Story: Ho-jin (Lee Eol) lebt glücklich mit seiner Frau Eun-su (Lee Mi-yeon) in einem Haus. Die beiden sind
noch genauso verliebt wie am ersten Tag und schreiben sich immer noch gegenseitig Liebesbriefe. Während Eun-su für
die verschiedensten Bühnenbilder verantwortlich ist, arbeitet Ho-jin zu Hause als Künstler. Ho-jins Bruder Dae-jin
(Lee Byung-hun) lebt bei dem glücklich vermählten Ehepaar und lässt jegliche Überredungsversuche sich endlich eine
Freundin zu suchen, an sich abprallen. Er ist glücklich so wie die Dinge liegen und findet Befriedigung in seiner
Beschäftigung als Rennfahrer. Selbst die offensichtlichen Annäherungsversuche seiner Kollegin Ye-jin (Park Seon-yeong)
lässt er ins Leere laufen.
Eines Tages jedoch hat Dae-jin bei einem Rennen einen Unfall. Zur gleichen Zeit verunglückt auch Ho-jin bei einem
Verkehrsunfall. Als Dae-jin nach längerem Koma wieder erwacht, ist er wie verändert. Aber auch Eun-su hat keine
Freude am Leben, jetzt wo sie ihren Ehemann verloren hat. Doch Dae-jins merkwürdiges Verhalten hat einen Grund.
Er hält sich für Ho-jin! Zuerst wird sein Verhalten mit dem traumatischen Erlebnis des Unfalls erklärt, aber mit
der Zeit beweist Dae-jin immer mehr Talent in Dingen, zu denen sonst nur Ho-jin fähig war. Außerdem weiß er viele
kleine Details über Eun-su, die eigentlich nur Ho-jin wissen kann. Ist die Seele Ho-jins vielleicht wirklich
in den Körper von Dae-jin gewandert?
Kritik: Es gibt Filme, die ganz still in irgendeiner Versenkung verschwunden sind und über die irgendjemand
schließlich durch Zufall stolpert, um festzustellen, dass dieses Werk tatsächlich viel mehr Aufmerksamkeit verdient als
es bekommt.
"Addiction" ist so ein Fall. Als ein netter kleiner Liebesfilm beginnend, taucht die Story schließlich in
fantastischere Ebenen ab, versorgt uns am Ende sogar mit einigen schönen Wendungen und behandelt viel tiefer gehende
Fragen als
jene, die wir von einer normalen Romanze erwarten würden. "Addicted" beweist sich in gewisser Hinsicht als einzigartig
und beweist ein gutes Gespür für die richtige Atmosphäre. Ein wahres Meisterwerk sollte man hier nicht erwarten, aber
irgendwie schafft es der Film dennoch sich ohne große Mühe in das Herz des Zuschauers zu spielen. Tatsächlich hätte
etwas mehr aus dem Film werden können, aber was wir am Ende bekommen ist nichtsdestotrotz mehr als wir erwarten können,
weshalb einen der Film einfach mit einem guten Gefühl in den Abspann verabschieden kann.
Die erste halbe Stunde werden wir in das Leben des Ehepaars eingeführt, das äußerst erfüllt ist und durch eine sehr
schöne und lebensfrohe Atmosphäre besticht. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz und so macht dieser Teil des
Films einfach nur Spaß. Doch schließlich ist es die Regel eines Dramas, dass nach einer Einleitung etwas Schlimmes
passieren muss. Eine Krankheit, ein Todesfall?
Wie begleiten Dae-jin bei einem Rennen, während Ho-jin sich in schnellem Tempo von einem Taxi zu eben jenem Rennen
fahren lässt um wenigstens noch das Ende mit anzusehen, denn er ist schon spät dran. Während des Rennens gibt es immer
wieder schnelle Schnitte zwischen Dae-jins adrenalingeladenem Autorennen und Ho-jins Fahrt durch die Stadt. Diese
Schnitte erzeugen eine großartige Spannung und lassen uns sofort die Katastrophe erahnen, die da kommen wird. Aber
wenn wird es treffen? Dae-jin oder doch seinen Bruder? Nun, beide... Ab diesem Punkt erwarten wir dann das typische
Drama: Dae-jin überlebt und muss nun die verwitwete Eun-su trösten; langsam entwickelt sich zwischen den beiden
Liebe; aber es ist eine Liebe, die nicht sein darf. Falsch gedacht, denn auch hier liefert der Film etwas anderes
als wir erwartet haben mögen.
"Addicted" bekommt einen Mystery-Touch, denn augenscheinlich ist die Seele von Eun-sus Mann nun im
Körper von Dae-jin. Dieser übernatürliche Aspekt stört aber erstaunlich wenig, besonders da wir solche Stories
schon seit "Ditto" oder "Il Mare" zu lieben gelernt haben, und fügt sich nahtlos in den Rest des Films. Allerdings
verwundert es etwas, dass selbst die Doktoren nicht wirklich eine Seelenwanderung ausschließen. Wo bleibt da denn
bitte die wissenschaftliche Herangehensweise?
Doch die Frage bleibt, ob es sich hier wirklich um eine Seelenvertauschung handelt, oder ob Dae-jin tatsächlich nur
glaubt Ho-jin zu sein. Es gibt viele Anzeichen dafür, dass er tatsächlich Ho-jin geworden ist, so beweist sich Dae-jin
plötzlich
als außerordentlich handwerklich begabt oder als guter Koch. Außerdem kann er Eun-su von vielen Geheimnissen erzählen,
die zwischen ihr und ihrem Ehemann geblieben sind. Selbst nach dem Erwachen aus seinem Koma begibt sich Dae-jin sofort
zu einem Spiegel und zeigt uns damit, dass er sich erstmal selbst seiner eigenen Identität bewusst werden muss.
"Addicted" ist aber gar nicht so einfach gestrickt wie man annehmen könnte, denn er bietet auch noch einen sehr
interessanten Twist, der dem Film eine völlig neue Bedeutung gibt. Es ist außerdem sehr ungewöhnlich, aber doch
glaubwürdig, wie Eun-su auf diese Enthüllung reagiert. Schlussendlich bietet der Film also auch Stoff zum Nachdenken
und ist keinesfalls nur leichte Romantik-Unterhaltung.
Der Film bietet eine gute Portion Drama ohne es zu übertreiben, und überzeugt gerade auf dieser Ebene
dank seiner großartigen Darsteller. Lee Eol ("Holiday", "Bloody Tie") darf zwar nur am Anfang des Films mitwirken,
überzeugt dafür aber umso mehr als liebenswerter Ehemann mit Herz. Lee Mi-yeon ("Indian Summer", "Typhoon") spielt
die Ehefrau und lässt uns ihre strahlende Seite ebenso klar sehen, wie ihr gerbrochenes Herz nach dem Unfall ihres
Mannes. Eigentlicher Star ist aber natürlich Lee Byung-hun ("A Bittersweet Life", "Bungee Jumping of Their Own"), der
hier wieder mal eine grandiose Leistung abgibt. Sein Charakter ist vielschichtig und er schafft es, dass wir niemals
wirklich wissen woran wir bei ihm sind. Ist er tatsächlich Ho-jin oder leidet er nur an einem posttraumatischem
Stress-Syndrom? Lee Byung-hun überzeugt jedenfalls gerade dank seiner leicht reservierten Art und kann besonders in
seinen Szenen mit Lee Mi-yeon auf emotionaler Ebene punkten. Ohne die großartige Besetzung wäre der Film jedenfalls
sicherlich nur halb so gut geworden.
Regisseur Park Young-hoon, der mit seinem späterem "Innocent Steps" ebenfalls eine positive Kritik von mir
bekommen sollte, beweist hier ein gutes Gespür dafür wie er seine Geschichte zu erzählen hat, und verpasst es auch
nicht immer wieder gut erkennbare Hinweise in seinen Film zu streuen, die den Zuschauer auf den großen Twist
vorbereiten können, oder ihn auch komplett in die Irre führen mögen. Das Tempo mag zwar in der Mitte und gegen
Ende immer mal wieder kurzzeitig abfallen, aber dennoch erweist sich dieser dramatische Liebesfilm als sehr
unterhaltsam, und kann besonders mit seinem bittersüßem Charakter überzeugen. Das Ende ist wirklich gelungen und
gibt uns sogar noch ein wenig zum Nachdenken mit auf den Weg.
"Addicted" ist einer jener Filme, bei denen man nicht viel erwartet und die einen dann sehr angenehm positiv
überraschen. Wer nach einem Liebesdrama mit dem gewissen Etwas sucht, der wird hier fündig werden. Ein schöner Film,
der viel mehr bietet als ein typisches Drama, und dabei herzerwärmend und tragisch zugleich ist.
Sehr empfehlenswert!