Story: Wir schreiben die 90er Japans, in denen eine neue Welle von Indie-Rockbands ihr Glück im stark umkämpften Plattenmarkt versucht.
Eines Tages bekommt das Mädchen Asako (Kii Kitano) von ihrer Freundin ein Album der Band "Lands" und sie verliebt sich sofort in die Musik. Schließlich
geht Asako mit ihrer Freundin auch auf ein Konzert der Band und lernt diese dann schließlich im Backstage-Bereich kennen. Der Sänger der Band,
Natsu (Jin Akanishi), versucht das Mädchen für sich zu gewinnen, hat aber mit seiner direkten Art schlechte Karten bei ihr. Er trifft sie aber schließlich
öfter, bis die Managerin der Band, Yukari (Ayumi Ito), ihre Unzufriedenheit darüber äußert. Als Yukari dann aber für kurze Zeit krank wird, springt
Asako für sie ein und hat seitdem einen festen Platz in der Band. Yukiya (Kengo Kora), das wahre Talent der Gruppe, sowie die Keyboarderin Arumi
(Yuki Shibamoto) erkennen jedoch, dass Asako nicht gut für die Band ist. Sie bringt Streit und Konflikte in den Alltag der Musiker und als dann eines
Tages trotzdem ein Lied der Band tatsächlich die Charts stürmt, ist die Freude nur von kurzer Dauer, da sich "Lands" überlegen muss, wie es mit
ihrer Zukunft genau weitergeht...
Kritik: Als Shunji Iwai 2001 seinen Film "All About Lily Chou-Chou" drehte, stellte er eine fiktive Sängerin in den Vordergrund, deren Lieder
von Takeshi Kobayashi geschrieben wurden. Später machte die fiktive Sängerin Lily Chou-Chou als "Salyu" Solo-Karriere und Kobayashi schrieb anfangs
weiterhin ihre Songs. Der Komponist und Musikproduzent hat mit "Bandage" nun sein erstes Regiewerk abgelegt und so wurde die von Chika Kan geschriebene
Story von Shunji Iwai für den Film bearbeitet und Iwai trat schließlich auch als Produzent in Erscheinung. Dementsprechend fühlt sich dieser
Gang in die japanische Indie-Rockzeit der 90er manchmal fast schon wie eine indirekte Fortsetzung zu "All About Lily Chou-Chou" an, ist aber weitaus
weniger verwirrend strukturiert und zeigt auf anschauliche Weise, mit welchen Problemen Bands zu jener Zeit konfrontiert waren. Wo genau geht man
mit seiner Musik hin, interessiert morgen auch noch irgendeinen Käufer, was man komponiert und wie geht man mit der Einsamkeit um, die zum künstlerischen
Schaffensprozess dazugehört? "Bandage" ist ein vielschichtiger Film, der jene Fragen genauer zu beleuchten sucht.
"Bandage" ist in ruhigen Bildern erzählt, bekommt aber durch die Beziehung zwischen den Charakteren gerade zu Anfang eine gewisse Dynamik. Das
Kennenlernen von Natsu und Asako ist außergewöhnlich und die sich entwickelnde Beziehung kann den Zuschauer für sich gewinnen, da man nicht genau
weiß, wo diese enden wird. Zu Anfang gibt es auch einige schöne lustige Momente, die aus der jeweiligen Situation heraus entstehen. Später wird
dann aber alles etwas dramatischer, jedoch auf eine sehr natürliche Weise, sodass man nicht das Gefühl hat, von dem Drehbuchautor gezwungen zu werden,
mit den Protagonisten zu leiden. Die äußerst schnörkellose Regie kann, auch durch einige Kunstgriffe, oft den Eindruck erwecken, dass wir hier eine
Dokumentation zu sehen bekommen, nur dass die emotionale Inanspruchnahme des Zuschauers dennoch gegeben ist, etwas das nicht viele Filme dieser
Art beherrschen. Damit bleibt eine gewisse Wärme vorhanden, die der Film ausstrahlt.
Zuweilen kann "Bandage" aber auch recht melancholisch sein. Yukiya verkörpert dieses Element wohl am besten. Eine gewisse nicht fassbare Einsamkeit
und Ziellosigkeit plagt die Protagonisten und gerade Natsu und Asako werden durch dieses Gefühl miteinander verbunden. Der Auf- und Abstieg der Band
sowie die innerparteilichen Probleme und künstlerischen Differenzen der Gruppenmitglieder geben das Abbild des Alltags einer Indie-Band ab und
Regisseur Kobayashi schafft es auch dank der Requisiten das Lebensgefühl der 90er einzufangen. Die Regie bzw. die Kameraführung ist die meiste Zeit
über sehr dezent, manchmal wackelt die Kamera aber auch, folgt den Protagonisten oder fängt eine Szene über acht Minuten am Stück ein. Gerade im
letzten Fall können die Darsteller wirklich zeigen, was in ihnen steckt und auf ganzer Linie überzeugen. Das ist auch wichtig, da in "Bandage" die
Charaktere im Vordergrund stehen und eigentlich nur an zweiter Stelle die Musik.
Jin Akanishi, der den perspektivlosen Natsu spielt, ist ehemaliges Mitglied der J-Pop Band KAT-TUN und so darf man auch erwarten, dass er singen
kann. Seine schauspielerischen Fähigkeiten lassen sich aber ebenfalls sehen. Die Gefühle und Beziehungen der Charaktere untereinander sind äußerst
komplex und ihre Handlungen vielleicht nicht immer sofort nachzuvollziehen, im Endeffekt aber dann nur umso besser verständlich. Kii Kitano kann
den anderen Darstellern allerdings oft die Schau stehlen, denn sie überzeugt sowohl als Fan der Gruppe, der allerdings weitaus weniger naiv ist, als
man das von einem Schulmädchen erwarten würde, als auch als Managerin, die zweifellos gewachsen ist. In den emotionalen Momenten ist sie überdies
am überzeugendsten. Aber auch die Nebendarsteller können alle schillernde Persönlichkeiten darstellen, die jeder für sich ihren eigenen Haufen an
Problemen haben. Dass die Nebencharaktere so gut gezeichnet sind, kommt dem Dokumentationsgehalt das Films auch sehr zu Gute.
Trotz einiger lustiger Momente ist "Bandage" doch hauptsächlich ein Drama und die melancholischen und traurigen Momente, die aus der Unfähigkeit der
Personen resultiert, eine gesunde Beziehung zu führen, haben die Überhand. Eine gewisse Wärme bleibt allerdings immer, auch dank der Musik. Diese
ist natürlich wichtig für den Film, drängt sich aber nicht unnötig in den Vordergrund. Während ich von der extrem melancholischen Musik in "All About
Lily Chou-Chou" sofort gefangen genommen wurde, ist die Musik in "Bandage" wesentlich abwechslungsreicher, konnte mich anfangs aber persönlich
nicht allzu sehr ansprechen. Im Laufe des Films änderte sich das aber und so sollte auch jeder Zuschauer im Film zumindest ein Lied finden, das ihm ans
Herz wächst. Mit ihrem Titelsong "Bandage" konnte die zuerst fiktive Band "Lands" schließlich auch in den echten Charts Japans auf Platz 1 kommen. Als
Film ist "Bandage" ein interessanter Blick auf das Leben der Mitglieder einer Indie-Band, während die Beziehungen der Charaktere auch Zuschauer von
Dramen ansprechen sollten. Als Bonusgeschenk gibt es dazu noch nette Musik.