hier lebt Kim wohl seine voyeuristische Ader aus und gibt sich dabei gleichzeitig auch die Rolle des Regisseurs. Wohlgemerkt nicht außerhalb des Films, sondern zusätzlich auch innerhalb seines Werks. Eine nette Idee, aber das bringt uns auch zum Hauptkritikpunkt von "Breath".

Kim Ki-duk muss sich immer wieder anhören, dass seine Filme für ausländische Filmfestkritiker und nicht für ein koreanisches Publikum gedacht sind. Dementsprechend schlecht empfängt man seine Filme in der Heimat. Viel besser kommen sie da schon in Frankreich und Italien an. Einen Grund dafür mag man in "Breath" finden. Der Film ist tatsächlich in der Art und Weise Kunst, als dass er künstlich wirkt. Die Beweggründe der Personen sind hier leider nicht immer nachvollziehbar. Wieso lässt Yeons Ehemann diese freiwillig zu Jang, obwohl er weiß, dass sie eine Affäre mit ihm hat? Klar, man mag ein paar gute Gründe finden, aber diese sind weder emotional nachvollziehbar noch realistisch.

Außerdem mangelt es "Breath" an Emotionen, so dass wir uns nicht wirklich berührt fühlen können. Dass er es auch anders kann, hat Kim schon mit "Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling", sowie "3-Iron" bewiesen. Diesmal verzichtet der Regisseur außerdem darauf, uns schockieren zu wollen, da er Gewaltdarstellungen vermeidet, und auch die einzige Sexszene im Film ist recht zurückhaltend. Alles in allem zeigt Kim Ki-duk hier also eine Light-Version von dem, was er vielleicht wirklich zeigen wollte. Versucht er hier also tatsächlich jemandem zu gefallen, und zwar diesmal den Kritikern und den koreanischen Zuschauern zugleich? Wohl kaum, denn dafür ist "Breath" einfach zu kühl.
Für einen Film, der in unter zwei Wochen gedreht wurde, ist "Breath" natürlich ein sehr interessanter Film geworden, aber auf emotionaler Ebene versagt der Regisseur. Wenn man von Kritikern so hoch gelobt wird wie Kim Ki-duk, muss man sich auch gefallen lassen, dass die Erwartungen etwas höher liegen. Und daran gemessen erweist sich "Breath" eben einfach nur als bessere Durchschnittsware.

(Autor: Manfred Selzer)
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