Story: Jeong-hoon (Lee Je-hoon) hat bei seiner Nachbarin Jin-ah (Ko Sung-hee) Kameras und Mikrofone installiert und beobachtet sie heimlich den
ganzen Tag. Da sie Schulden bei dem Kredithai Myeong-rok (Jo Jin-woong) hat, geht sie seit einiger Zeit mit Professor Soo-taek (Kwak Do-won) aus. Als sie
eines Abends mit ihm die Nacht verbringt und er wieder gegangen ist, zeigt sich, dass die ganze Zeit ihr Ex-Freund Hyeon-soo (Kim Tae-hoon) in ihrer Wohnung
war. In seiner Wut bringt er Jin-ah um und verschwindet. Jeong-hoon hat alles auf seinem Monitor mitangesehen, konnte jedoch nicht eingreifen. Auch die
Polizei kann er nicht informieren, da man unangenehme Fragen stellen könnte. Am nächsten Tag wird jedoch die Leiche entdeckt und Jeong-hoon befragt, der
tatsächlich Verkehrspolizist ist. Für die Polizei ist der Täter schnell in dem Professor gefunden und Jeong-hoon kann nicht sagen, dass sie den Falschen haben,
ohne sich selbst zu verraten. Doch nachdem der wahre Mörder erneut die Wohnung seiner Ex-Freundin aufsucht, um sich aus Schuldgefühlen dort umzubringen,
entdeckt er eine der Kameras. Zwischen ihm und Jeong-hoon kommt es zu Schuldzuweisungen, aber dann tritt auch noch der rücksichtslose Kredithai Myeong-rok
auf den Plan...
Kritik: Es gibt Filme, die hauptsächlich dadurch Interesse erwecken können, dass man sich eine ganze Weile fragt, was für ein Genre sie genau
abdecken wollen. "An Ethics Lesson" scheint ein düsterer Thriller, aber der schwarze Humor kommt oft so stark zum Vorschein, dass man sich sicher sein kann:
Der Film will gar nicht ernst genommen werden. Und das wiederum sorgt dafür, dass die Geschichte nicht punkten kann. Denn zum Großteil nimmt dieser Umstand
Spannung aus dem Film, was nicht zuletzt auch dadurch unterstrichen wird, dass sofort klar ist, wer der Mörder ist. Irgendwie versucht "At Ethics Lesson"
dann auf gesellschaftskritischer Ebene noch einmal die Frage nach dem Mörder zu stellen und tatsächlich ist es schwierig hierauf eine klare Antwort zu bekommen.
Doch der Ton dieses von schwarzem Humor durchdrungenen Thrillers stellt einen nicht zu ignorierenden Stolperdraht dar.
Letztlich geht alles ums Geld oder die eigenen Wünsche und die wahre Schuldfrage bleibt da für die Involvierten eine Nebensache. Nur Hyeon-soo, der seine
Ex-Freundin mit eigenen Händen umgebracht hat, hat ernsthaft mit seinem Gewissen zu kämpfen. Dennoch fällt es schwer, ihn als Sympathieträger zu akzeptieren,
zumal das gar nicht intendiert ist. Denn dafür ist gerade sein Charakter zu flach geschrieben. Kim Tae-hoon ("The
Admiral: Roaring Currents") gibt auch die fadeste Darbietung des Ensemble-Casts ab. Lee Je-hoon ("Bleak Night") schafft es
immerhin ein eigenartig verquerer Voyeur zu sein, der sich irgendwie immer im Recht glaubt, obwohl er eindeutig psychische Probleme hat. Jo Jin-woong
("Nameless Gangster") verleiht seiner Person aber die meiste Farbe und vermag es in Erinnerung zu bleiben. Ebenso wie
Moon So-ri ("Venus Talk") in einer kleinen Rolle als starke Ehefrau.
Spätestens wenn wir den Gangster sehen, wie er sich darüber auslässt, dass Wut die stärkste aller menschlichen Emotionen sei, während er sich von einer
Prosituierten an den Füßen kitzeln lässt, wissen wir, dass das kein normaler Thriller ist. Der schwarze Humor kann gefallen, manchmal wirkt er aber etwas
zu forciert, was auch daran liegen mag, dass er uns immer wieder vergegenwärtigt, nichts in der Geschichte zu ernst zu nehmen. Wie gesagt steht das aber im
Widerspruch zum Ziel des Films auch etwas sozialkritischere Töne anklingen zu lassen. Außerdem verliert "An Ethics Lesson" dadurch an Spannung. Diese leidet
ohnehin darunter, dass wir uns für keines der Schicksale in der Geschichte ernsthaft interessieren. Langweilig ist der Thriller dennoch nicht, weil er flott
geschnitten ist und die Stimmung so lebhaft, aber auch unfokussiert, dass man einfach wissen will, wie die Dinge enden.
Die Unfokussiertheit des Streifens zeigt sich also nicht nur im flatterhaften Ton, sondern auch in der Geschichte. Gegen Ende sollen alle Fäden wie auf einer
einzigen Theaterbühne zusammengefügt werden, aber hier tritt das Drehbuch zu sehr als Protagonist in den Vordergrund und die Bühne, auf der sich der finale
Akt abspielt, zerstört beinahe die vierte Wand zum Zuschauer. Das passt irgendwie nicht. Im Laufe der Geschichte bekommt man weiterhin immer wieder eine Szene
mit Person A zu sehen, in der Person B eingeführt wird, woraufhin die Ereignisse bis zu diesem Punkt noch einmal aus der Perspektive von Person B gezeigt werden.
Ein nettes Stilmittel, doch es wird ganz klar zu oft benutzt und kann daher ab einem bestimmten Punkt lediglich nur noch ein Stirnrunzeln hervorrufen.
Allerdings erweisen sich die häufigen Aufnahmen aus der Vogelperspektive als schön anzusehen, genauso wie einige Kamerafahrten an Kabeln innerhalb von Gebäuden
etc. entlang.
Manchmal kann "An Ethics Lesson" auch etwas blutig sein, aber sicherlich handelt es sich nicht um einen Erotik-Thriller, wie einem die Vermarktungsabteilung scheinbar glauben machen wollte. Da die Geschichte nicht sauber gesponnen wird, wirken ein paar der Szenen weniger komisch als vielmehr eigenartig, weil zu ausgedehnt präsentiert. Der Streifen ist daher ein Opfer seiner Ambition, so viele Genre wie möglich abzudecken. Die mangelnde Kohärenz erlaubt es daher auch nicht, eine eindeutige Empfehlung auszusprechen. Manche Szenen zeigen, dass "An Ethics Lesson" über Durchschnitt arbeitet, andere wiederum frustrieren, weil das Potential, das da ist, nicht ausgeschöpft wird. Dennoch ist der Film sicherlich für all jene Thriller-Fans interessant, denen nach einer besonderen Note verlangt und die auch schwarzem Humor nicht abgeneigt sind.