Story: Uzuki (Takako Matsu) verläßt ihre Heimatstadt um in Tokyo an der Universität zu studieren. Das schüchterne
junge Mädchen hat viel mit ihrem Umzug zu tun und ist in ihrem neuen Umfeld noch etwas unsicher. Doch schon bald findet
sie ein paar neue Freunde und tritt sogar einem Fischer-Club bei. Ihre Zeit verbringt sie aber hauptsächlich damit
Bücher zu lesen. Immerhin nähert sie sich aber langsam auch ihrer ebenfalls verschlossenen Nachbarin an und so langsam
findet die junge Studentin in ihr neues Leben.
Außerdem scheint es Uzuki immer wieder in eine bestimmte Bücherei zu verschlagen. Was oder wen sucht sie dort?
Anscheinend scheint sie interessiert an dem Verkäufer, allerdings ist sie zu schüchtern um ihn anzusprechen. Aber
warum hat es sie von allen Universitäten ausgerechnet an diese verschlagen? Gibt es in ihrer Vergangenheit einen Grund
dafür, und vor allem wird sie endlich den Büchereimitarbeiter ansprechen können?
Kritik: "April Story" ist ein außergewöhnlicher Film über ein schüchternes Mädchen, das sich in ihr neues Leben
einfinden muss und dabei merkt, dass die Welt neben etlichen Hindernissen auch einiges Schönes zu bieten hat.
Shunji Iwais Werk ist alles andere als ein typisches Liebesdrama. Hier werden sich keiner Klischees bedient, der
Regisseur zielt nicht auf ein paar schnelle Tränen, sondern stattdessen beleuchtet er das Leben eines Individuums mit
einem freudig lebensbejahenden Unterton und einer dazu passenden verträumt schönen Atmosphäre.
Shunji Iwai sollte vielen als Regisseur von "Swallowtail Butterfly" oder "All about Lily Chou-Chou" ein
Begriff sein. Diesmal ist sein Werk wie sein früherer Film "Love Letter" jedoch wesentlich positiver und umhüllt
einen schnell mit der für Iwai typischen Magie.
Was ist es genau, das Iwais Filme so außergewöhnlich macht? Woher rührt sein Talent den Zuschauer trotz Simplizität
sofort in seinen Bann ziehen zu können? Zuerst wäre da natürlich die Cinematografie. Wie es in vielen Filmen Iwais zu
beobachten ist, spielt auch hier die Beleuchtung eine große Rolle. Die Helligkeit wirkt manchmal sehr stark betont.
Greller und dennoch angenehm gedämpfter Sonnenschein fällt durch die Fenster und gibt der Szenerie etwas Verträumtes.
Im Freien fallen konstant Blüten von den Bäumen und hüllen die Straßen mit einer wohlig-warmen Decke ein. Die
friedvollen Naturaufnahmen geben dem Film zusätzlich noch etwas Beruhigendes.
Selbst wenn auf dem Bildschirm augenscheinlich nicht viel passiert, so kann einen diese Szenerie doch sofort gefangen
nehmen und in eine angenehm warme Welt entführen. Außerdem ist da natürlich noch die Hauptprotagonistin, dargestellt
von Takako Matsu. Wir können uns sofort mit ihr identifizieren, auch wenn sie mit ihrer zurückhaltenden und manchmal
unsicheren Art etwas stereotyp wirkt. Dennoch konnte zumindest ich mich in einigen ihrer Verhaltensmuster wiedererkennen,
was sie eben sehr menschlich macht. Im Laufe des Films entwickelt sie sich nämlich weiter, wird erwachsener und auch
ein klein wenig selbstsicherer. Ihre Bemühungen sich in ihr neues Umfeld einzugliedern fruchten schließlich und sie
gewinnt sogar einige neue Freunde. Die Nebencharaktere bleiben zwar recht stark auf der Strecke, doch so scheinbar
unbedeutende Szenen wie jene, in der Uzuki ihre Nachbarin zum Essen einlädt, sollen eben zeigen wie sie versucht
neue Kontakte zu knüpfen.
Es ist sehr erfrischend ein Drama zu sehen, das sich keineswegs wie eines anfühlt. Die schon erwähnte positive Stimmung
des Films rührt zum einen auch von einigen wenigen subtil eingearbeiteten Gags oder leicht verqueren Charakteren wie
dem Mädchen, das Uzuki mit dem Fischen in Berührung bringt. Das gibt dem Ganzen eine besondere Note und schließlich
wird der sehr simple Plot ein wenig aufgewertet, indem sich bei uns langsam die Frage stellt, warum Uzuki unbedingt
an dieser bestimmten Universität studieren wollte. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, doch das Ende
entlässt uns genau dann, als wir diese erhalten haben. Ein wenig bitter ist das schon, denn mit seiner Laufzeit
von gerade einmal 67 Minuten ist "April Story" einfach zu kurz und zeigt uns nur einen bestimmten kurzen Ausschnitt
aus dem Leben Uzukis. Das ist schade, denn irgendwie wäre man gerne noch länger in dieser Welt verweilt.
Was hat es mit dem längeren Einschub des älteren Samurai-movies im Kino auf sich (bei dem es sich wahrscheinlich um einen
der früheren experimentellen Kurzfilme Shunji Iwais handelt), warum verhält sich die Nachbarin Uzukis so merkwürdig
(die Vereinsamung des modernen Stadtbewohners?),
warum tritt das Mädchen ausgerechnet einem Fischclub bei? Wer diese Fragen stellt hat den Film einfach nicht verstanden.
Uns wird hier nur ein kurzer Eindruck gegeben/ ein kleiner wichtiger Abschnitt aus dem Leben des Mädchens Uzuki
gezeigt.
Am Ende gewinnt "April Story" trotz seiner augenscheinlichen Einfachheit eine ungewöhnliche Tiefe, auch dank der tollen
Leistung Takako Matsus. Viele werden sich vielleicht fragen, wo der Sinn des Films liegt, was das Ganze eigentlich soll
und wohin uns der Plot führen soll, doch am Ende entlässt uns das letzte Bild mit einer grandiosen Wärme ums Herz, die
uns alles intuitiv verstehen lässt. Die großartige verträumte Atmosphäre lässt einen überdies gerne über ein paar wenige
Längen hinwegsehen. "April Story" ist ein Film, der einem vor allem im Nachhinein noch weiter ans Herz wachsen wird.