Story: Kang (Liu Ye), Hu (Tony Yang) und Fung (Daniel Wu) sind sehr enge Freunde und sehen sich sogar als Brüder.
Kang möchte sein Heimatdorf verlassen und in Shanghai das große Geld machen. Obwohl Fung in seinem Dorf eigentlich
ein Mädchen (Li Lulu) hat für das er sich interessiert, beschließen die drei gemeinsam nach Shanghai zu gehen. Dort macht
Kang dann schon bald seine Freunde mit dem Besitzer des "Paradise" Clubs, Boss Hong (Sun Hong-lei), bekannt. Hong
hat seine Finger in allerlei illegalen Geschäften im Spiel und beauftragt Kang, Hu und Fung Waffen eines
rivalisierenden Gangboss zu stehlen. Als Fung herausfindet für was für einen Job sie engagiert wurden, will er
aussteigen. Doch dafür ist es schon zu spät, und Fung muss sogar einige Gangster erschießen um seine Freunde zu retten...
Während Kang schnell in der Organisation aufsteigt und mit seiner Kaltblütigkeit seine Freunde schockiert, flüchtet
sich Hu in den Alkohol, während Fung die Nähe der Sängerin Lulu (Shu Qi) sucht. Lulu ist allerdings die Freundin von
Hong und hat überdies noch einen Geliebten, Mark (Chang Chen), der außerdem die rechte Hand von Boss Hong ist. Hong
erfährt von dem Verhältnis zwischen Lulu und Mark, woraufhin er seine drei Untergebenen beauftragt sie auszuschalten.
Für Kang, Hu und Fung bedeutet das endgültig Farbe zu bekennen. Die Freundschaft droht in blutigem Verrat zu enden...
Kritik: "Blood Brothers" ist ein Film über Bruderschaft, Ehre und Verrat. Wem die Story irgendwie bekannt vorkommt,
der wird sich nicht wundern zu hören, dass der Film mehr oder weniger ein Remake von John Woos "Bullet in the
Head" ist. Seine Geschichte wird allerdings in das Shanghai der 30er verlagert, weswegen Alexi Tans Film auch oftmals
an "Shanghai Grand" erinnert. Unter anderem wohl auch, weil es anscheinend in den selben Studios gedreht wurde. Der
von John Woo mitproduzierte Film erweist sich im Endeffekt leider als eine Enttäuschung, gerade wenn man die hohen
Erwartungen an dieses Werk mit einbezieht und sich die Liste der involvierten namhaften Schauspieler ansieht.
Der Grund für das Versagen des Films liegt ganz klar in einem sprunghaften Drehbuch, schlecht ausgearbeiteten
Charakteren und einer immer wieder stark auffallenden kühlen Distanz zum Geschehen.
Obwohl die Motive des Films, wie die schon erwähnte Bruderschaft und Verrat, den Fan des Hong Kong Kinos sofort
ansprechen werden, versäumt es "Blood Brothers", darüber hinaus noch irgendetwas anderes mit Substanz zu liefern.
Die erwähnten Motive sind das einzige woran wir uns klammern können, denn etliche unverständliche Sprünge in der
Handlung, sowie nicht nachvollziehbare Aktionen der Protagonisten, stören immer wieder das Filmvergnügen.
Eigentlich muss man sich den ganzen Film über immer irgendwelche Fragen stellen. Wo waren wir z.B. als die drei
Freunde sich plötzlich einen so hohen Platz in der Organisation erarbeitet haben? Klar, sie haben ein paar Waffen
geraubt, aber soll das schon ausgereicht haben? Der Wandel Kangs zum skupellosen Bösewicht verläuft auch ziemlich
holprig. Außerdem muss man sich immer wieder über die Intelligenz Fungs wundern. Er will nichts mit einer kriminellen
Organisation zu tun haben, verliebt sich dann aber augenscheinlich in die Freundin des Boss, und hilft überdies
noch einem Killer, der blutüberströmt aus dem Club taumelt und ihm eine Waffe an den Kopf hält. Natürlich kann das
alles nicht gut ausgehen.
Das größte Problem an "Blood Brothers" sind aber seine Protagonisten. Der Film hätte sehr charakterorientiert ausfallen
müssen, versäumt aber gerade hier das Meiste. Sicherlich, bei einer Laufzeit von etwas über 90 Minuten bleibt bei
so vielen Charakteren nicht viel Zeit um großartig in deren Tiefe einzudringen, aber nur ein wenig mehr hätte hier
wirklich wahre Wunder bewirken können. Der Film hat eine Vielzahl an namhaften Schauspielern und weiß von keinem von
diesen tatsächlich Gebrauch zu machen. Das fängt bei Chang Chen ("Silk", "Crouching Tiger, Hidden Dragon") an, der
hier eine erstaunlich unspektakuläre Rolle als Killer übernimmt und damit mehr oder weniger den Part von Simon Yam
aus dem Original spielt. Er hat zwar ein paar Szenen, in denen er cool aussehen darf, aber das war es dann auch.
Shu Qi ("My Wife is a Gangster 3", "So Close") spielt eine Sängerin, die nicht von ihrem Boss/Freund Hong loskommen
kann und sich Hilfe von ihrem Geliebten Mark erhofft. Warum sie dann auch noch kurzzeitig mit Fung flirtet bleibt ein
Rätsel. Auch Fungs Annäherungsversuche erscheinen unverständlich, da dieser doch eigentlich eine schöne Freundin,
gespielt von Li Lulu, hat, die in seinem Heimatdorf auf ihn wartet.
Tony Yang mimt Kangs jüngeren Bruder, der nur aus Liebe zu seinem Bruder in der
Organisation mitmacht, aber eigentlich nicht gutheißt was sie dort machen, weshalb er sich in den Alkohol flüchtet, und
die meiste Zeit betrunken/apathisch durch die Gegend torkelt.
Rettung auf schauspielerischer Ebene erhofft man sich von Liu Ye ("The Promise"), bekommt hier aber nur teilweise
das was wir erwartet hatten. Das Drehbuch liefert Liu einfach nicht genug um Kang überzeugend zu zeichnen, weshalb
Lius Darstellung manchmal etwas überzeichnet wirkt. Erst ganz am Ende wird uns bewusst, dass Liu der einzige, vielleicht
noch von Daniel Wu abgesehen, ist, der es schafft uns emotional doch zumindest ein bisschen zu bewegen. Außer ihm
schafft es nämlich niemand auf subtiler Ebene seinen Charakter auszuarbeiten, was bedeutet, dass so gut wie alle
Szenen, die uns irgendwie Nahe gehen sollen unwahrscheinlich kühl wirken. Wir können mit den Charakteren nicht
sympathisieren und ihr Schicksal ist uns ebenfalls gleichgültig, was sich in einigen Sterbeszenen beweist.
Sterbeszenen, die übrigens bei der Natur dieses Films auch keine Überraschung darstellen.
Ein wenig überrascht war ich allerding von der darstellerischen Leistung von Daniel Wu ("Protegé", "New Police Story"),
der diesmal viel weniger hölzern wirkt als sonst und tatsächlich eine schöne Darstellung hätte abliefern können,
wenn ihn das Drehbuch nicht mit einer solch naiven Rolle versorgt hätte.
"Blood Brothers" ist aber nichtsdestotrotz schön anzusehen und kann mit seiner tollen Cinematographie punkten. Die
Sets und die Köstüme können einen tatsächlich in die 30er zurückversetzen und die Schießerei am Ende ist ebenfalls
nett anzusehen. Hier gibt es zwar nichts Außergewöhnliches zu entdecken, aber eine Schießerei mit asiatischen Männern
in Anzug und Hut muss einfach stylish aussehen.
Trotz allem bleibt der Film aber auf emotionaler Ebene einfach zu kühl, weswegen er manchmal auch etwas
langweilig wirkt. Daran kann der gelungene Soundtrack von Daniel Belardinelli oder die besonders schön gewordenen
Szenen in Fungs Heimatdorf auch nichts ändern.
"Blood Brothers" ist schön anzusehen, scheitert aber am ungeschliffenen
Drehbuch und kantig-durchsichtigen Charakteren. Wer hier irgendwas Außergewöhnliches erwartet hat, wird mit Sicherheit
enttäuscht werden. Für Hong Kong Cineasten, die nach neuem Futter suchen, ist der Film aber dennoch sehenswert.
Das nächste Mal sollte sich Music-Video Regisseur Alexi Tan aber darauf konzentrieren seinen Film mit mehr Substanz
zu versorgen.