AsianMovieWeb logo
Original Title:
Baramnan gajok

South Korea 2003

Genre:
Drama

Director:
Im Sang-soo

Cast:
Moon So-ri
Hwang Jeong-min
Yoon Yeo-jeong
Kim In-moon
Bong Tae-gyu
Baek Jeong-rim
Kim Yeo-jin
Lee Cheon-hee
Sung Ji-ru


Search AsianMovieWeb



Mehr Infos zum Buch



Mehr Infos zum Buch



Mehr Infos zum Buch

A Good Lawyer's Wife

Story: Der Anwalt Joo (Hwang Jeong-min) führt eine oberflächliche Ehe mit der ehemaligen Tänzerin Ho-jeong (Moon Soo-ri). Die beiden haben einen adoptierten Sohn, ansonsten verbindet die beiden aber nicht viel miteinander. Joo geht überdies mit Yeon (Baek Jeong-rim), einer Freundin, fremd, während sich Ho-jeong geschmeichelt fühlt, dass sie von ihrem jungen Nachbarn Ji-woon (Bong Tae-gyu) beobachtet wird, dem sie sich dann ebenfalls annähert.
Die Verhältnisse in der Familie nähern sich immer mehr einer Krise an als Joos Vater droht an Leberversagen zu sterben und der Anwalt bei einer Autofahrt mit seiner Freundin einen betrunkenen Motorradfahrer anfährt. Der Betrunkene ist nicht versichert und seine Existenz ist ernsthaft bedroht, weshalb er sich an Joo auf eine Art rächt, welche die ohnehin angeschlagene Familie komplett auseinanderfallen lässt...

Kritik: "A Good Lawyer's Wife" ist eine provokative und schockierende Charakterstudie der Mitglieder einer kaputten Familie. Regisseur Im Sang-soo spart bei seinem Drama auch keineswegs an Sex und Gewalt, weshalb der Film auch gleich den Missmut prüder koreanischer Kritiker auf sich zog. Das Interesse des Publikums war wohl aber auch durch das relativ freizügige Poster angeheizt worden und dieses strömte dann ziemlich zahlreich in die Kinos. Dass der Film recht erfolgreich lief, ist vor allem deshalb so erstaunlich, als dass der Film eigentlich ein ernstes und subtiles Drama ist, welches mit seinem feinen Sinn für schwarzen Humor nicht immer ganz leicht vom Zuschauer eingeschätzt werden kann. Der Film nimmt sich durchaus ernst, dennoch gibt es eine Art von unangenehmer Unbeschwertheit im Film, die jedoch auch als solche vom Regisseur intendiert war. Dementsprechend ist es aber auch recht schwierig den Film immer richtig einzuschätzen, manchmal ist man sich nicht sicher, ob die einzelnen Teile auch wirklich zu einem kohärenten Ganzen passen, aber die Faszination bleibt bei diesem außergewöhnlichen Werk bis zum Schluss vorhanden.

Der Originaltitel des Films beschreibt in etwa eine Familie, die wechselnde (sexuelle) Bekanntschaften hat. Das trifft es dann auch viel eher als der englische Titel, denn Ho-jeong kann nur bedingt als eigentliche Protagonistin überzeugen. Tatsächlich steht nämlich mehr oder weniger die ganze Familie im Fokus. Das gibt dem Film etwas mehr Tiefe und lässt ihn nicht zu einem typischen Drama verkommen. Stattdessen gibt es hier aber durchaus Anleihen des Art-House Kinos zu finden. Dankenswerterweise ist das Tempo des Films aber keineswegs unnötig gemächlich, sondern es geschieht immer etwas, das uns tiefer in die Welt dieser einsamen Individuen abtauchen lässt. Ein durchaus ab und an erkennbarer Fokus liegt aber dennoch auf Ho-jeong, eine Frau, die eigentlich in ihren besten Jahren ist, aber ihren Teil eines durchschnittlichen Ehelebens spielt, bei dem unverkennbar etwas im Argen liegt.

Sex spielt in "A Good Lawyer's Wife" eine große Rolle, es wird darüber geredet und der Akt selbst wird manchmal oft auf erstaunlich freizügige Weise gezeigt, womit Regisseur Im Sang-soo einer der Vorreiter seiner Generation ist, zumal er das prüde Korea schon mit seinem Debutwerk "Girls' Night Out" schocken konnte. Sex scheint dabei für die Protagonisten ein Mittel zu sein ihre Einsamkeit zu vertreiben, miteinander in Verbindung zu treten ohne dabei zu viel von sich Preis zu geben. Eine Szene zwischen dem Anwalt und seiner Freundin, mit der er schon seit geraumer Weile fremd geht, stellt dies besonders deutlich heraus. Wir erfahren, dass er mit dieser niemals über sich oder seine Probleme redet, genausowenig wie mit seiner Frau. Joo ist ein verschlossener Mann, der gerne auch mal die Flucht im Alkohol sucht, genauso wie sein Vater, der darunter leidet, dass er seine Geschwister während des Korea-Kriegs in Nordkorea zurückgelassen hat.

Im Sang-soo ist ein Mann, der in seinen Filmen gerne mal politisch wird und kein Blatt vor den Mund nimmt. Seine letzten Werke "The President's Last Bang" und die Literaturadaption "The Old Garden" beweisen dies, hier hält er sich aber eher zurück und bringt das Trauma, das der Koreakrieg bei den Hinterbliebenen hinterlassen hat auf sehr subtile Weise mit ein. Überraschend ist aber der schwarze Humor, der eigentlich den ganzen Film durchzieht. Joos Vater liegt im Sterben, doch die Familie vor allem Joos Mutter macht sich genauso wie der Vater selbst darüber lustig. Wirklich traurig scheint man über den bevorstehenden Verlust auch nicht zu sein. Die Familie hat offensichtlich ein gestörtes Verhältnis zueinander und das schon seit mehreren Generationen, was nahe legt, dass es in Korea in vielen Familien so aussieht. Der schwarze Humor gibt "A Good Lawyer's Wife" jedenfalls eine besondere Note, besonders da man sich gegen Ende, wenn der Film etwas düsterer und dramatischer wird mit starkem Schuldbewusstsein an sein Schmunzeln zurückerinnert.

An vielen Stellen ist Ims Werk nicht nur wegen der vielen nackten Haut überraschend, sondern auch wegen seiner umfangreichen emotionalen Achterbahnfahrt, auf die er den Zuschauer mitnimmt. In Bezug auf den Sohn des Ehepaares ergibt sich jedoch ein Twist, der irgendwie merkwürdig erscheint und beim Zuschauer ein ungutes Gefühl im Magen hervorruft. Da hilft auch der schwarze Humor nicht mehr drüber hinweg. Damit bleibt der Film an manchen Stellen etwas fragwürdig, zumal er uns, wenn man es genau nimmt, eine tatsächliche Aussage schuldig bleibt. Doch dieser außergewöhnliche Blick, den uns Regisseur Im auf eine noch außergewöhnlichere (oder eben eigentlich ziemlich typische?!) Familie Koreas gibt ist zu jedem Zeitpunkt lohnenswert. Besonders die Darsteller, allen voran Moon So-ri ("Oasis", "Sa-kwa") geben eine beeindruckende Darstellung ab und Moon hat sich mit ihren vielen Nacktszenen glücklicherweise nicht in ein Karrieretief manövriert, da sie einfach schauspielerische Expertise besitzt. Hwang Jeong-min ("Happiness", "You are my Sunshine") leistet ebenfalls seinen Part, um Ims drittes Werk zu einem tiefgängigen und interessanten Film zu machen, der aber nicht unbedingt jedermanns Geschmack treffen mag. Man sollte schon damit zurecht kommen können am Schluss mit einem gewissen Schuldbewusstsein in den Abspann entlassen zu werden.

(Autor: Manfred Selzer)
rating
Film kaufen:

Yesasia Logo