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Original Title:
Nabbeun Namja

South Korea 2001

Genre:
Drama

Director:
Kim Ki-duk

Cast:
Jo Jae-hyeon
Seo Won
Kim Yun-tae
Choi Duek-mun
Choi Yoon-young
Kim Jung-young
Shin Yoo-jin
Nam Gung-Min


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Bad Guy

Story: Han-gi (Jo Jae-hyeon) ist ein Zuhälter und Gangster, der eines Tages im Reichenviertel spazieren geht und dort die Studentin Seon-hwa (Seo Won) auf einer Parkbank sitzen sieht. Er geht zu ihr und küsst sie, woraufhin ihr einige Soldaten zu Hilfe kommen, mit denen sie den Mann erniedrigt. Han-gi will sich dafür rächen und verführt etwas später Seon-hwa zu einem Diebstahl, wonach sie dem Geschädigten Geld zurückzahlen muss, das sie weder gestohlen hat, noch aufbringen kann. Sie leiht sich bei einigen Gangstern das Geld und unterschreibt dabei, dass sie ihren Körper verkaufen muss, wenn sie die geliehene Summe nicht innerhalb von einer Woche zurückzahlen kann. So kommt es, dass Seon-hwa im Vergnügungsviertel landet und dort für den Zuhälter Han-gi arbeitet, der sie ohne ihr Wissen in ihrem Zimmer durch einen Spiegel beobachtet. Einer von Han-gis Männern verliebt sich schließlich in Seon-hwa und will ihr helfen, zu fliehen. Doch Han-gi lässt sie nicht entkommen. Denn tatsächlich empfindet er selbst etwas für sie...

Kritik: "Bad Guy" ist der Film Kim Ki-duks, der wahrscheinlich die meiste Empörung bei Zuschauern ausgelöst hat. Und dennoch, oder gerade deswegen, handelt es sich um ein Drama, das äußerst faszinierend ist. Warum allerdings vor allem das weibliche Publikum das Gefühl hat, von diesem Film "vergewaltigt worden zu sein", ist nur allzu offensichtlich. "Bad Guy" behandelt ein hartes Thema. Der Protagonist Han-gi zwingt eine Studentin aus guten Verhältnissen zur Prostitution. Nicht nur das, sie hat unter diesen Umständen auch ihr erstes Mal. Die Verzweiflung der Studentin und ihre Vergewaltigung sind keineswegs einfach für den Zuschauer zu ertragen, aber hinter all dem Leid und Schmutz dieser Welt, die hier gezeigt wird, liegt doch noch etwas anderes verborgen, das vielen oberflächlich gesinnten Zuschauern entgehen mag und das den eigentlichen Reiz des Films ausmacht. Die Liebe. Liebe in seiner normalen Form zu präsentieren, das ist recht einfach, aber die etwas schwierigere Form, die etwas schwierigeren Umstände, in denen Liebe keimen kann, darzustellen, das ist Kim Ki-duks Anliegen.

Der Film startet mit einem interessanten Kontrast. Han-gi schlendert durch ein Reichenviertel und sieht dort die Studentin Seon-hwa. Er beobachtet sie und hört sie mit ihrem Freund am Telefon reden, wobei ihm eine Sache klar wird. Obwohl er sich für das Mädchen interessiert, hat er keine Chance bei ihr. Han-gi ist ein Fremdkörper in dieser Gesellschaft, er hat immer unter Gangstern gelebt und kann sich niemals auf normale Art und Weise einem Mädchen wie Seon-hwa nähern. Seine Wut darüber drückt er in einem Kuss aus, den er dem Mädchen aufdrückt, als wolle er sie dabei fressen. Mit einer List, die zugegeben nicht ganz plausibel erscheint, kann er die Studentin dann ins Rotlichtmilieu holen. Dort wird es dann schwierig für schwache Nerven. Seon-hwa wird nämlich die ersten Male mehr oder weniger vergewaltigt, bis sie sich irgendwann in ihr Schicksal ergibt und als eine Art Schutzmechanismus augenscheinlich sogar "Spaß" an ihrer "Arbeit" bekommt. Seo Won gibt eine sehr gelungene dramatische Darstellung ab, sodass uns ihr Leid sehr nahe gehen kann und in manchen Momenten fast schon unerträglich wird.

Jo Jae-hyeon ("Sword in the Moon", "The Isle") spielt einen Zuhälter, der anscheinend schon so einiges erlebt hat. Er spricht in einer extrem hohen Stimme, weshalb er bis auf zwei Zeilen im gesamten Film kein Wort spricht. Der Grund dafür ist, dass wohl schon mal jemand versucht hat, ihm die Kehle durchzuschneiden. Auch ansonsten bekommt Han-gi im Film so einiges ab, steht aber immer wieder auf. Er ist tatsächlich ein Bad Guy, denkt man aber darüber nach, so gibt es neben dem augenscheinlich ersten Motiv der Rache eigentlich nur einen Grund für sein Handeln, der wirklich Bestand hat. Han-gi hat sich in die Studentin verliebt und will in ihrer Nähe bleiben. Dafür sieht er keine andere Möglichkeit als eben die, sie in sein Leben zu integrieren. Und da er als Frauen nur Prostituierte kennt, muss sie eben selbst eine werden. Die Gefühle, die er für sie hat, werden über den gesamten Film immer klarer. Anfangs ist nur auffällig, dass er nicht zu den Personen gehört, die das Mädchen vergewaltigen, er nimmt ihre Dienste auch nicht gegen Geld in Anspruch. Als er betrunken ist, geht er sogar zu ihr und legt sich einfach nur neben sie. Anscheinend braucht auch ein schlechter Typ wie er etwas Wärme in seinem Leben.

Dann gibt es da auch noch das Motiv des Voyeurismus, denn Han-gi beobachtet Seon-hwa die ganze Zeit über durch einen Einwegspiegel. Dieser Spiegel stellt aber auch so etwas wie eine Grenze dar, die den Mann immer noch von der Studentin trennt. Ein Mann wie Han-gi weiß einfach nicht, wie er seine Gefühle offenbaren soll und so bleibt eine Mauer zwischen ihm und dem Mädchen. Seon-hwa dagegen verdankt ihrem Peiniger ihr nun zerstörtes Leben. Es erscheint unmöglich für sie, selbst wenn sie plötzlich frei gelassen werden sollte, dass sie wieder ein normales Leben führen kann. Han-gi hat dem Mädchen ihr Leben genommen. Doch mit der Zeit kristallisiert sich noch etwas anderes heraus. Es scheint tatsächlich so, als wenn Seon-hwa irgendwann Han-gis Gefühle verstehen würde. Das bleibt jedoch eine ganze Weile lang nur angedeutet. Natürlich dürfte es schwierig für die meisten Zuschauer sein, nachzuvollziehen, dass die Studentin irgendetwas anderes als Hass für ihren Peiniger fühlen könnte, aber in einer anderen Welt vielleicht...

Doch wo liegt diese andere Welt? Für Regisseur Kim Ki-duk augenscheinlich irgendwo hier und dazwischen. Er verwischt erneut die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit, indem er gegen Schluss ein zeitliches Paradoxon schafft, welches das Ende in der Realität unmöglich macht. Aber irgendwie erscheint das nicht wichtig. Denn in diesem Moment hat Kim Ki-duk bereits genügend Emotionen geschaffen, die einen den Film einfach nur fühlen lassen. Die guten darstellerischen Leistungen und ein schöner Soundtrack leisten ihren Beitrag zu der am Ende fast schon träumerischen Geschichte, die in einer schmutzigen Welt des Abschaums die Blume der Liebe aufblühen lässt. Das zu erkennen oder bereit zu sein, das zu erkennen, kostet den Zuschauer natürlich viel Kraft und ein Denken außerhalb der sicheren Normen unserer Gesellschaft. Grenzen zu überwinden, gerade in unserem Denken, das ist aber genau das Anliegen von Kim Ki-duk. Wer das nicht kann, bei dem wird "Bad Guy" wahrscheinlich nur negative Emotionen der Wut und des Hasses auslösen können. Schade, denn eigentlich zeigt Regisseur Kim häufig, dass selbst in der kaputtesten Welt Schönheit und Reinheit vorzufinden ist, wenn auch nicht in Formen, die uns vertraut sind. Ein gelungenes und originelles Drama.

(Autor: Manfred Selzer)
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