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Story: Hae-won (Ji Seong-Won) arbeitet in einer Bank und kümmert sich nicht um die Probleme anderer Menschen. Sie ist kaltherzig und will
nicht einmal vor der Polizei aussagen, obwohl sie Zeuge einer Gewalttat geworden ist. Schließlich bekommt sie ein paar Probleme mit ihrem Arbeitgeber
und muss sich ein paar Tage Urlaub nehmen. Diesen will sie in ihrem Heimatdorf verbringen, das sich auf einer abgelegenen Insel befindet. Sie ist
überrascht, wie rückständig man dort immer noch lebt, aber sie trifft ihre alte Freundin Bok-nam (Seo Yeong-hee) wieder, die sich liebevoll um sie kümmert.
Mit der Zeit muss Hae-won aber schließlich erkennen, dass ihre Freundin alles andere als freundlich von ihrem Mann und den anderen Dorfbewohnern
behandelt wird. Bok-nam hat schon einmal versucht, ihrem Leben zu entkommen, aber ohne Erfolg. Da sie sich außerdem um ihre kleine Tochter kümmern
muss und nur alle paar Tage ein Boot anlegt, dessen Fahrer überdies jeden auf der Insel kennt, muss sich Bok-nam mit ihrem harten Leben anfreunden.
Doch ein Unfall ändert alles und Bok-nam ist nun auf Rache gegen alle aus, die ihr das Leben zur Hölle gemacht haben.
Kritik: Manchmal hat man bereits ein wenig über einen Film gehört und weiß trotzdem nicht, was man von ihm erwarten soll. "Bedevilled"
ist ein Rachethriller, aber eigentlich doch nur das letzte Drittel. Der Rest des Films ist ein sehr gelungenes Drama, das den Weg zeigt, der die
Protagonistin in den Wahnsinn führt. Was "Bedevilled" dabei so einzigartig macht, ist seine Atmosphäre und der Fokus auf den Charakteren, der es
einem erlaubt, am Ende Bok-nam anzufeuern, wenn sie auf ihrem Rachefeldzug ist. Sie scheint eine wahnsinnige Killerin geworden zu sein, aber
das Mitleid, das wir mit ihr haben, lässt ihre grauenhaften Taten gerechtfertigt scheinen und aus moralischer Sicht können wir sie nicht verurteilen.
Das bringt den Zuschauer natürlich in eine unangenehme Position, aber das Leid, das Bok-nam über sich ergehen lassen musste, war wegen seines
subtilen und oftmals auch sehr offensichtlichen Charakters viel grausamer. "Bedevilled" ist damit ein äußerst düsterer Thriller und das trotz seiner
sehr schönen Naturaufnahmen auf der fast schon idyllischen Insel.
Was zuallererst ins Auge sticht, ist die sehr schöne Kinematografie. Das sollte jedoch nicht verwundern, denn Regisseur Jang Cheol-soo war zuvor
als Regieassistent für Kim Ki-duk und dessen Filme "Spring, Summer, Fall, Winter... and Spring" oder "Samaria" zuständig. In seinem Debüt kreiert
Jang auf ausgefallene Art eine extrem kühle Welt, die allerdings von zweischichtiger Natur ist. Hae-won ist die kalte Geschäftsfrau, die sich um
die Gefühle anderer nicht kümmert. Damit stellt sie die Verkörperung des Stadtmenschen dar. Sie besitzt keinerlei Zivilcourage, ist single und
hat augenscheinlich auch keine Freunde. Dieses kalte, dunkle Bild der Welt wird anscheinend aufgehellt, als Hae-won in ihr Heimatdorf kommt. Die
Bilder der Natur ziehen einen sofort in ihren Bann und man fühlt sich als Zuschauer fast schon wie ein Tourist auf dieser abgelegenen Insel. Es
ist beeindruckend, wie es Regisseur Jang schafft, dass man das Gefühl hat, tatsächlich selbst auf dieser Insel zu Besuch zu sein!
Da es die Bilder vermögen, uns mit auf diese "Urlaubsinsel" zu nehmen, und wir erstaunlicherweise in manchen Szenen sogar glauben Gerüche wahrzunehmen
oder die Hitze der sengenden Sonne auf dem Feld zu spüren, wird die Atmosphäre mit voranschreitender Minute immer dichter. Das ist vor allem deshalb
löblich, weil uns Hae-won überhaupt nicht als Bezugsperson dienen kann. Wir verabscheuen sie sogar. Anders verhält es sich mit Bok-nam. Sie
scheint schöne Kindheitserinnerungen wieder aufleben lassen zu wollen, aber Hae-won bleibt weiterhin kühl, auch wenn sie in ihrer Gegenwart etwas
mehr aus sich herausgehen mag. Interessant ist dabei auch, dass an ein paar Stellen Andeutungen einer homoerotischen Beziehung zu finden sind.
Schnell zeigen sich jedoch die Schattenseiten des Lebens von Bok-nam. Die lebensfrohe Frau wird in der extrem patriarchalischen Gesellschaft
auf der Insel unterdrückt und dazu gehört selbstverständlich auch ein großes Maß an körperlicher Gewalt.
Die Unterdrückung, die Bok-nam erfährt, hat auf der abgelegenen Insel natürlich einen besonders großen Nährboden, da niemand von außen intervenieren
könnte. Während ihr Mann ein Nichtsnutz ist,
der nicht einmal richtig fischen kann, muss sie jegliche schwere körperliche Arbeit verrichten. Aber nicht nur sie, auch die anderen Frauen auf der
Insel arbeiten auf den Feldern oder gehen mit Netzen nach Meeresfrüchten tauchen, während die Männer es sich gut gehen lassen. Bok-nam wird nicht nur
getreten, wie ein Hund behandelt oder vergewaltigt - nicht nur von ihrem Ehemann, sondern auch von dessen Bruder -, besonders die psychologischen
Vergewaltigungen sind erschreckend. So sitzt sie vor dem Zimmer, in dem ihr Mann gerade Sex mit einer Prostituierten hat, und isst ihr Mittagessen mit
einer Miene, als wenn es das Normalste der Welt wäre. Es ist beinahe unerträglich, wie krank und innerlich vefault die Menschen auf dieser Insel sind. Die
wunderbaren Naturaufnahmen stehen deshalb immer in einem extremen Kontrast zu der grauenhaften Welt einer abstoßenden Gesellschaft. Darüberhinaus kann
Seo Yeong-hee eine großartige schauspielerische Leistung an den Tag legen, welche die Wandlung ihres Charakters zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig erscheinen
lässt.
Schlussendlich führt ein Ereignis dazu, dass Bok-nam wahnsinnig wird und mit einer Handsichel mordend über die Insel schreitet. Verübeln kann man das
ihr aber nicht, vielmehr fragt man sich, wie sie es geschafft hat, so lange bei gesundem Verstand zu bleiben! Ihr Mann hat die Tochter angefasst oder
wird es mit Sicherheit noch tun und als Bok-nam ihre Freundin um Hilfe bittet, will diese ihr nicht glauben. Eine Flucht scheint unmöglich.
Also tötet sie sich schließlich in einer blutigen Orgie durch die Inselbewohner. Auch wenn nichts vorher diese Form der blutigen Gewalt hätte erahnen
lassen, gibt es dann tatsächlich ein paar Szenen, in denen einem regelrecht schlecht werden kann. Doch dieser Umschwung im Ton, kommt gar nicht so
plötzlich, wie es anmuten mag. Im Nachhinein erkennt man, dass man eigentlich erwartet hat, nein, dass man sogar gehofft hat, es würde so kommen.
Was dann am Ende zu einer simplen Botschaft wie "Verschließe nicht deine Augen vor Ungerechtigkeit und zeige Zivilcourage" hätte verkommen können,
versagt eigentlich eine erhoffte Katharsis und reflektiert vielmehr über das Geschehene. "Bedevilled" ist ein sehr atmosphärischer Thriller der
etwas anderen Art und ein Drama über die patriarchalischen Wurzeln der koreanischen Gesellschaft und das, was einen Menschen verkommen lässt: Untätigkeit,
wenn jemand anderem Leid geschieht.